2024-05-08T14:46:11.570Z

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Seit mehr als fünf Jahren spielt Grözinger für den VfB, in dessen Nachwuchsleistungszentrum er schon einige Altersklassen durchlaufen hat.  SZ-Foto: aw
Seit mehr als fünf Jahren spielt Grözinger für den VfB, in dessen Nachwuchsleistungszentrum er schon einige Altersklassen durchlaufen hat. SZ-Foto: aw
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Der Weg der kleinen Schritte

David Grözinger nähert sich beim VfB Stuttgart seinem Ziel, Profi zu werden

Rottenacker/Stuttgart - David Grözinger ist 17 Jahre jung, doch beim VfB Stuttgart gehört er schon zu den Altgedienten. Der junge Fußballer aus Rottenacker spielt seine sechste Saison in der Jugend des Traditionsvereins, bei dem er seinen Vertrag gerade bis Mitte 2018 verlängerte. Bis dahin, wenn auch seine Jugendzeit endet, dürfte sich entscheiden, ob Grözingers Weg einmal zu den Profis führt. Das ist sein Ziel, doch der 17-Jährige ist kein Träumer. Er spürt schon jetzt den Konkurrenzkampf und weiß, dass eine Verletzung auf einen Schlag alles verändern kann.

Als David Grözinger vor mehr als sechs Jahren von seinem Heimatverein TSG Rottenacker zum SSV Ulm 1846 wechselte, ahnte er nicht, wie schnell er bei einem noch größeren Klub sein würde. Das Spatzen-Trikot trug er noch nicht lange, da fiel er Talentscouts des VfB Stuttgart auf und so endete seine Zeit in Ulm bereits nach einer Saison. Damit stieg aber auch der Aufwand: zum Fußball ging es mehrmals pro Woche nach Stuttgart, als Schüler blieb er in Munderkingen. "Das war sehr stressig", sagt Grözinger. Für ihn, aber auch für die Eltern, die ihren Sohn unzählige Male in die Landeshauptstadt fuhren - wobei man sich mit den Eltern von zwei Nachwuchsfußballern aus Heroldstatt und Laupheim abwechselte.

Wechsel ins Internat

Als Grözinger in die U16 des VfB aufrückte, entschied er sich zum Umzug ins Internat des Bundesligisten und zum Wechsel an ein Berufskolleg in Stuttgart, das mit dem Profiklub zusammenarbeitet und Zeitkorridore fürs Training der jungen Leistungssportler freihält. Wohnung, Schule, Sportgelände - auf einen Schlag schmolzen die Entfernungen auf wenige Minuten zusammen. Zu Fuß. Nur die Familie und Freunde sah er nun nicht mehr so häufig, woran er sich erst gewöhnen musste. "Anfangs hatte ich schon Heimweh", so Grözinger.

Doch das legte sich bald, das Leben in Stuttgart wurde vertrauter Alltag - auch wenn er Familie und Freundin nach wie vor vermisst und ausreichend freie Zeit am Wochenende zur Heimfahrt nutzt. Rottenacker ist auch so weit nicht entfernt, andere im VfB-Internat sehen Eltern, Geschwister und Freunde seltener. "Einer kommt aus Gelsenkirchen und ist alle paar Monate daheim, ein anderer ist aus England und fährt ein- oder zweimal im Jahr nach Hause", sagt Grözinger.

Für einen Jugend-Bundesligisten zu spielen und noch zur Schule zu gehen (Ziel: Fachhochschulreife), fordert einiges ab. Zuletzt in der Vorbereitung hatte er bis zu sieben Trainingseinheiten pro Woche, dazu kamen Testspiele und Turniere. Nur während der Punktspielrunde hat die Mannschaft mittwochs frei. Doch er beklagt sich nicht, seinen Wechsel nach Stuttgart hat Grözinger nie bereut. "Auf keinen Fall", sagt er ohne zu zögern.

Zumal es auch sportlich für ihn läuft beim VfB. David Grözinger fand in jeder Altersklasse seinen Platz in der Mannschaft und auch bei den Bundesliga-A-Junioren, zu denen er im Sommer aufgerückt war, wurde er auf Anhieb Stammspieler. Grözinger ist linker Verteidiger, kam in den vergangenen Jahren aber auch im defensiven Mittelfeld zum Einsatz. "Für mich ist das keine große Umstellung, bei mir ist es immer hin- und hergegangen", sagt der 17-Jährige. Seit er beim VfB ist, wechselt er zwischen diesen beiden Positionen.

Grözinger ist jüngerer A-Jugend-Jahrgang und spürt den Unterschied zu den älteren Spielern in dem 23 Talente großen U19-Kader. "Man merkt es, wenn man mit ihnen zusammenspielt. Sie sind weiter", sagt Grözinger. "Von den Älteren haben auch einige schon bei den Profis mittrainiert." In Länderspielpausen, wenn die Lücken bei der Zweitliga-Mannschaft zu groß sind, springen Nachwuchsspieler ein, "damit die Profis im Training einen großen Kader haben". Eines Tages ist womöglich auch Grözinger dabei, sein Wunsch wäre es. "Ich hoffe, dass ich mal hochgezogen werde." Zumindest in der Regionalliga-Mannschaft soll er ab Sommer schon regelmäßig mittrainieren.

Die Chancen, dass David Grözinger weiter seinen Weg beim VfB macht, stehen nicht schlecht. Kürzlich beim Junior-Cup, einem hochkarätig besetzten U19-Hallenturnier in Sindelfingen, stach er Beobachtern ins Auge. Der VfB wurde Zweiter hinter Hoffenheim und der übertragende TV-Sender Sport1 führte den 17-Jährigen aus Rottenacker als einen von fünf Spielern auf, die man im Auge behalten sollte und denen der Sprung in den Profifußball zuzutrauen sei. "David besitzt unglaubliches Potenzial", wird Michael Gentner, Nachwuchskoordinator beim VfB, zitiert. Weil man Grözinger viel zutraut, wurde sein im Sommer auslaufender Vertrag um ein Jahr verlängert. Gentner sagt aber auch: "David weiß gar nicht, wie gut er eigentlich ist oder werden kann. Dafür muss er aber noch mehr investieren."

Keine Spur von Selbstzufriedenheit

Grözinger weiß genau, was ihm noch fehlt. "Körperlich muss ich zulegen, wenn ich mal bei den Männern spielen will. Außerdem muss ich torgefährlicher werden. Das wird heute auch von Außenverteidigern verlangt", so der 17-Jährige, der sich mit dem bisher Erreichten nicht begnügt. Von Selbstzufriedenheit hält er nichts, seinen vielgelobten Auftritt beim Turnier in Sindelfingen fand er nicht überragend. "Es hätte besser sein können." Grözinger ist einer, der sich im Rückblick weniger an glanzvolle Momente erinnert als an das, was zu verbessern ist. "Man muss nach Spielen immer schauen, was nicht so gut gelaufen ist und weiter an sich arbeiten."

Schritt für Schritt will sich Grözinger seinen Traum, Fußballprofi zu werden, erfüllen. Das ist das große Ziel, bis dahin setzt sich der 17-Jährige "kleine Ziele" - das nächste ist der Verbleib des VfB in der A-Jugend-Bundesliga Süd/Südwest. Denn bisher war in dieser Saison der Wurm drin. Bei Tabellen im Jugendfußball findet man den VfB gewöhnlich im oberen Tabellendrittel, doch nicht in dieser Saison - die U19 liegt auf einem Abstiegsplatz. "Vom Kader her hätten wir Chancen, Meister zu werden, aber am Anfang stimmte die Einstellung in der Mannschaft nicht."

Mit dem neuen Trainer Heiko Gerber, der Kai Oswald ablöste, will man nach vorn kommen. Die erste Gelegenheit bietet sich heute gegen die SpVgg Greuther Fürth. Es ist das erste Pflichtspiel für den VfB und David Grözinger im neuen Jahr.

Aufrufe: 04.2.2017, 13:54 Uhr
Andreas WagnerAutor