2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
Auch in der nächsten Saison wird Vitalij Lux noch im Trikot des FC Nürnberg in der Regionalliga spielen. Aber inzwischen hat der Weißenhorner auch schon zweimal das Dress der kirgisischen Nationalmannschaft getragen.  Foto: Imago
Auch in der nächsten Saison wird Vitalij Lux noch im Trikot des FC Nürnberg in der Regionalliga spielen. Aber inzwischen hat der Weißenhorner auch schon zweimal das Dress der kirgisischen Nationalmannschaft getragen. Foto: Imago

Der WM-Traum eines Weißenhorners

In Deutschland hat es bei Vitalij Lux bisher nur für die Regionalliga gereicht +++ Wie er trotzdem zum Nationalspieler wurde und warum er darauf hoffen darf, 2018 in Russland dabei zu sein

Aktuell stürmt Vitalij Lux in der Regionalliga Bayern. Dort trägt der aus Weißenhorn stammende Angreifer das Trikot des 1. FC Nürnberg. Auch in der Region hat er sich für seine Ex-Klubs TSG Thannhausen und FV Illertissen einen guten Namen gemacht. Doch die ganz große Bühne könnte die Weltmeisterschaft 2018 bieten, schließlich hat er als kirgisischer Nationalspieler die Chance, sich für das Großereignis zu qualifizieren.

Wie wird man als Weißenhorner, der in der Regionalliga für die Zweite Mannschaft des FC Nürnberg kickt, zum kirgisischen Nationalspieler, Herr Lux?

Lux: Ich bin in diesem Land geboren, aber schon im Alter von sechs Jahren mit meinen Eltern nach Deutschland umgezogen. Auch für mich war es deshalb überraschend, als ich im Mai von einem Agenten angerufen wurde. Zuerst dachte ich an einen Scherz, dann habe ich die Chance beim Schopf ergriffen. Es ist ja schließlich eine Ehre, ein Nationaltrikot zu tragen.

Und dann ging alles ganz schnell, oder?

Lux: Das musste auch schnell gehen. Der Verband hat mir ein Ticket für den Flug in die kirgisische Hauptstadt Bischkek geschickt. Dort wurde mir erst mal ein Pass ausgestellt, und ein paar andere Formalitäten mussten auch geregelt werden. Dann bin ich mit der Mannschaft ins Trainingslager nach Dubai geflogen und anschließend gleich weiter nach Dhaka in Bangladesch. Wir haben dieses Qualifikationsspiel für die WM in Russland mit 3:1 gewonnen, und ich habe durchgespielt. Bei der 1:2-Niederlage gegen Australien am 16. Juni war ich 87 Minuten lang auf dem Platz. Es war ein Riesenerlebnis, vor 20 000 Zuschauern im Spartak-Stadion von Bischkek zu spielen, auch wenn mich die Leute noch nicht so kannten und mich niemand um ein Autogramm gebeten hat.

Ein 1:2 gegen Australien ist doch ein hoch respektables Ergebnis, oder? Die Socceroos sind immerhin Asienmeister, und sie haben an den letzten vier Weltmeisterschaften teilgenommen.

Lux: Und dabei hatten wir sogar noch Pech. Wenn wir unsere Chancen besser genutzt hätten, dann hätten wir dieses Spiel gewonnen.

Ihre Stationen in Deutschland waren Weißenhorn, Thannhausen, Illertissen, Jena, und jetzt spielen Sie in Nürnberg. Wie schätzen Sie den kirgisischen Fußball im Vergleich ein?

Lux: Wer mit Australien auf Augenhöhe ist, der hat bestimmt deutsches Drittliga-Niveau.

Für welche Vereine spielen denn Ihre Teamkollegen in der Nationalmannschaft?

Lux: Drei spielen in Deutschland, einer in Russland und einer in Serbien. Aber die meisten Spieler haben schon Verträge bei kirgisischen Erstligavereinen.

War Ihnen Ihr Geburtsland zunächst sehr fremd, oder haben Sie sich auf Anhieb zurechtgefunden?

Lux: Ich hatte eigentlich nur noch ein paar vage Kindheitserinnerungen an Kirgistan. Aber mir wurde es sehr leicht gemacht. Ich wurde überaus freundlich empfangen, und die Betreuung der Nationalspieler ist dort vorbildlich. Da ich Russisch spreche, gibt es auch keine Probleme mit der Verständigung, und die örtliche Küche kenne ich sowieso. Wenn ich daheim in Weißenhorn bin, dann kocht meine Mutter auch russisch für mich.

In der WM-Qualifikation geht es erst im September mit dem Auswärtsspiel in Jordanien und dem Heimspiel gegen Tadschikistan weiter. Rechnen Sie mit weiteren Einsätzen in der Nationalmannschaft?

Lux: Der Trainer und die Mitspieler waren jedenfalls nach den ersten Spielen sehr zufrieden mit mir und haben mich einträchtig gelobt. Ich gehe davon aus, dass ich im September wieder dabei bin.

Der Weg zur WM ist weit für eine asiatische Mannschaft. Derzeit läuft die zweite Qualifikationsrunde, anschließend gibt es noch eine dritte. Kann Kirgisien es schaffen, und träumen Sie selber von der Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Russland?

Lux: Eine Chance hat man immer. Wenn wir weiter so spielen wie gegen Australien und ein bisschen mehr Glück haben, dann ist die unsere gar nicht so schlecht. Mit der Teilnahme an der Weltmeisterschaft würde für mich natürlich ein Traum in Erfüllung gehen. Und Sprachprobleme hätte ich auch in Russland nicht.
Aufrufe: 027.6.2015, 17:17 Uhr
Neu-Ulmer Zeitung / Pit MeierAutor