2024-04-25T10:27:22.981Z

Interview
F: Sauter
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„Der Verein hat eine riesen Zukunft“

Mutschelbachs Trainer Stefan Ronecker im ausführlichen FuPa-Interview

Seit Beginn des Jahres schwingt Stefan Ronecker das Zepter beim ATSV Mutschelbach. Mit ihm soll die Kontinuität vergangener Tage auf die Trainerbank der Waldenser zurückkehren. Nach zwei Siegen und zwei Unentschieden zum Rundenstart schaffte der ATSV am vergangenen Wochenende wieder den Sprung an die Tabellenspitze. Ein rundum gelungener Auftakt für den 49-Jährigen in seine Amtszeit beim ATSV Mutschelbach. FuPa hat sich mit dem Trainer des frisch gebackenen Landesliga-Tabellenführers ausführlich über seine ersten Wochen an neuer Wirkungsstätte unterhalten.

FuPa: Stefan, bislang hast Du einen großen Bogen um die Trainerbänke im Fußballkreis Karlsruhe gemacht. Warum zieht es dich erst jetzt mit deinen 49 Jahren das erste Mal nach Karlsruhe?
Stefan Ronecker:
(lacht) Manchmal spielt der Zufall im Fußball eine große Rolle. Jörg Konstandin und ich kennen uns schon seit einiger Zeit, der Kontakt war immer da, aber der Zeitpunkt hat einfach nie gepasst. Aber jetzt bin ich froh, dass es geklappt hat. Die ersten Wochen waren intensiv, ich habe früh gemerkt, dass ich ein genauso verrücktes Huhn bin wie die Verantwortlichen des ATSV.

FuPa: Das musst du uns genauer erklären…
Ronecker:
Sie investieren enorm viel Herzblut in diesen Verein und ich bin auch jemand der sehr akribisch arbeitet. Das Team hinter dem Team ist eine enorme Unterstützung, ohne den Einsatz dieser Personen kannst du heutzutage keinen Erfolg mehr haben. Beim ATSV engagieren sich viele Personen im Verein und für die Mannschaft. Es ist eine fußballerische Kompetenz da, man kann sich ganz anders über Fußball austauschen. Das ist sehr wichtig für mich, gemeinsam zu analysieren und top vorbereitet in das nächste Spiel zu gehen. Dann kommen die Erfolge von ganz alleine.

FuPa: Wie würdest du dich selbst charakterisieren. Was für ein Trainertyp ist Stefan Ronecker?
Ronecker: Bei mir gibt es Zuckerbrot und Peitsche. Die Spieler sind zum Teil empfindlicher geworden und können nur schwer mit Kritik umgehen. Da ist es wichtig, dass man den richtigen Ton trifft. Ich denke, das bekomme ich ganz gut hin (lacht).

FuPa: Du hast deinen Sohn Tim als Athletiktrainer mit nach Mutschelbach gebracht. Er trainiert außerdem den TSV Wiesental, wo du zuvor tätig warst. Wie kam es dazu?
Ronecker:
Ich habe in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit einigen Co-Trainern gemacht. Es im Trainerteam wichtig, Dinge zu besprechen, die nicht an die Mannschaft herangetragen werden dürfen. Daraus habe ich meine Lehren gezogen und gesagt: Wenn ich wieder einen Co-Trainer an meine Seite nehme, muss das jemand sein, dem ich zu 100 Prozent vertraue.

FuPa: Kommen wir zum aktuellen Geschehen rund um den ATSV Mutschelbach. Die Verletztenliste wird immer länger. Was ist deine Erklärung für die häufigen Knieverletzungen?
Ronecker:
In der Regel entstehen diese Verletzungen ohne Einwirkung des Gegners. Der Spieler bleibt meist im Rasen hängen und reißt sich die Bänder im Knie. Das habe ich schon oft genug erlebt. Die jüngsten Kreuzbandverletzungen beim ATSV sind allerdings in Zweikämpfen entstanden. Dass Absicht dahintersteckt, glaube ich nicht. Aber es ist für uns sehr unglücklich. Jeder Gegner weiß, dass wir Fußball spielen, den Ball laufen lassen wollen und er mit viel Kampf dagegenhalten muss, um gegen uns zu bestehen. Und dabei wird schon mal über die Stränge geschlagen.

FuPa: Fühlt ihr euch von den Schiedsrichtern nicht ausreichend geschützt?
Ronecker:
Ich glaube an die Schiedsrichter, dass sie die Spieler schützen wollen. Erste Priorität sollte immer sein, wieder gesund vom Platz zu gehen. Ich versuche immer fair mit den gegnerischen Spielern und Trainern umzugehen. Das verlange ich auch von meinen Spielern. Ich würde mir wünschen, dass auch alle meine Trainerkollegen so denken.

FuPa: Du spielst auf den jüngsten Vorfall mit Nieferns Trainer Norbert Kolbe an, der von euch nach dem Spiel für sein Verhalten rund um die schwere Verletzung von Manuel Balzer kritisiert wurde. Was genau ist vorgefallen?
Ronecker:
Ich möchte seine Aussagen nicht wiedergeben. Das gehört hier nicht her. Für mich hat er eine Vorbildfunktion in einem toll geführten Verein, der viele Jugendliche ausbildet, und sollte seine Äußerungen mit viel Weitsicht treffen. Das hat er in dieser Situation nicht getan.

FuPa: Auch aus sportlicher Sicht wiegt der Ausfall von Manuel schwer. Er war mit 11 Scorerpunkten an zahlreichen Mutschelbacher Treffern direkt beteiligt. Wie gehst du mit dem Ausfall um? Wer kann ihn adäquat ersetzen?
Ronecker:
Das ist unfassbar bitter. Mit Simon Markovic müssen wir zudem auf einen zentralen Mittelfeldspieler verzichten, mit Jan-Philipp Sautter fehlt uns eine echte Abwehrkante, jetzt kommt noch der Ausfall von Manuel hinzu. Aber: Wir werden es lösen, seine Tore werden uns fehlen, nicht aber die Situationen, die zu den Torchancen geführt haben, diese können wir weiter kreieren.

FuPa: Ist der Kader mit den Verletzungen stark genug für den Aufstieg?
Ronecker:
Für mich auf jeden Fall. Ich bin 100-prozentig vom Kader überzeugt. Manchmal geht eine Tür im Fußball zu, aber eine andere dafür auf. Wenn man bei Jonny Mekonen sieht, wie er die Lücke im Abwehrzentrum schließt, dann hätten viele das so auch nicht erwartet. Er hat es jetzt zwei Spiele hervorragend gemacht und so werden wir auch im Angriff jemanden finden, der die Torchancen verwerten wird.

FuPa: Die Spitze der Landesliga ist hart umkämpft. Nach dem Aus in der Relegation im vergangenen Jahr möchte man beim ATSV sicher den Sprung in die Verbandsliga schaffen. Was sind die internen Zielvorgaben für die Rückrunde? Spürt man den Druck aufsteigen zu müssen?
Ronecker:
Ich spüre überhaupt keinen Druck, meine Spieler sollten das auch nicht tun. Sie sollten mit Spaß an die Sache rangehen. Ich weiß, dass der Verein in den nächsten Jahren nicht mehr da spielen wird, wo er aktuell spielt. Wann kann ich aber nicht sagen. Klar ist, dass der Verein eine riesen Zukunft hat. Wir versuchen immer top vorbereitet in die Spiele zu gehen, dafür muss ein Rädchen ins andere greifen - vom Scoutingbereich, über das Betreuer- und Trainerteam bis hin zu den Spielern, die die Vorgaben letztlich auf dem Platz umsetzen. Das können wir beeinflussen. Alles andere kann man nicht vorhersehen.

FuPa: Welche Teams siehst du als Hauptkonkurrenten um den Aufstieg?
Ronecker:
Ich bin überzeugt, dass es eine enge Kiste wird. Der FC Espanol hat sich gut verstärkt, Kirchfeld spielt eine tolle Saison. Kirrlach ist auch noch nicht weg, sie haben für mich die beste Abwehr und werden nicht mehr viele Spiele verlieren. Man braucht eine überragende Rückrunde, um letztlich ganz vorne dabei bleiben zu können. Das traue ich meiner Mannschaft voll und ganz zu.

Aufrufe: 022.3.2017, 15:00 Uhr
Marcel KammAutor