2024-05-08T14:46:11.570Z

Aufreger der Woche
Ab nächster Saison wird die Reserve vom SVW Mainz nicht mehr auf dem Platz stehen. Archivfoto: Mandy Scholz.
Ab nächster Saison wird die Reserve vom SVW Mainz nicht mehr auf dem Platz stehen. Archivfoto: Mandy Scholz.

Dicke Luft beim SVW Mainz

Weil die Weisenauer ihre Landesliga-Reserve vom Spielbetrieb zurückziehen, sind deren Spieler zutiefst gefrustet

Weisenau. Beim SVW Mainz herrscht mächtig dicke Luft. Denn die Weisenauer werden ihre Zweite Mannschaft vom Spielbetrieb abmelden. Ab der kommenden Saison wird es im Aktivenbereich nur noch die Erste Mannschaft geben. Eine Entscheidung des Vereins, die die Spieler des SVW II vor den Kopf stößt. Sie fühlen sich veräppelt und sind bitter enttäuscht.

Einen Spieltag vor Saisonende liegt die Weisenauer Landesliga-Reserve in der B-Klasse Mainz-Bingen Ost mit ausgeglichener Bilanz und positivem Torverhältnis auf Platz neun. Das Team hat eine respektable Runde gespielt. Aber keine Zukunft mehr. Zumindest nicht als aktive Mannschaft, die am regulären Spielbetrieb teilnimmt. „Der SVW hat die Vorschläge der Zweiten Mannschaft abgelehnt, auch in Zukunft weiterzubestehen“, klagt deren Spieler Jens Perthold (29). Und spricht damit stellvertretend für den gesamten gefrusteten Kader.

Frust herrscht vor allem deshalb, weil der Rückzug angeblich daran hängen soll, dass der vom Team vorgeschlagene Wunschtrainer Klaus Foda – ein alter Weisenauer, der in Mainzer Fußballkreisen bestens bekannt ist und früher auch schon die Erste des SVW trainiert hat – nicht akzeptiert worden ist. Angeblich aufgrund des eingelegten Vetos von SVW-Ehrenpräsident Hans Werner senior und eines alten Konflikts zwischen beiden. Da der bisherige SVW-II-Trainer Patrick Grimes sich künftig um die Weisenauer A-Jugend kümmern soll, hatten Perthold und seine Mitstreiter nach einem Nachfolger Ausschau gehalten. Und ihn mit Foda eigentlich auch gefunden. Denn der einstige SVW-Trainer sei bereit, den Job zu machen. Sogar gegen geringes Salär.

„Das Ziel war, einen Trainer für wenig Gehalt einzustellen. Und jetzt, wo wir einen präsentiert haben und er sogar von unserem Fußball-Vorstand Jockel Becker und Helmut Heiser angenommen wurde, kommt das Veto vom Ehrenpräsident – und die beiden fallen um“, klagt Perthold.

„De facto ist es so, dass unser Ehrenpräsident immer noch der Strippenzieher im Verein ist und die Fäden in der Hand hält“, sagt Jens Perthold, der dem Mannschaftsrat angehört und einst selbst Spielertrainer der Zweiten Mannschaft war.

Ohne Coach sei kein geregelter Spielbetrieb möglich. „Jetzt heißt es plötzlich, dass unsere Zweite Mannschaft sich selbst trainieren, selbst finanzieren und eben einen Trainer finden soll, der den Job gratis macht. Aber das ist lächerlich und nicht vorstellbar“, bringt Perthold seine Sicht der Dinge auf den Punkt. Der hohe Zeitaufwand und die anfallenden Spritkosten müssten schließlich bei jedem Trainer in seine Tätigkeit mit einberechnet werden. „Unsere AH-Mannschaft ist ebenfalls für Klaus Foda. Er wäre die beste Lösung.“, sagt Perthold. Die Spieler der Zweiten seien auf 180. Und im Gegensatz zur Ersten Mannschaft, die nur aus teuren externen Spielern bestünde, die sich das Geld abholten, sei die Zweite tatsächlich ein Team aus Weisenau. Ein Team, das sich verschaukelt fühlt. „Wir hatten nie eine echte Chance, die Mannschaft zu erhalten“, sagt Perthold. Mit dem Wegfall der Zweiten breche auch das Sprungbrett der Weisenauer A-Jugend in die Erste weg.

Weisenaus Vize-Präsident und Fußball-Vorstand Helmut Heiser sieht die Dinge komplett anders. Der Verein habe sich die Entscheidung schließlich keineswegs leicht gemacht. „Wir wollen mit der Ersten Mannschaft in der Landesliga bleiben. Darauf wollen wir auch im nächsten Jahr unsere volle Konzentration richten“, sagt Heiser. Weiterhin wolle der SVW den Bereich der A-Junioren verstärken und für das kommende Spieljahr eine U 18-Mannschaft neben der U 19 in der Verbandsliga melden.

„In Anbetracht der Situation, dass nur wenige eigene Spieler bereit sind, in unserer B-Klasse-Mannschaft zu spielen, neue verpflichtet werden müssten, und die Organisation aufrecht erhalten werden muss, sehen wir uns nicht in der Lage, mit einer Zweiten Mannschaft an den Start zu gehen“, erläutert Heiser. Vielmehr wolle der SVW den vom Verein ausgebildeten Spielern eine Möglichkeit geben, den direkten Weg ins Landesliga-Team zu gehen. „Sollten daraufhin in den nächsten Jahren verstärkt Jugendliche in Weisenau verbleiben, kann man dann über einen Neustart der Zweiten nachdenken“, blickt Heiser voraus.

Pertholds Vorwürfe seien aus der Luft gegriffen und nicht zutreffend. Vor allem nicht jener, der sich um die Personalie Klaus Foda dreht. „Wir haben erwartet, dass das Team ein Stück weit Mitverantwortung trägt. Dazu war aber seit Jahren keiner bereit. Außerdem waren manchmal nur sieben Leute im Training“, schildert Heiser seine Sicht der Dinge. Die Zweite, de facto nur aus sechs echten Weisenauern bestehende Mannschaft werde keineswegs vom Verein ausgegrenzt. „Wir sind finanziell einfach nicht auf Rosen gebettet und deshalb leider gezwungen, auch mal unpopuläre Entscheidungen zu treffen“, so Heiser. Für die Kicker des SVW II ist das freilich ein schwacher Trost.

Aufrufe: 019.5.2015, 18:00 Uhr
Andreas Riechert Autor