2024-04-16T09:15:35.043Z

Im Nachfassen

"Die beiden Siege haben mich selbst überrascht"

+++ FC Bechtelsbergs Spielertrainer Christian Frick über den holprigen Saisonstart, die aktuellen Stärken, seine Rolle als Spieler und Abstiegskampf bis zum Schluss +++

Als reiner Fußballverein wurde der FC Bechtelsberg erst im Jahre 2013 gegründet. Spielertrainer Christian Frick war von Anfang an dabei und führte das Team nach einem ehrenwerten fünften Platz im Gründungsjahr bereits vergangene Saison als Meister in die Alsfelder A-Klasse. Dort hatte das Team mit Startschwierigkeiten zu kämpfen, zeigte sich aber in den letzten Woche Stück für Stück formverbessert, verlor nur zwei der letzten neun Spiele und feierte zuletzt gegen die Topteams aus Mücke/Weickartshain (4:3) und Nieder-Ohmen (2:1) wichtige Auswärtssiege. Spielertrainer Frick stand FuPa im Interview über den Umschwung im Saisonverlauf, den Abstiegskampf als Neuland und seine Rolle auf dem Feld Rede und Antwort.

FuPa: Herr Frick, bis zum achten Spieltag musste ihr Team auf den ersten Saisonsieg warten. Warum haben sie sich anfangs so schwer getan in der neuen Klasse?

Christian Frick: „Das hat verschiedene Gründe. Zu Beginn der Runde hatten wir viele Verletzte zu beklagen und die Studenten, die weiter weg studieren, standen uns auch nicht regelmäßig zur Verfügung. Ich musste immer mit einem aus erster und zweiter Mannschaft zusammen gemischten Kader operieren. Zudem haben wir uns bis auf Michael Grösch, der aus Röllshausen kam, und sofort weitergeholfen hat, nicht sonderlich verstärkt.

Außerdem war in den Köpfen der Spieler der souveräne Aufstieg noch präsent. Die neue Situation und Liga hatten viele noch nicht verinnerlicht. Zu guter letzt kam auch noch meine Rotsperre am zweiten Spieltag gegen Schwalmtal hinzu, wofür ich vier Spiele gesperrt wurde. Für unser junges Team war es schwer zu verkraften, dass im Mittelfeld der Routinier fehlt, der die Ordnung herstellt. Das alles hat dazu geführt, dass wir nicht in der Klasse ankamen.“


FuPa: Ging in dieser Zeit die Angst im Team herum, ihr könntet eine ähnlich verkorkste Runde wie die SG Appenrod/Maulbach in der letzten Saison spielen?

Frick: „Appenrod diente zwar immer als negatives Beispiel. Aber anders als die SG haben wir, außer gegen Harbach (0:4, Anm. d. Red.), nie eine Klatsche bekommen. Gegen Schwalmtal haben wir beispielsweise lange in Unterzahl gespielt, kamen trotzdem noch zum Ausgleich, hatten sogar Riesenchancen zur Führung und kriegen unglücklich kurz vor Schluss das 1:2. Auch in den anderen Spielen zu Saisonbeginn gab es immer Schulterklopfer von den Gegnern.

Aber das nützte ja alles nichts. Wir haben die Situation so genommen wie sie war und von Woche zu Woche weitergearbeitet. Die Leistungen stimmten, aber uns hat das quäntchen Glück gefehlt, dass wir nun haben. So ein Billard-Tor wie gegen Nieder-Ohmen wäre vor acht Wochen noch vom zweiten Pfosten wieder im Feld gelandet.“


FuPa: Hatte die Mannschaft nach nur zwei Niederlagen im letzten Jahr das Verlieren verlernt?

Frick: „Natürlich waren wir von der B-Liga erfolgsverwöhnt. Viele unserer Spieler sind erst 19 oder 20 Jahre alt, waren erst Fünfter und dann Meister in der B-Klasse. Den Abstiegskampf kannten sie gar nicht und haben die Klasse vielleicht falsch eingeschätzt. Sie mussten sich mental darauf einstellen, in jedem Spiel 120-Prozent geben zu müssen.

Beim 1:1 gegen Romord/Zell am achten Spieltag hat das erstmals richtig geklappt. Das war der Wendepunkt. Außer in meiner Heimat Grebenau gegen Herzberg (1:4, Anm. d. Red.) und gegen Rüddingshausen (1:2, Anm. d. Red.) haben wir danach nur noch positive Ergebnisse abgeliefert.“


FuPa: Welche Gründe sehen Sie für die letzten beiden Auswärtscoups in Mücke und Nieder-Ohmen?

Frick: „Die beiden Siege haben mich selbst überrascht. Vor dem Mücke-Spiel habe ich den Jungs den Druck genommen. Wir hatten ja nichts zu verlieren. Mit einer solch verrückten Spielentwicklung mit Führung-Rückstand-Führung konnte allerdings niemand rechnen. Aber viele unserer Jungs, die am Anfang der Saison noch instabil waren, sind jetzt viel selbstsicherer.

Unsere pfeilschnellen Offensiven Jannis Bernhardt und Marco Hermann haben förmlich eine Leistungsexplosion erlebt. Dahinter sammelt Simon Welker fleißig Assists. In Mücke haben wir so aus sechs Chancen vier Tore gemacht. Und mit diesem Schwung im Rücken konnte das Team in Nieder-Ohmen befreit aufspielen und hat alle Angaben auf der Taktiktafel eins-zu-eins umgesetzt.“


FuPa: Vier der sechs Saisonsieg gelang dem FC auf fremden Plätzen. Warum fühlt sich das Team gerade auswärts so wohl?

Frick: „Auswärts sind wir nicht in der Pflicht das Spiel machen zu müssen. Das kommt unserer Spielanlage entgegen. Wir suchen stattdessen den Erfolg über schnelle Konter und nutzten diese Chancen dann auch konsequent aus.“


FuPa: Mittlerweile hat sich Bechtelsberg als Zehnter im Tabellenmittelfeld etabliert. Der Abstand zum Relegationsplatz beträgt aber nur fünf Punkte. Erwarten Sie Abstiegskampf bis zum Schluss?

Frick: „Unser Ziel waren 20 Punkte bis zur Winterpause. Im Moment haben wir 21 und noch zwei Spiele offen, liegen damit sogar über dem Soll. Aber von der Tabelle werden wir uns nicht blenden lassen und brauchen uns da selbst nichts vormachen. Fünf Punkte sind gar nichts.

Ich rechne mit dem Abstiegskampf, vielleicht nicht bis zum letzten Spieltag, aber doch bis in den April oder Mai hinein. Wir sind aber stark genug, den Abstieg zu verhindern. Hauptsache wir stehen am Ende nicht auf einem der letzten drei Plätze.“


FuPa: Wir bedanken uns für die Zeit, die Sie sich genommen haben, Herr Frick, und wünschen Ihnen und Ihrem Verein für die Zukunft alles Gute!

Aufrufe: 018.11.2015, 08:00 Uhr
Tim GeorgAutor