2024-04-25T14:35:39.956Z

Spiel der Woche
Sechstes Spiel, fünfte Nie­derlage: Dergahspor woll­te eigentlich in die Bayern­liga, jetzt setzt es reihen­weise Niederlagen, ges­tern gegen den ASV Vach mit 0:3. Foto: Zink
Sechstes Spiel, fünfte Nie­derlage: Dergahspor woll­te eigentlich in die Bayern­liga, jetzt setzt es reihen­weise Niederlagen, ges­tern gegen den ASV Vach mit 0:3. Foto: Zink

Dergahspor schämt sich sogar ein bisschen

Nach sechs Spielen ist der Landesligaverein sieglos Schlusslicht, Dieter Rebel nimmt das zum Anlass, "wieder mehr mitzumischen"

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Dergahspor wollte hoch hinaus, der Aufstieg in die Bayernliga wurde for­ciert. Nach sechs Saisonspielen muss man dieses Ziel wohl streichen: ohne Sieg steht der Landesligist auf dem letzten Tabellenplatz.

So, das war’s dann wieder. Aus, vor­bei, der Abpfiff ertönt — und alles ist wie immer. Rainer Gerlitz notiert sich noch das letzte Gegentor und steigt aus seinem klobigen Anglerstuhl, Die­ter Rebel tippt noch eben die letzten Sätze in sein Smartphone für den Live­ticker und erhebt sich hölzern von sei­nem Schemel. 0:3 verloren, schon wie­der, kein gutes Gefühl, aber langsam ein altbekanntes.

„Macht nichts“, ruft Rebel seinen Jungs noch zu und ver­sucht aufmunternd zu lächeln. „Inner­lich“, verrät er kurz darauf, „bin ich schon sehr enttäuscht.“ Niederlagen sind zum Alltag gewor­den bei Dergahspor, sechs Landes­liga- Spiele haben sie schon absol­viert, fünf davon verloren, eines unent­schieden gespielt. „Ich weiß nicht, woran es liegt“, sagt das Vorstands­mitglied Rebel und zuckt mit den Ach­seln. „Am Trainer“, schiebt er hinter­her, „jedenfalls nicht, ihm kann ich keinen Vorwurf machen, er macht großartige Arbeit. Und die Jungs, das sehen Sie ja selber, die bemühen sich bis zum Schluss. Ach, ich würde ihnen so sehr mal einen Sieg wünschen.“

Bleibt also nur noch einer übrig, in Rebels Rechnung, auch wenn er es selbst nicht ausspricht: Sportdirektor Thomas Ziemer, der sich gerade mit Handy am Ohr verabschiedet hat. Im Sommer stolz ver­pflichtet, „mit großarti­gen Kontakten allein auf­grund seiner Karriere“, lobte Rebel da. Doch ge­liefert hat der ehemalige Clubprofi, was man so hört, dann nur einen Spie­ler — den sie kurze Zeit später obendrein wieder weggeschickt haben. Man würde Ziemer dazu gern befragen, aber er ist ja nicht mehr da. Herr Rebel, liegt es also an Thomas Ziemer? „Der Sportdirektor und der Trainer haben alle ihre Wünsche erfüllt be­kommen“, sagt Rebel vieldeutig. „Wissen Sie“, sagt Rai­ner Gerlitz, der Trainer, „unser Problem ist vor allem der Fit­nessstand der vorhandenen Spieler. Viele sind obendrein noch wochen­lang in den Urlaub gefahren — ich hät­te gerne einmal eine vollständige Mannschaft auf dem Trainingsplatz.“

Der Kader besteht, vor allem nach Rebels letzten, mehr oder weniger eigenhändigen Zukäufen, auf dem Papier aus 27 Spielern. „Effektiv“, sagt Gerlitz, „habe ich aber nur 14 zur Verfügung.“ Und wo ist der Rest? „Urlaub, Arbeit — keine Ahnung.“ Mir tut es leid für die Jungs, die immer da sind, meint Rebel. Die arbei­ten emsig mit dem Coach, der, so der Vorsitzende des Vereins, „mit Liebe fürs Detail und großer Hingabe“ das Training leite, Einzelgespräche führe, Teambuilding organisiere. Erst heute wieder spielt Dergahspor gemeinsam Beachvolleyball, „um den Kopf frei zu bekommen“, weiß Rebel. „Wir müssen viel aufholen“, sagt Gerlitz und denkt dabei nicht nur an die Tabelle.

Das vor Saisonbeginn aus­gegebene Ziel, um den Aufstieg in die Bayernliga mitzuspielen, traut sich derzeit niemand mehr in den Mund zu nehmen. „Nein, das ist ja fast pein­lich“, sagt Rebel. Gerlitz sagt, er hält eigentlich sowieso nicht viel von Zie­len. „Unser einziges Ziel muss es sein, endlich mal zu gewinnen.“ Dann sind sich beide sicher, wird der Knoten platzen. Wofür es dann noch reicht, das zeige dann die Abschlusstabelle.

Ein guter Koch?

„Zwei, drei Verstärkungen“ wünscht sich Rebel noch, der „jetzt wieder selbst den Markt sondiert“, wie er es nennt. „Ich kann doch nicht tatenlos zuschauen, ich möchte doch helfen.“ Engin Kalender zum Bei­spiel, hat Rebel gehört, sei wieder zu haben, „der schießt uns im Alleingang da raus“. Doch Kalender spielte zu­letzt in der zweiten türkischen Liga, finanziell wäre es ein Kraftakt, selbst für einen Verein von Dieter Rebel.

Deshalb setzt Trainer Gerlitz vor­erst auf die Weiterentwicklung der Jungs, die er zur Verfügung hat. „Ich vergleiche mich immer mit einem Koch“, sagt er, der aus begrenzten Zutaten ein Gericht zaubern soll, das hervorragend schmeckt. „Ich bin nicht der Typ, der sagt: so wird das nichts, geh’ mal in den Feinkostladen und hol’ mir das und das. Nein, ich mache den Herd an und koche.“

Aufrufe: 04.8.2014, 14:05 Uhr
Christoph Benesch (NN)Autor