2024-04-25T14:35:39.956Z

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Der Abräumer: Auf der Position vor der Abwehr fühlt sich Dario Schumacher (r.) am wohlsten. FOTO: HEMPEL
Der Abräumer: Auf der Position vor der Abwehr fühlt sich Dario Schumacher (r.) am wohlsten. FOTO: HEMPEL

Die Führungskraft vom Golfplatz

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Da­rio Schu­ma­cher hat ge­ra­de sei­nen Ver­trag ver­län­gert und will da­zu bei­tra­gen, den Club in der Re­gio­nal­li­ga zu eta­blie­ren. Der En­kel von Heinz Hor­nig strebt ei­ne Kar­rie­re im Sport­ma­nage­ment an. Er­ster Auf­tritt nach der Win­ter­pau­se bei der U 23 des 1. FC Köln.

Da­rio Schu­ma­cher ge­hört beim Fuß­ball-Re­gio­nal­li­gis­ten Bon­ner SC zu den Glü­ckli­chen. Nicht un­be­dingt, weil der Mit­tel­feld­spie­ler als un­ums­tritt­ene Stamm­kraft in 19 Spie­len sechs­mal traf und sechs­mal sei­nen Mit­strei­tern ei­nen Tref­fer auf­leg­te. Son­dern des­halb, weil der 23-Jäh­ri­ge kei­nen Ur­laubs­tag op­fern muss, um am Mon­tag um 14 Uhr zum Auf­takt der Res­trun­de bei der U 21 des 1. FC Köln im Franz-Kre­mer-Sta­di­on da­bei sein zu kön­nen. Schu­ma­cher ab­sol­viert zur­zeit ein Fern­stu­di­um in Bu­si­ness und Sport­ma­nage­ment an der IST-Hoch­schu­le in Düs­sel­dorf.

Den prak­ti­schen Part sei­ner Aus­bil­dung ab­sol­viert der En­kel von Na­tio­nal­spie­ler und Vi­ze­welt­meis­ter Heinz Hor­nig ab­wech­selnd in zwei Golf­clubs in Ober­hau­sen und Gel­sen­kir­chen. „Ei­nen Tag in der Wo­che ha­be ich frei“, sagt Schu­ma­cher. An den üb­ri­gen Ta­gen ma­nagt er von 9 bis 14 Uhr den Be­trieb in den Clubs. Sein Be­rufs­ziel: Gol­fleh­rer oder Ma­na­ger in ei­nem Golf­club. Nicht aus­schlie­ßen will der Frei­stoß­spe­zi­a­list ei­ne An­stel­lung als Ma­na­ger ei­nes Fuß­ball­clubs. Wenn es geht, im Pro­fi­be­reich.

Das Pen­sum von Schu­ma­cher ist stramm. Von der je­wei­li­gen Golf­club-Ge­schäfts­stel­le geht's nach Hau­se. Dort, in Es­sen, ist dann Ler­nen an­ge­sagt. Am 15. Fe­bru­ar steht die er­ste Klau­sur des Se­mes­ters an. An­schlie­ßend fährt Schu­ma­cher ge­mein­sam mit dem Gel­sen­kir­che­ner Con­nor Krem­pi­cki vier­mal in der Wo­che zum Trai­ning nach Bonn. Hin und zu­rück macht das gut und ger­ne 200 Ki­lo­me­ter. Nach 21.30 Uhr folgt noch der ei­ne oder an­de­re Blick in die Stu­di­en­un­ter­la­gen.

Wa­rum die Stra­pa­zen? „Weil's beim BSC Spaß macht“, sagt Schu­ma­cher, der als Fuß­bal­ler auch an­de­re Zei­ten er­lebt hat. Als Vier­jäh­ri­ger stand er erst­mals auf dem Platz. Als 14-Jäh­ri­ger lan­de­te das Ta­lent bei Ale­man­nia Aa­chen. Der Kar­rie­re­weg ver­lief viel­ver­spre­chend. Mit 20 Jah­ren spiel­te Schu­ma­cher mit Aa­chen in der 3. Li­ga. Zehn Par­tien und zwei To­re mach­ten sich nicht schlecht im Le­bens­lauf. Aber dann ging der Ale­man­nia das Geld aus. Die Mann­schaft um den Ex-Köl­ner Al­bert Streit fiel aus­ein­an­der und stieg in die Re­gio­nal­li­ga ab. Schu­ma­cher wech­sel­te in die U 21 des FC Schal­ke 04, ver­sprach sich dort mehr Chan­cen für den er­sehn­ten Sprung in den Pro­fi­ka­der.

Ein­mal be­rief Trai­ner Jens Kel­ler den jun­gen Mit­tel­feld­spie­ler in der Sai­son 2013/2014 in den vor­läu­fi­gen Pro­fi­ka­der für das Po­kal­spiel in Darm­stadt, das Schal­ke dann oh­ne Schu­ma­cher mit 3:1 ge­wann. Zwei- bis drei­mal pro Wo­che trai­nier­te Schu­ma­cher oben mit. Aber dann ka­men Spie­ler wie Le­roy Sa­né. Der Stern des de­fen­si­ven Mit­tel­feld­spie­lers be­gann zu sin­ken. „In mei­nem letz­ten Jahr auf Schal­ke hat­te ich den Spaß am Fuß­ball ver­lo­ren“, er­in­nert sich die BSC-Stamm­kraft. „Es ist nicht leicht, wenn man sich un­ge­recht be­han­delt fühlt.“ Schu­ma­cher woll­te nur noch weg.

Ehe­ma­li­ge Mit­spie­ler wie Sa­scha Dum emp­fah­len dem heu­te 23-Jäh­ri­gen den Wech­sel zum Bon­ner SC, wo ein ge­wis­ser Da­ni­el Zill­ken trai­nier­te. Auch der Opa wuss­te viel Gu­tes über den BSC und des­sen Trai­ner zu be­rich­ten. „Sa­scha kann­te Zill­ken aus sei­ner Zeit in Le­ver­ku­sen“, er­zählt Schu­ma­cher. „Und ich muss sa­gen, er hat­te recht mit sei­ner Ein­schät­zung.“ Der Spaß am Fuß­ball kam zu­rück. Der Hor­nig-En­kel blüh­te re­gel­recht auf und ge­hör­te auf An­hieb zu den Füh­rungs­spiel­ern des Auf­stei­gers. „Wir sind wirk­lich ei­ne Mann­schaft“, er­klärt Schu­ma­cher, „ganz an­ders als auf Schal­ke, wo je­der nur mit sich be­schäf­tigt war.“ Der sechs­fa­che Tor­schüt­ze will mit dem BSC nicht nur drin­blei­ben. „Ich will mit Leis­tung da­zu bei­tra­gen, wei­te­re Spon­so­ren ins Boot zu ho­len und den BSC in der Re­gio­nal­li­ga zu eta­blie­ren.“ En­de Ja­nu­ar ver­län­ger­te der Sech­ser, der drei sei­ner Frei­stö­ße oh­ne Um­schwei­fe im Tor un­ter­brach­te, sei­nen Ver­trag bis 2018. Den Traum vom Voll­pro­fi hat er noch nicht auf­ge­ge­ben. „Fuß­ball ist schnell­le­big. Wenn sich ein Dritt­li­gist mel­det, müss­te ich über­le­gen.“ Aber jetzt spielt Schu­ma­cher beim BSC. Und das ger­ne. Con­nor Krem­pi­cki kann ein Lied da­von sin­gen. „Ich ver­su­che ihn je­den Tag zu über­re­den, in Bonn zu blei­ben“, ver­rät der 23-Jäh­ri­ge. „Mal se­hen, ob's wirkt.“

Aufrufe: 011.2.2017, 13:00 Uhr
General-Anzeiger / Thomas HeinenAutor