2024-05-10T08:19:16.237Z

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F: Daniel Jungblut
F: Daniel Jungblut

Deutsche in die erste Mannschaft bringen

Der niederländische Klub VVV Venlo hat sich als Teil seines Nachwuchskonzeptes zum Ziel gesetzt, einen Spieler aus dem Nachbarland von einer unteren Altersklasse bis zu den Profis zu entwickeln.

Der niederländische Zweitligist VVV Venlo ist seit einigen Jahren darum bemüht, auf der deutschen Seite der nahen Grenze Talente für seinen Nachwuchs zu gewinnen. Aktuell spielen elf Spieler aus der deutschen Grenzregion in den U-Mannschaften von VVV.
"Wir scouten seit etwa fünf bis sechs Jahren in Deutschland im Umkreis von etwa 30 Minuten Fahrtzeit", sagt VVV-Jugendkoordinator Roger Bongaerts. Dabei ist ihm bewusst, dass er mit Bundesligisten wie Borussia Mönchengladbach konkurriert.

Bongaerts ist allerdings davon überzeugt, dass einigen Spielern die holländische Fußballschule mehr liegt, auch wenn er selbst den neuen deutschen Fußballstil mag. Und noch einen Vorteil sieht er in der punktuellen Ergänzung der VVV-Jugendmannschaften mit deutschen Spielern. Sie bringen eine andere Kultur mit, die wiederum die jeweilige Mannschaft stärkt. "Deutsche Spieler haben eine gewisse Spieldisziplin, sind allgemein sehr diszipliniert und haben Kampfgeist." Niederländische Nachwuchsspieler hätten hingegen eine andere Spielkultur und seien mündiger.

Den deutschen Spielern gefällt das niederländische Ausbildungssystem, weil es andere Schwerpunkte hat. Sprachbarrieren werden durch regelmäßigen Niederländischunterricht zügig beseitigt. Während die niederländischen Spieler alle auf dieselbe Schule gehen, versucht VVV mit den Schulen deutscher Spieler Absprachen zu treffen, damit Schule und Training funktionieren. Dreimal im Jahr macht VVV mit Eltern und Spielern Termine, um auch über die schulische Entwicklung der Kinder zu sprechen. "Wenn es mal klemmt, finden wir eine Lösung, da kann auch einmal eine Trainingseinheit fürs Erste wegfallen", erklärt Roger Bongaerts.

In den Jahrgängen U9 bis U12 liegt der Fokus in Venlo auf harter Arbeit und Spaß, in diesen Jahrgängen werden die Spieler auf allen Positionen eingesetzt, was eine breite fußballerische Entwicklung unterstützen soll. Ab der U13 beginnt der Verein mit der taktischen und kreativen Entwicklung der Spieler. Dabei steht in allen Altersklassen das Resultat an zweiter Stelle. Trainiert wird fünfmal die Woche, erst mit fortschreitendem Alter werden individuellen Stärken und Schwächen angegangen und mehr auf das Ergebnis geachtet.

Die Nähe zur Grenze sieht Bongaerts als Vorteil, auch wenn Vereine wie Mönchengladbach oder Schalke 04 das eine oder andere Talent bei Zeiten abwerben. Gegen diese Konkurrenz kann der Klub finanziell nicht mithalten, weil VVV nach Aussage von Robert Pinior, Deutschland-Verantwortlicher bei Venlo, nur die Fahrtkosten erstatten kann. Aber es kommt immer wieder zum gemeinsamen Austausch. Und bei Turnieren und Spielen gegeneinander gelingt es dem Nachwuchs von VVV regelmäßig, die Nachwuchsteams deutscher Erst- und Zweitligisten zu schlagen. Wenn dazu noch ein Spieler, wie zuletzt Justin Coenen aus der U14 vom DFB eingeladen wird, sieht Bongaerts dies als Bestätigung für die gute Jugendarbeit bei VVV.

"Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren einen deutschen Nachwuchsspieler aus der eigenen Jugend in die erste Mannschaft zu führen", so Bongaerts. Damit meint er nicht einen Spieler, der mit 15 oder 16 Jahren geholt wurde, wie ihn schon mal Bundesligisten im Nachhinein als Eigengewächse verkaufen, sondern einen Spieler unterhalb der U13. Das VVV momentan mit finanziellen Schwierigkeiten kämpft, sieht er als eine Herausforderung für die Nachwuchsabteilung. Sie müsse jetzt kreativer werden. "Geld macht faul, heißt es in den Niederlanden", sagt Bongaerts.

Aufrufe: 027.12.2014, 19:00 Uhr
RP / peppAutor