2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

Die dritte Halbzeit – Kabinengespräche

Fußball: Michael Meier und Philipp Knappmeyer machen sich bei FuPa Gedanken um den großen und kleinen Fußball

Michael Meier ist seit einer gefühlten Ewigkeit Mitarbeiter der Lokalsportredaktion der Neuen Westfälischen in Lübbecke. Das Spezialgebiet des 42-Jährigen ist die Fußball-Kreisliga A – jede Woche berichtet er über die Spiele sowie Hintergründe bei den Vereinen in dieser Klasse. Philipp Knappmeyer ist den meisten als Fußballtrainer bekannt. Augenblicklich engagiert sich der 32-Jährige im DFB-Stützpunkt Lübbecke als Trainer und widmet sich der Nachwuchsarbeit, nachdem er zuvor als Trainer beim FC Lübbecke und Union Varl in Erscheinung getreten war.
Ab sofort haben die beiden Fußball-Kenner ein neues Betätigungsfeld. Unter www.fupa.net/luebbecke setzen sie sich unter dem Titel „Die dritte Halbzeit – Kabinengespräche“ mit Themen auseinander, die mit dem Fußball zu tun haben. Ab dem heutigen Samstag sind ihre Gedanken und Überlegungen zum bevorstehenden Fußballjahr 2017 unter der oben angegebenen Internet-Adresse nachzulesen. Dabei geht es nicht nur um den großen Fußball (es steht ja bis auf den Confed-Cup keine Großveranstaltung wie Welt- oder Europameisterschaft auf dem Terminkalender), sondern auch um einen Blick in und auf die Ligen, in denen der TuS Tengern (Landesliga), der FC Preußen Espelkamp und der TuS Dielingen (Bezirksliga) sowie alle Teams des Fußballkreises Lübbecke unterwegs sind.

So sieht Michael Meier das kommende Fußballjahr

Für mich ist da eigentlich schon Langeweile pur angesagt. Keine WM, keine EM. Es wird also zumindest in diesem Jahr wohl keine lustigen Sachen unseres obersten Fußballlehrers zu sehen geben. Stattdessen darf man sich auf eines der größten Fußball-Events überhaupt freuen: den Confederations Cup. Liebevoll auch Confed-Cup genannt. Eine Veranstaltung, so überflüssig wie ein Kropf. Dieses sportlich hochwichtige Turnier soll Werbung für die WM in Russland machen. Mitnichten. Wie stellte der Schalker Manager Heidel so schön fest: bald gibt es noch ein Vorbereitungsturnier auf den Confed-Cup. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Wären wir schon bei der Weltmeisterschaft. Auch gegen den Willen vieler Verbände hat die FIFA, angeführt vom großen Präsidenten Infantino, eine Aufstockung des Teilnehmerfeldes beschlossen. Ob nun 40 oder 48 Mannschaften? Ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Wie sich die Aufstockung auf die Qualität des Turniers auswirkt, konnte jüngst erst bei der EM in Frankreich bestaunt werden. Auch kleinen Länder die Möglichkeit geben, an der WM teilzunehmen. Ganz großes Kino der Leidenschaft und Romantik. Es geht den mächtigen Entscheidern der FIFA letztlich nur um eins: Geld, Kohle, Zaster.

Die Bundesliga – ein Albtraum. Nach langen Jahren positiven Zittern mit meiner Borussia um europäische Plätze, heißt es jetzt wieder, zurück in die Vergangenheit. Wie sagte Marcel Janssen so schön: von Barcelona in den Abstiegskampf. Ich hatte eigentlich gehofft, diese Zeiten gehören erst einmal länger der Vergangenheit an. Leider sind sie aktueller denn je. Im Titelkampf hat sich Rasenballsport Leipzig in der Hinrunde zwar gut geschlagen, kann auf Dauer natürlich nicht mit den Münchener Bayern mithalten. Und auf Weißbierfeiern aus dem Süden kann ich gut verzichten. Sollte es anders kommen, tanzende Spieler aus Leipzig brauche ich ebenso wenig. Und der Glaube an Borussia Dortmund fehlt mir in dieser Spielzeit auch leider. 12 Punkte Rückstand auf Bayern. Nicht mehr aufzuholen. Hier bleibt nur die kleine Hoffnung, dass der BVB in der Champions-League im Finale die Bayern besiegt. Diese Saison kann nur der FC Liverpool retten. Gerrard´s Erben holen nach 27 Jahren wieder die englische Meisterschaft. Aber vermutlich begeht „Pöhler“ Klopp im letzten Saisonspiel einen Wechselfehler und die eigentlich sicher geglaubte Meisterschaft ist futsch. So oder so ähnlich wird es kommen. Liverpool hätte wieder eine „Nacht im Mai“.

Kommen wir zu meinem Steckenpferd, der Kreisliga A Lübbecke. Waren das noch schöne Spielzeiten, als man am letzten Spieltag noch pokern musste. Fahre ich nach Isenstedt, weil die vor dem letzten Spieltag Tabellenführer sind oder doch nach Frotheim, die im Falle einer Isenstedter Niederlage jubeln würden. Wie im Jahr 2011. Das hatte noch was vom Schalker Meisterdrama aus 2001. Es war zumindest bis zum Ende spannend. In diesem Jahr wird die „Messe“ schnell gelesen sein. Vermutlich schon im April dürfte der TuS Tengern II als Meister feststehen und kann sich dann ausgiebig mit den Plänen für die anstehende Mannschaftsfahrt nach Mallorca machen. Auch wenn schon jetzt feststeht, dass das Trainerduo zum Saisonende aufhören wird. Einen Motivationsabfall wird dies nicht geben. Zumal die „Kleeblätter“ ihre Trainer sicherlich mit der Meisterschaft verabschieden wollen. Im Abstiegskampf ist es zumindest noch etwas spannend. Wobei so früh wie schon lange nicht mehr, der erste Absteiger mit TuSpo Rahden feststehen dürfte. Wer mit den Rahdenern in den Fahrstuhl steigt, bleibt hingegen spannend. Ich lege mich fest, der zweite Fahrgast Richtung Kreisliga B wird zwischen dem BSC Blasheim und VfL Frotheim gesucht. Was das Ganze auch nicht gerade besser macht.

Bei den Mannschaften auf Bezirksebene bleibt der große Wurf leider wieder einmal aus. Der TuS Tengern spielt in der Landesliga zwar immer munter in der oberen Tabellenhälfte mit, doch der Sprung in die Verbandsliga wird auch diesmal nicht gelingen. Das gilt auch für den FC Preußen Espelkamp. Zu übermächtig ist der VfL Holsen, so sehr driften Anspruch und Wirklichkeit bei den „Adlerträgern“ auseinander. Bleibt nur zu hoffen, dass dem TuS Dielingen ein ähnliches Drama wie dem SuS Holzhausen in der letzten Saison erspart bleibt. Es muss einfach dem Altkreis Lübbecke einfach gelingen, auf kurz oder lang, wieder mehrere Teams in die Bezirksliga zu bringen. Leider ist die Realität aber anders. Auch deshalb blicke ich dem Fußballjahr 2017 eher skeptisch entgegen.


Das erwartet Philipp Knappmeyer vom Fußballjahr 2017

Ist das schön.
2017 – ein Fußballjahr ohne ein völlig aufgeblasenes Großereignis wie die letztjährige Europameisterschaft oder sportlich überwiegend reizlose und gesellschaftspolitisch überladene zukünftige Weltmeisterschaften.

Also ein reiner Blick aufs Wesentliche. Titel, Aufstiege, Abstiege, Trainer- und Spielerwechsel von der Kreisliga bis zur Champions League.

Fangen wir lokal an.
Die heimischen Kreisligen sind spannend wie eh und je.
Tummeln sich doch in der Kreisliga C und B mittlerweile einstige Schwergewichte wird es insbesondere in der Kreisliga B in enges Rennen.
6 Teams ringen um die Aufstiegsplätze. Ob es zwei oder drei werden hängt vom TuS Dielingen in der Bezirksliga ab.
Alswede hat sicher den renomiertesten Kader, Tonnenheide die beste Ausgangslage, Börninghausen um Nenneker und Co. viel Erfahrung im Aufstiegskampf, aber auch Holsen, Levern und Türk Gücü investieren viel für den Schritt in die Kreisliga A. Letztgenannte Teams ließen jüngst mit neuen Trainern aufhorchen und werden sicher eine hoch motivierte Vorbereitung auf die Rückrunde bestreiten.

Doch auch in der Kreisliga C ist der Blick auf die ersten Mannschaften höchst interessant. Der SVHO und der TuS Oppendorf spielen wohl den zweiten Aufsteiger aus und die Gerüchteküche brodelt gewaltig ob der Zukunft der Lübbecker Kickers. Wird es die letzte Saison des jüngsten Vereins im Lübbecker Stadtgebiet?

Im wohl ausgeglichensten Kreisoberhaus aller Zeiten scheint das Aufstiegsrennen geklärt. Doch selten hat der Herbstmeister seinen Vorsprung sicher ins Ziel gebracht. Ein Blick auf die schweren Auswärtsaufgaben lässt vermuten, dass es gute Chancen für die Verfolger gibt Tengerns Zweitvertretung noch einmal auf die Pelle zu rücken. Bleibt zu beobachten, ob Sander/Schmidt trotz ihres angekündigten Abschieds in der Lage sind die letzten Prozente aus der Mannschaft zu kitzeln. Verstärkungen aus dem Landesligakader sind angesichts der dort zu verzeichnenden Abgänge wohl weniger zu erwarten.
Darin liegt die Chance der Bezirksligaabsteiger in der Rückrunde richtig aufs Gaspedal zu drücken und gemeinsam mit BWO und Vehlage steten Druck auf die Spitze zu entwickeln.

Die Frage nach dem zweiten Absteiger gestaltet sich dramatisch.
Fast die halbe Liga muss sich intensiv mit dieser Frage beschäftigen, um nicht am Ende das Team zu sein mit dem keiner gerechnet hat. Die Lübbecker Teams aus Gehlenbeck, Blasheim und dem FC haben noch Nachträge und können ihre Ausgangssituation verbessern, haben aber damit auch eine höhere Belastung in kurzer Zeit. Frotheim, Schnathorst und TuRa haben eigentlich höhere Ansprüche als das letzte Tabellendrittel. Stemwede und Isenstedt dürfen sich bloß keine lange Schwächeperiode erlauben.

Die überkreislich spielenden Teams haben unterschiedliche Ausgangslagen.

Der FC Preußen und TuS Tengern spielen für ihre eigenen Ziele.
Beim TuS Tengern wird Holm Hebestreit neben dem Saisonziel Top 5 schon jetzt viele Gedanken an die Folgesaison verschwenden. Wer voller Ehrgeiz in sein sechstes Jahr geht und den TuS Tengern so stabilisiert und zum Top-Team geformt hat, hat zu Recht den Anspruch irgendwann ganz oben anzugreifen. Aber die Fragen für das „Mehr als Platz 5“ sind komplex. Wird die Arbeit im Hintergrund 2017 deshalb wichtiger als das sportliche Resultat zum Ende der Spielzeit 16/17?

Preußen Espelkamp kann dem unfassbar starken VFL Holsen nicht folgen.
Bleibt primär zu beobachten wie Trainer und Vorstand (gemeinsam?) auf diesen zu akzeptierenden Sachverhalt reagieren.
Der TuS Dielingen wird bis zum Ende um den Klassenerhalt ringen. Die Mannschaft hat inklusive Rückkehrer Marco Stagge die Qualität die Klasse zu halten und dem Fussballkreis Lübbecke damit endlich wieder drei Bezirksliga-Plätze zu sichern.

Zu guter Letzt Thesen für den „großen“ Fußball:

In Hamburg wird ab Sommer nur noch zweit- und drittklassiger Fussball gespielt!

Jürgen Klopp wird mit Liverpool Meister auf der Insel

Uli Hoeneß applaudiert seinen Bayern tränenüberflutet bei zwei Titeln

Arminia Bielefeld bleibt Zweitligist

Löw entwickelt Lösungen fürs letzte Drittel

Das eine korruptionsdurchtränkte Fifa ihre WM Entscheidung mit dem Argument globaler Verantwortung rechtfertigt und durchsetzt ist total absurd und ein schlechter Start ins Fußballjahr 2017.

Doch im Kontrast zu eben dieser Entscheidung liegt die Chance des Fußballjahres 2017.
Es kann der wachsenden Erkenntnis Raum bieten, dass unserem Sport in seinem Maximierungswahn das Erklimmen ein paar weniger Sprossen auf der „Höher, Schneller, Weiter-Leiter“ besser zu Gesicht steht als alles andere.

Steckbrief Philipp Knappmeyer

Alter: 32

Beruf: Im Rathaus in Minden aktiv

Lieblingsverein: Rot Weiss Essen

Größter Fußballtraum: Groundhopping - Sabbatical

Fußballerische Stärke: Spielvorbereitung

Fußballerische Schwäche ?

Eigenbewertung des fußballerischen Könnens (1-6): Zu Hause 3- Auswärts 4+

Für welche Liga würde mein Können reichen: Bezirksliga

Dein größter Fußballerfolg: Von Gerd Stein alle Freiheiten bekommen

Größte Leistung außerhalb des Platzes: Mit dem Donezk Dancer verwandt

Für welchen Verein würdest Du einmal gerne spielen: FC Preußen Espelkamp

Das sagst Du zu Deinem Gegenüber: Je größer der Bauch je kleiner der Ball

Erster Stadionbesuch: Donnerstag, 04.April 1991 Schalke 04 vs SV Waldhof Mannheim 1:2 –
der Versuch meines Onkels mich zum Schalker zu machen misslang

Bestes Stadionerlebnis: Samstag, 16.Oktober 2004 VFL Bochum vs Hansa Rostock 0:1 - Auswärts gestanden und eine Stunde nach Spielschluss im prall gefüllten Gästeblock die Mannschaft zum dritten Mal aus der Kabine gesungen.

Steckbrief Michael Meier

Alter: 42

Beruf: Internationaler Gullydeckel-Verkäufer bei MeierGuss

Lieblingsverein: Borussia Mönchengladbach, FC Liverpool

Größter Fußballtraum: Kreisliga D-Meisterschaft 2016/17 mit Union Varl IV

Fußballerische Stärke: Wenn es die gibt, dürften es am ehesten ruhende Bälle sein

Fußballerische Schwäche: Alles andere

Eigenbewertung des fußballerischen Könnens (1-6): ganz, ganz früher mal 3, jetzt wohl realistisch 5 (aber mit Sternchen)

Für welche Liga würde mein Können reichen: Kreisliga C

Dein größter Fußballerfolg: Kreisliga C-Meister mit dem VfB Fabbenstedt II im letzten Jahrhundert

Größte Leistung außerhalb des Platzes: Über 20 Jahre Freier Mitarbeiter im Sport, Aufstieg in die Tischtennis-Oberliga

Für welchen Verein würdest Du einmal gerne spielen: Union Varl (jetzt in die Tat umgesetzt)

Das sagst Du zu Deinem Gegenüber: Taktikprofessor (manchmal aber zu hoch für seine Spieler)

Erster Stadionbesuch: 08.05.1982 Arminia Bielefeld – Borussia Mönchengladbach 5:0 (trotzdem und vielen weiteren bitteren Jahren Gladbach-Fan geblieben)

Bestes Stadionerlebnis: Da gibt es zwei Highlights: 26. April 2003 Bökelberg völlig durchnässt auf der Gegengerade das 2:2 von Morten Skoubo gegen Leverkusen in der 90. Minute bejubeln zu dürfen bleibt ebenso hängen wie die Partie HSV gegen den VfB Stuttgart. Die Idee, mit einem Celtic-Trikot zum HSV-Spiel zu gehen, gehört nicht zu meinen besten.

Aufrufe: 014.1.2017, 10:00 Uhr
Michael Meier/Philipp KnappmeyerAutor