2024-03-18T14:48:53.228Z

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Früher mal Bahlinger, heute Eckpfeiler  in der Offensive des Freiburger FC: Mike Enderle (links) - Mit zwölf Treffern Top-Torjäger  der Oberliga: Fabian Schleusener, Angreifer aus Bahlingen. | Fotos: Keller, Seeger
Früher mal Bahlinger, heute Eckpfeiler in der Offensive des Freiburger FC: Mike Enderle (links) - Mit zwölf Treffern Top-Torjäger der Oberliga: Fabian Schleusener, Angreifer aus Bahlingen. | Fotos: Keller, Seeger

Derby: Bahlinger SC gegen Freiburger FC

Ein Oberliga-Derby unter ungleichen Vorzeichen - von Riesen und Zwergen

Die einen kommen von unten, die anderen zieht’s nach oben. Wenn am Samstag, 15.30 Uhr, zum ersten Mal seit viereinhalb Jahren wieder zwei Mannschaften aus dem Bezirk Freiburg in der Oberliga aufeinander treffen, ist die Ausgangslage klar: Gastgeber Bahlinger SC ist im Kaiserstuhlstadion als Tabellenzweiter haushoher Favorit und nimmt diese Rolle auch an. Aufsteiger Freiburger FC hat als 16. und damit Drittletzter der Tabelle mit zwei Saisonsiegen nichts zu verlieren. Es ist der sportliche Höhepunkt des Amateurfußballs dieser Herbstrunde.
Die Derbygeschichte
Beim Freiburger FC ist immer irgendwie und irgendwo Geschichte im Spiel. Doch die Geschichte der Oberliga bestimmen aus Sicht des Bezirks seit 1996 die Bahlinger. Seit 18 Jahren gehören die Kaiserstühler zur höchsten Amateurklasse Baden-Württembergs – bis auf jenen einjährigen Ausflug 2005/06 in die Verbandsliga, bei dem es die zurückliegenden Ligavergleiche mit dem FFC gab. Mit 2:0 und 3:0 gingen beide an den BSC, der freilich zwölf Anläufe brauchte, um den FFC zu besiegen: Am letzten Spieltag der Saison 1995/96 war es soweit: Mit 2:0 (Torschützen Jens Siggelkow und Steffen Bury) sicherte sich Bahlingen erstmals den Titel der Verbandsliga und damit die Eintrittskarte für die Oberliga. Der FFC, am Ende hinter den SC-Amateuren Dritter, hätte mit einem Sieg aufsteigen können.
Milorad Pilipovic, heute Trainer beim BSC, dirigierte damals als Spieler die Abwehr der Rot-Weißen – und das mit einem im Abschlusstraining erlittenen Knöchelbruch. Der heutige SC-Physiotherapeut Uwe Vetter hatte alles komplett getapt. „Ich hatte nach dem Spiel einen Elefantenfuß“, erinnert sich Pilipovic. Das letzte Bezirksduell in der Oberliga gab’s übrigens am 16. Mai 2010: Bahlingen siegte mit 2:1 gegen den FC Denzlingen, der am Ende als Drittletzter absteigen sollte.

Die Rückkehrer
Vor dem erstmaligen Oberligaderby der beiden Klubs stehen drei Spieler im Kader der Rotjacken, die schon mal im BSC-Trikot aufliefen: Mike Enderle, Felix Dreher und Aslan Ulubiev haben eine Vergangenheit auf der Ponderosa. Und so ist das Derby für Enderle was Besonderes: „Ich treffe viele Freunde wieder, hatte auch eine tolle Zeit in Bahlingen.“ Umgekehrt sind im BSC-Kader keine FFC-Spuren zu finden.

Die Platzhirschen
Ein treues Stammpublikum, ein ordentlicher und solide finanzierter Etat, große Kontinuität im Vorstand und in der Oberliga – der Bahlinger SC etablierte sich als erste Kraft im Breisgauer Amateurbereich und galt durch seine herausgehobene Position als attraktive Adresse für viele SC-Spieler, die den Sprung ins Profilager nicht oder noch nicht schafften. Im Sommer aber kam keiner vom Sportclub, A-Junior Raul Sick wechselte hingegen zum FFC. Darin erkennen die BSC-Verantwortlichen aber keine grundsätzliche Umleitung des Transferwegs. „Unsere Verlässlichkeit und Infrastruktur bleiben auch für junge Spieler sehr interessant“, ist Pilipovic überzeugt.
BSC-Vorsitzender Dieter Bühler lobt das gute Verhältnis zu den FFC-Funktionären. Er sieht die dortige positive Entwicklung, ihre Vorteile und begreift sie als Ansporn. „Konkurrenz belebt das Geschäft. Im Übrigen fahre ich zum Auswärtsspiel lieber nach Freiburg als nach Hollenbach.“ Und vielleicht kann sich der BSC im nächsten Jahr wieder ganz natürlich von der Konkurrenz abgrenzen: durch den Aufstieg in die Regionalliga.

Die Emporkömmlinge
Aus sportlicher wie auch aus wirtschaftlicher Sicht stellt die Oberliga für den FFC eine enorme Herausforderung dar. Der Etat ist bei weitem geringer wie bei den Kaiserstühlern. Zudem sind die Regularien viel strenger als zu Verbandsligazeiten, berichtet Rudi Seiler, der fürs Marketing bei den Rotjacken verantwortlich ist. Seiler erwähnt aber auch den guten Kontakt zu den Bahlinger Verantwortlichen, Fragen werden offen beantwortet. FFC-Coach Ralf Eckert freut sich auf das Derby: „Der BSC ist der Riese, wir sind der Zwerg.“ Zugleich zeigt er großen Respekt vor dem, was sich die Bahlinger in all den Jahren aufgebaut haben, die drei Punkte will er denoch mitnehmen. "Milorad Pilipovic hat den BSC wieder wachgeküßt." Der FFC-Coach weißt daraufhin, dass seine Mannschaft sich für das gezeigte oft nicht belohnt hat: "Wir wollen aber sind in vielen Bereichen noch nicht soweit." Stolz ist er darauf, dass sie nun gegen Mannschaften im Spielbetrieb antreten, die sich noch vor zwei Jahren weigerten, in Testspielen gegen die Rotjacken anzutreten.

Die Aussichten
Daumen hoch für den BSC, Daumen runter für den FFC. So suggerieren es zumindest die Resultate am vergangenen Wochenende. Der FFC verschoss bei der 0:3-Heimniederlage gegen Reutlingen seinen dritten Elfmeter in dieser Spielzeit, die Bahlinger zementierten bei den Stuttgarter Kickers II mit 5:1 ihren Status: bester Angriff und beste Abwehr der Liga (30:10). Doch in einem Derby sind die üblichen Gesetzmäßigkeiten ausgeschaltet. Es kann alles passieren. „Die Spieler kennen sich alle untereinander“, sagt Pilipovic. „Jeder will dem anderen beweisen, was er für ein toller Fußballer ist.“
Aufrufe: 023.10.2014, 22:05 Uhr
Benedikt Hecht & Matthias Kaufhold (BZ)Autor