2024-04-23T13:35:06.289Z

FuPa Portrait
Sven Timmermann ,43, aus Fleestedt ist Vater einer Tochter, Speditionskaufmann in einer großen Hamburger Firma und ab der kommenden Saison Trainer der Oberliga-Fußballer des Buxtehuder SV.  Foto Bröhan
Sven Timmermann ,43, aus Fleestedt ist Vater einer Tochter, Speditionskaufmann in einer großen Hamburger Firma und ab der kommenden Saison Trainer der Oberliga-Fußballer des Buxtehuder SV. Foto Bröhan

Der Zukünftige ist schon da

Sven Timmermann wird ab kommender Saison Trainer beim BSV

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Sven Timmermann kränkelt, er schleppe sich zurzeit zur Arbeit, sagt er. Und danach, am gestrigen Donnerstagabend, schleppt er sich aus Hamburg weiter nach Buxtehude ins Jahnstadion. Es gilt, entscheidende Gespräche zu führen mit Leistungsträgern, die für die kommende Fußballsaison noch nicht zugesagt haben. Für Timmermann, den zukünftigen Trainer des Buxtehuder SV, eine Verpflichtung – in dieser Situation aber nicht unbedingt selbstverständlich. René Klawon, noch verantwortlicher BSV-Trainer und ab kommender Saison reiner Teammanager, als welcher er auch Timmermann verpflichtet hat, ist ja vor Ort und nicht minder verantwortlich wie interessiert. Diese Anekdote beschreibt Timmermann, den akribisch arbeitenden Fußballtrainer, recht gut. Gut passen soll der 43-Jährige auch als Mensch zum Buxtehuder SV.

René Klawon hat Sven Timmermann Anfang dieses Jahres während der Winterpause als seinen Nachfolger bekanntgegeben und damit seine eigene Ära beendet. Seit 2003 hatte Klawon die zweite BSV-Mannschaft trainiert und die Ära von Wolfgang Nitschke begleitet. Nach dessen Rücktritt und dem zweimaligen Abstieg aus der Oberliga in die Bezirksliga hat Klawon 2009 die erste Mannschaft übernommen.

Nach der Meisterschaft in der Landesliga 2014 wollte Klawon schon einen Nachfolger finden, um in dieser Oberligasaison nur noch als Teammanager zu fungieren. Es gab zwei ernsthafte Kandidaten mit Martin König und eben Sven Timmermann. Die Verhandlungen mit König scheiterten. Und Timmermann hatte dann schon, knapp zwei Wochen zu früh für den BSV, bei dem Landesligisten Eintracht Elbmarsch verlängert. Dass sich Timmermann und die Eintracht kurz nach der Winterpause einvernehmlich getrennt haben, ist für den Trainer und seine zukünftige Aufgabe BSV nur vorteilhaft. Als akribischer Trainer widmet sich Timmermann dieser Aufgabe nun schon mit vollem Einsatz.

Einer, der Timmermann schon lange kennt, ist Jendrik Matthies. Matthies, der vom MTV Moisburg zum BSV gewechselt und maßgeblich an der Rückkehr in die Oberliga beteiligt war, lernte Timmermann beim MTV Moisburg als Spieler wie Trainer kennen und schätzen. „Timmermann kam als ehemaliger Regionalliga-Spieler zu uns und konnte einem 18-jährigen Nachwuchsspieler wie mir natürlich richtig viel beibringen“, sagt Matthies. Als Spieler, Spielertrainer und Trainer führte Timmermann den Kreisligisten über Bezirksklasse und Bezirksliga bis in die Landesliga.

„Timmermann ist ein akribischer Arbeiter, der nicht 100 sondern immer 120 Prozent gibt“, sagt Matthies, „er kann dir erzählen, wann welcher Gegner seine Schuhe schnürt.“ Heute spielen Matthies und der zwölf Jahre ältere Timmermann wieder zusammen bei den Alten Herren des MTV Moisburg.
Seine Fußballer-Karriere begann Timmermann, der gebürtige Harburger, beim HTB, mit dem er später bis in die Verbandsliga aufstieg. Es folgte der Wechsel zu Concordia. Wieder war Timmermann an Aufstiegen beteiligt und spielte mit dem Hamburger Traditionsverein in der Regionalliga, seinerzeit die dritthöchste Spielklasse.

„Das waren schöne Zeiten“, sagt der einstige Rechtsaußen. Damals hießen die Gegner noch Hannover 96 oder Eintracht Braunschweig, die ersten Mannschaften wohlgemerkt. Es folgte ein Wechsel zum ambitionierten Oberligisten TuS Hoisdorf, der 1998 unter Trainer Peter Nogly, einstiger Titelsammler mit dem HSV, in der Relegation zum Regionalliga-Aufstieg scheiterte. „Sportlich war das natürlich nicht schlecht. Aber das war eine zusammengekaufte Truppe ohne Gemeinschaft“, sagt Timmermann. Er habe Fußball aber immer aus Spaß und Leidenschaft gespielt. Also ging er zurück zu seinem Heimatverein HTB und dann nochmals zu Concordia. Dort feierte Timmermann abermals einen Aufstieg, in die Oberliga.

Und mit 31 Jahren folgte er dann seinem besten Freund zum MTV Moisburg, „um noch ein bisschen in Ruhe die Schuhe zu schnüren“. Die Erfolgsgeschichte ist bekannt. Der Abstieg des heutigen FC Este 2012, derzeit in der Kreisliga, auch. Der begann mit der Trennung von Timmermann im dritten Landesliga-Jahr, als der MTV gegen den Abstieg spielte. „Daran denke ich nicht mehr“, sagt Timmermann auf das Ende angesprochen. Letztlich seien alle Beteiligten im Guten auseinandergegangen, niemand sei einem anderen böse, so Timmermann. Er spiele ja nicht ohne Grund noch dort.

Sein anschließendes Projekt verlief ähnlich. Der B-Lizenz-Trainer wurde von Eintracht Elbmarsch engagiert. Über die Relegation schafften Timmermann und die Eintracht den Landesliga-Aufstieg. Durch einen „sensationellen Endspurt“ wurde im ersten Jahr der Klassenerhalt perfekt gemacht. Im zweiten Jahr schaffte die Eintracht „einen ganz starken fünften Platz“. In der jetzigen dritten Saison war die Verletztenmisere immens. „Wir hatten Schwierigkeiten, die nicht zu kompensieren waren“, sagt Timmermann. Nach zwei Niederlagen nach der Winterpause trennten er und die Eintracht sich, der Abstieg ist so gut wie sicher.

Nun folgt die Herausforderung BSV. Timmermann hofft natürlich in der Oberliga Hamburg. Er zittert bei jedem Heimspiel mit. Er führt seit geraumer Zeit Gespräche mit den BSV-Spielern, ist beim Training anwesend. „Ich will so nah wie möglich an der Mannschaft sein und versuche, mir schon ein Bild von der Oberliga zu machen“, sagte Timmermann schon vor drei Wochen beim Heimspiel gegen Victoria. Von der Mannschaft habe er einen positiven Eindruck, auch die zuletzt gezeigten Leistungen stimmten optimistisch. Derzeit drängen Timmermann und Klawon auf die letzten noch ausstehenden Zusagen. „Wir brauchen Planungssicherheit“, sagt Timmermann. Er wolle den BSV zusammen mit Klawon „stetig verbessern und optimieren“, es sollen neue Strukturen geschaffen werden. Da spricht der akribische Arbeiter.

Der BSV sei aber auch speziell, weiß Timmermann. „Hier ist ein Kumpeltyp gefragt“, sagt Klawon. Bei Timmermann habe er von Anfang an ein gutes Gefühl gehabt. Timmermann habe klare Vorstellungen, könne sich durchsetzen und sei dabei aber freundschaftlich. (jan)

Aufrufe: 010.4.2015, 12:14 Uhr
Tageblatt / Jan BröhanAutor