2024-05-02T16:12:49.858Z

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Zwei Vereine, die wieder oben mitspielen wollen: Rot-Weiss Hadamar (links Jurij Gros) und der SV Wiesbaden (rechts Michael Seidelmann). 	Foto: Archiv
Zwei Vereine, die wieder oben mitspielen wollen: Rot-Weiss Hadamar (links Jurij Gros) und der SV Wiesbaden (rechts Michael Seidelmann). Foto: Archiv

Die Jahre der Lethargie sind vorbei

HESSENLIGA: +++ Vereine haben kräftig aufgerüstet +++ Bärenstarke Aufsteiger sorgen für Attraktivität +++ ,,Liga so stark wie lange nicht mehr" +++

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GIESSEN. Als der FSV Fernwald noch die Farben des Sportkreises Gießen in der Fußball-Hessenliga vertrat, galt die höchste Amateurklasse Hessens - vor allem in den letzten drei Jahren - als Armenhaus Deutschlands. Mitunter war es so, dass händeringend Vereine gesucht wurden, die den Sprung in die Regionalliga wagen wollten. Nicht nur der SC Waldgirmes, Hessenliga-Meister 2009, scheute das wirtschaftliche Risiko. Wer sich dennoch einmal traute, fristete in der Regionalliga Süd ein Schattendasein und wurde nicht selten mit dem direkten Wiederabstieg bestraft.

Handvoll Titelkandidaten

Mit dem Meister der vergangenen Saison, TSV Steinbach, scheint sich ein Wandel anzubahnen, der in der anstehenden Spielzeit seine Fortsetzung findet. Die Liga hat an der Spitze aufgerüstet, mehr als eine Handvoll Clubs will die nächste Stufe erklimmen und nimmt dafür, gestützt in der Regel von großzügigen Mäzenen und Sponsoren, eine Menge Geld für dieses Ziel in die Hand.

Für die Attraktivität der Liga ein Segen, der sich auch positiv auf die Zuschauerzahlen beim heimischen Aushängeschild Teutonia Watzenborn-Steinberg auswirken dürfte, der mit seinem Gesamtetat sicherlich auch zu den eher besser Betuchten der Hessenliga zählen darf.

Aber lange nicht an die Größenordnungen eines FC Hessen Dreieich herankommt. Der Aufsteiger aus der Verbandsliga Süd übertrifft in Sachen Etat selbst den aktuellen Meister TSV Steinbach um Längen. Der erst vor zwei Jahren gegründete Verein hat mit den Millionen von Unternehmer Hans Nolte (Hahn Air) ein neues Stadion aus dem Boden gestampft. Auch das Umfeld kann sich mit so manchen Drittligisten messen. Mittelfristig soll es mindestens in die Regionalliga gehen für den Club, der mit 14 Punkten Vorsprung Meister wurde. Trainer und Sportdirektor Thomas Epp (früher Eintracht Frankfurt) hat einen Kader beisammen, der einen Platz mindestens unter den ersten Fünf möglich erscheinen lässt. ,,Und wenn wir Erster werden, nehmen wir das natürlich gerne mit", meint Epp vielsagend.

Auf der Liste der Titelkandidaten stehen aber weitaus mehr Vereine. Der TSV Lehnerz, finanziell ebenfalls gut ausgestattet, will nach der knapp verpassten Relegation erneut angreifen, ebenso wie der letztjährige Rangfünfte SV Wiesbaden, der 1. FC Eschborn - nach einer enttäuschenden Runde (Platz 10) - oder der Tabellendritte SV Rot-Weiß Hadamar, dem in der abgelaufenen Saison gerade einmal ein Pünktchen zum Erreichen der Regionalliga-Relegationsrunde fehlten.

Mit Borussia Fulda kehrt ein weiteres ehemaliges Flaggschiff des hessischen Amateurfußballs in die Hessenliga zurück. Die Osthessen sind wie Dreieich nicht als klassischer Aufsteiger mit der Zielsetzung Klassenerhalt zu betrachten, auch in der Johannisau wurde in den letzten Jahren kräftig investiert.

Große Qualität

Deutlich kleine Brötchen will dagegen der FC Bayern Alzenau backen, der die Gruppe der Vereine anführt, die sich keine Sorgen um den Klassenerhalt machen müssen, aber auch kaum für einen Platz unter den ersten Fünf in Frage kommen. Dazu zählt auch der SC Teutonia Watzenborn-Steinberg, dem Experten wie Niko Semlitsch (siehe rechts) oder auch der Ex-Trainer des FSV Fernwald, Daniyel Bulut, eine gute Rolle in der Liga zutrauen. Bulut, inzwischen Coach des VfB 1900 Gießen, hält die Hessenliga auf jeden Fall für ,,so stark wie lange nicht. Das wird eine sehr interessante Saison, darauf kann man sich freuen".

Bis zu fünf Absteiger

Die ,,interessante Saison" hat es aber auch im Kampf um den Klassenerhalt in sich. Denn im schlechtesten Fall müssen nach dem festgelegten Spielgeschehen fünf Mannschaften den Weg in die Verbandsligen antreten. Ohne dabei eine Rangliste aufzustellen, kämen für diese Kategorie die finanziell längst nicht so gut aufgestellten Vereine Viktoria Griesheim, Spvgg Oberrad, der FSC Lohfelden, OSC Vellmar, der SV Flieden, die Sportfreunde Seligenstadt, der vierte Aufsteiger SG Rot-Weiss Frankfurt und womöglich auch Eintracht Stadtallendorf in Frage. Eins scheint damit sicher: Die Hessenliga wird spannend - in beide Richtungen.



Aufrufe: 023.7.2015, 11:30 Uhr
Hans-Ulrich WinterAutor