Ein Szenario, dass so vor der Spielzeit nicht abzusehen war. Schließlich hatten sich die Nettetaler nach Platz vier in der vorigen Saison personell noch mal verstärkt und machten selbst kein Geheimnis daraus, dass sie sich in der Endplatzierung auf keinen Fall verschlechtern wollten. Dagegen starteten die Schwalmtaler nach zwei nur knapp verhinderten Abstiegen in Folge mit wesentlich bescheideneren Zielen in die Spielzeit. Obwohl sie ihren Kader durch eine kluge Personalpolitik deutlich verbessert hatten, wollten sie sich nur frühzeitig von der Abstiegszone absetzen, um letztlich eine sorgenfreie Saison zu verleben. Das hat bislang exzellent funktioniert. Mit 20 Punkten aus elf Spielen haben es sich die Schwalmtaler hinter der Spitzengruppe bequem gemacht, fünf Zähler liegen sie noch vor der Union. "Das ist aber nur eine Momentaufnahme, sondern kein Trend", gibt sich Amerns Trainer Dennis Sobisz bescheiden. Er ist der Überzeugung, dass seine Mannschaft mit den bisherigen Ergebnissen im Soll liegt, aber eben noch keinen Überraschungssieg gegen eines der Topteams der Liga eingefahren hat. In diese Kategorie ordnet er auch die Nettetaler ein, obwohl die immer noch hinter ihren Erwartungen zurückliegen. "Die Union läuft noch ihrem schlechten Saisonstart hinterher, aber die Top Fünf erreicht sie noch. Qualität setzt sich durch", verteilt Sobisz verbal Blumen.
Doch der bisherige Saisonverlauf hat die Amerner so selbstbewusst gemacht, dass sie zwar mit großer Vorfreude, aber nicht mit schlotternden Knien die kurze Auswärtsfahrt antreten. Denn bei den jüngsten Spielen gegen Viersen (1:1) und gegen Nievenheim (3:2) haben die Nettetaler zwar ihre saubere Weste seit Schwans Amtsantritt verteidigt, haben aber keine Bäume ausgerissen. "Das hat gezeigt, dass Nettetal auf dem richtigen Weg, aber keine Übermannschaft ist", erklärt Sobisz. Erst recht vor dem Hintergrund, dass die Union den Ausfall von gleich fünf Spielern zu beklagen hat, die in den vergangenen Wochen in der Regel zur Startelf gehörten. Wohl auch ein Grund, wieso Andreas Schwan, den Ball vor dem Derby flach hält. "Im Normallfall sind wir individuell sicher besser besetzt als Amern, so aber nicht", sagt der Union-Coach, der sich seit seiner Rückkehr aus dem Urlaub den Kopf darüber zerbricht, wie er die gravierenden Ausfälle kompensieren kann. "Wir müssen mannschaftlich geschlossen dagegenhalten", betont Schwan. Wobei auch die Gäste mit personellen Sorgen kämpfen. Doch für Dennis Sobisz sind das und Unions Offensivpower keine Gründe, die Spielweise umzustellen: "Wir können nicht nur defensiv denken, dafür haben wir die Charaktere nicht."