2024-04-23T13:35:06.289Z

Allgemeines

Die Abwehrchefin mit dem Durchblick

Ohne die extrem zweikampfstarke Jennifer Menningen wäre der Frauen-Landesligist SV Rosellen wohl nur die Hälfte wert

Jennifer Menningen ist erkältet. Ausgerechnet an Karneval. "Ich hab's irgendwie seit Tagen gespürt", krächzt die Fußballerin des Landesligisten SV Rosellen schwer verschnupft - und gibt dennoch Gas: Altweiber feierte sie in der Früh-Passage direkt am Kölner Dom, morgen lässt sie in Nievenheim die Puppen tanzen. Die Frau hat Power!

In Rosellen wissen sie das längst. Dass die 24-Jährige bei der Kreishallenmeisterschaft in Gustorf zur besten Spielerin der Endrunde gekürt wurde, überraschte dort niemanden. "Sie hat brilliert", schwärmt ihr Coach Hans Georg Solf. Er kennt die von den Lesern der NGZ zur "Sportlerin des Monats Januar" gewählte Fußballerin schon eine gefühlte Ewigkeit. Die extrem zweikampfstarke Technikerin, im zarten Alter von drei Jahren schon mit den Jungs des FC Delhoven auf dem Platz, kickte unter ihm und seiner Trainerkollegin Danuta Karas bereits beim VdS Nievenheim. Als die komplette Mannschaft nach Rosellen wechselte, strickte sie dort von Anfang an mit an der Erfolgsstory: Kreisliga, Bezirksliga - nun die erste Saison in der Landesliga. Ohne Jennifer Menningen kaum denkbar. "Sie spielt immer am oberen Limit", lobt Hans Georg Solf: "Sie kann ein Spiel lesen und gewinnt dabei fast alle Zweikämpfe." Ihren Job im zentralen Mittelfeld hat sie zwar aufgegeben, doch nur, weil sie als Abwehrchefin noch wertvoller für das Team ist. "Ich koordiniere unser Spiel jetzt eben von hinten", sagt sie. Und ist trotzdem jederzeit für ein Tor gut. "In unserer Torjägerliste stehe ich immer unter den ersten Drei", stellt sie nicht ohne Stolz fest. In der laufenden Spielzeit, die den SV Rosellen nach der Hinrunde auf dem guten fünften Rang sieht, werden ihre bislang vier Treffer intern nur von den vor allem in der Offensive tätigen Mitspielerinnen Selina Görres (14 Tore) und Jana Phadt (7) übertroffen. Während für die in Düsseldorf-Oberbilk bei der Druckerei Schaab & Co. in der Ausbildung zur Bürokauffrau stehende Fußballerin ein Wechsel zu einem höherklassig kickenden Mitbewerber trotz entsprechender Angebote nicht infrage kommt ("Ich hätte die Möglichkeit, woanders zu spielen, möchte aber lieber mit meinen Freunden zusammenbleiben."), könnte es mit ihr und den Rosellener Mädels mittelfristig durchaus noch mindestens eine Etage nach oben gehen: "Das Potenzial im Verein ist auf jeden Fall da." Hans Georg Solf urteilt ähnlich: "Wir sind jetzt im fünften Jahr hier und fühlen uns super behandelt. Wir genießen die gleiche Wertschätzung wie die Männer. Und darum sehe ich die Wahl zur Sportlerin des Monats auch als Auszeichnung für den SV Rosellen."

Sind ihre Verdienste auch unbestritten (Solf: "Es hat genau die Richtige erwischt."), dem Votum der NGZ-Leser begegnet die Gewinnerin mit dem größten Respekt. "Es war ja schon mal ganz schön, überhaupt dabei zu sein. Wenn ich - zumal bei der Konkurrenz - nicht gewonnen hätte, wäre das für mich auch okay gewesen. "

Dem Fußball im Allgemeinen und ihrem Verein im Speziellen wird sie also wohl noch eine ganze Weile treu bleiben. Zwar gehört sie schon jetzt zu den wenigen erfahrenen Kräften im Team, doch mit 24 Jahren kommt sie gerade erst ins richtige Alter. Hans Georg Solf weiß sehr genau, was er an seinem Schützling hat: "Danuta Karas und ich betreuen die Mädchen schon seit gefühlten hundert Jahren, und auch Jennifer Menningen ist seit den Anfängen in Nievenheim eine Spielerin der ersten Stunde. Sie ist mit allen Wassern gewaschen und einfach eine unglaublich abgezockte Leistungsträgerin." Trotz Schnupfennase die tollen Tage zu genießen, gehört da zu den leichteren Übungen.

Aufrufe: 015.2.2015, 16:00 Uhr
NGZ / Dirk SitterleAutor