2024-04-24T13:20:38.835Z

Im Nachfassen

Die Grundlage für künftige Konstanz bei Holstein Kiel

Neitzel: "Langfristige Arbeit wird sich auszahlen."

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Wie wichtig der Heimsieg für Karsten Neitzel war, erkannte man am besten an seiner Reaktion direkt nach dem Siegtor. Als sein Team beim folgenden vorletzten Angriff der Gäste einen unnötigen Freistoß verursachten, schimpfte und tobte Neitzel an der Seitenlinie als ob die Meisterschaft auf dem Spiel stünde. Dabei war der Klassenerhalt längst gesichert.

,,Wir wussten ja zur Pause auch, wie es in Osnabrück steht", sagte Neitzel. Angesichts des klaren Rückstands von Werder II und der Niederlage des SV Wehen Wiesbaden tags zuvor hätten sich die Kieler sogar eine Niederlage ,,leisten" können.

Das jedoch hätte zwar den Klassenerhalt, nicht aber das positive Gefühl der letzten Wochen gesichert. ,,Die Rückrunde war nicht schlecht", fasste Kapitän Rafael Czichos zusammen. ,,Wir sind einfach viel stabiler geworden." Dass die gesamte Saison jedoch nicht in positiver Erinnerung bleiben wird, weiß auch Neitzel. Auch deshalb war der 48-Jährige nach dem 1:0-Heimsieg erkennbar erleichtert. ,,Es war wichtig für uns, dass wir das aus eigener Kraft geschafft haben", sagte er. ,,Für viele war das emotional sicher kein Highlight. Das wird nach Platz drei im Vorjahr eben nicht so wahrgenommen, das kann ich auch verstehen."

Neitzel jedoch weiß besser als jeder andere, dass auch das Erreichen des Minimalziels und die Möglichkeit, im Schlussspurt zumindest noch den offiziell angestrebten einstelligen Tabellenplatz zu sichern, keine einfache Aufgabe darstellte. In einer Saison des Umbruchs, mit viel Verletzungspech, mit erstmals hoher Erwartungshaltung brauchte die Mannschaft länger als erhofft, um zu einer Einheit zu wachsen.

Inzwischen ist das gelungen. Dass Holstein Kiel inzwischen seit 427 Minuten ohne Gegentor ist, ist ein Indiz dafür. Dass sich sieben ungeschlagene Spiele aneinanderreihen und dabei nur ein Gegentreffer kassiert wurde, ein zweites. ,,Wir sind im Winter mit zwei Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze gestartet. Jetzt haben wir zehn", rechnete Neitzel vor.

Die in den letzten Wochen erstmals bewiesene Konstanz ist für Neitzel das Wichtigste. ,,Jeder Drittliga-Spieler kann einmal eine starke Leistung abrufen. Aber die wenigsten können das 20 Mal", erklärte er den Unterschied. Für die Teamleistung gilt ähnliches. Zufrieden ist der Trainer indes, dass die Konstanz im Verein gelebt wird. ,,Das wird auch außerhalb wahrgenommen, freut sich Neitzel und ist sich sicher, dass sich die langfristige Arbeit auszahlen wird.

,,Bestes Beispiel ist doch die 2. Liga", erläuterte er mit Blick auf die aktuelle Lage. ,,Freiburg und Paderborn sind im Vorjahr aus der Bundesliga abgestiegen. Wo steht der Verein, der mit Ruhe und Konstanz weiter gearbeitet hat? Und wo der, bei dem es anders gehandhabt wurde?"

Der gesicherte Klassenerhalt ist die Basis dafür, dass diese Arbeit auch in Kiel fortgesetzt wird. Der Sieg und die damit verbundene Serie der Grund, warum die Saison mit Höhen und Tiefen am Ende vielleicht auch bei der breiten Masse am Ende nicht plump als Misserfolg abgehakt wird. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass die jetzige Serie die Grundlage für ein deutlich besseres Folgejahr ist - in Neitzels realistisch angelegten Drittliga-Maßstäben: deutlich früher 45 Punkte haben, um dann vielleicht vom Aufstieg träumen zu können.
Aufrufe: 03.5.2016, 11:00 Uhr
SHZ / cjeAutor