2024-05-02T16:12:49.858Z

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Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Karsten! Montage: FuPa
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Karsten! Montage: FuPa

Der Unabsteigbare feiert seinen 70er

FuPa gratuliert Karsten Wettberg mit einem ausführlichen Portrait zum 70. Geburtstag

Karsten Wettberg aus Elsendorf im niederbayerischen Landkreis Kelheim, Bayerns erfolgreichster Amateurtrainer, feiert am heutigen Donnerstag seinen 70. Geburtstag. Wettberg ist nicht nur als Trainer-Ikone bekannt, der Fußball-Coach hat sich in Jahrzehnten seiner Tätigkeit als Trainer einen großen Namen gemacht. Wettberg hat nicht nur 17 Meisterschaften und zahlreiche Pokalerfolge angehäuft, er hat sich auch den Beinamen "unabsteigbar" erworben. Sein jüngstes Projekt ist der Bayernligist SV Seligenporten. Die "Klosterer" hatte der Coach am 6. April 2009 in fast auswegloser Situation übernommen. Wettberg schaffte in vier Entscheidungsspielen das kleine Wunder und hielt die Bayernliga durch einen 1:0-Erfolg über seinen Ex-Klub SpVgg Landshut. Aktuell steht der SV Seligenporten in der Bayernliga auf Rang zehn, hat die Qualifikation für die neue Regionalliga Bayern fest im Blick.

Aber es gab auch Schattenseiten in Seligenporten. Wegen persönlicher Anfeindungen während der Partie gegen den SC Eltersdorf am 2. August 2011 kündigte Wettberg bei der Pressekonferenz zunächst seinen Rücktritt an, konnte aber wenige Stunden später von der SVS-Klubführung zum Weitermachen überredet werden. "Der Verein steht total hinter mir. Da konnte ich ja gar nicht anders", so der zunächst enttäuschte Wettberg. Nun will er mit seinem Team die Saison durchziehen: "Mir imponiert, wie die Spieler mitziehen. Das verdient höchsten Respekt." Am Ende, so hofft Wettberg, steht dann die direkte Qualifikation zur Regionalliga Bayern: "Das wäre schon ein kleines Fußballwunder." Ein Wunder, wie es Wettberg bereits zu seinem Amtsantritt erleben durfte. Ein idealer Zeitpunkt, um aufzuhören? Zum aktuellen Zeitpunkt könnte sich Wettberg vorstellen, nochmal zu verlängern bei den Oberpfälzern: "Aber dazu muss der Kader verbreitert werden. Denn ich übernehme kein Himmelfahrtskommando." Allerdings ist es im Moment schade, dass die guten Leistungen der Mannschaft nicht angenommen werden. Zum Derby gegen Erlangen-Bruck kamen vorigen Samstag nur 250 Fans: "Ich hoffe, dass hier in der Region erkannt wird, dass Neid und Missgunst überhaupt nichts bringen. Es geht hier um den Fußball in der Region und hier ist der SV Seligenporten ein großes Aushängeschild für den Amateurfußball."

Einen Geburtstagswunsch hat der Ur-Löwe Karsten Wettberg: "Ich wünsche mir, dass die Löwen in die erste Liga aufsteigen und ich dann bei den Sechzigern als Scout arbeiten kann. Dann würde ich dem Fußball weiter verbunden sein, ohne die tägliche Trainingsarbeit auf dem Platz." Karsten Wettberg wurde am 10. November 1941 in Friesack bei Berlin geboren. Seit 1974 wohnt der pensionierte Postoberamtsrat in Elsendorf im Landkreis Kelheim in Niederbayern. Als Spieler war der Postler lange seinem Heimatverein FC Mainburg treu. Weitere Stationen waren der SV Puttenhausen, TSV Obersüßbach, die SpVgg Feldmoching in München und der SV Saal. An den beiden letzten Stationen war der gelernte Halbstürmer auf der rechten Seite in der Landesliga Süd aktiv. Ein Prädikat ist dem Fußball-Fanatiker ganz wichtig: Wettberg ist noch nie abgestiegen. "Und da waren einige hoffnungslose Fälle dabei. Zum Beispiel als ich das zweite Mal nach Landshut kam, da hatten wir neun Punkte Rückstand." Da wurde auch schon mal zu unpopulären Maßnahmen gegriffen und mit den Spielern ein Bittgang nach Altötting angesetzt. Es folgten acht Spiele ohne Niederlage und der Klassenerhalt mit Landshut in der Bayernliga war perfekt.

Der verplante Aufstieg mit der SpVgg Landshut - Wettbergs größte Niederlage.

Eine der größten Niederlagen für den "König von Giesing" - diesen Titel erwarb sich Wettberg 1991 durch seinen Aufstieg mit dem TSV 1860 München in die 2. Bundesliga, verliehen vom damaligen Münchner Oberbürgermeister Georg Kronawitter - war die Saison 1985/86. Mit der SpVgg Landshut schaffte erstmals, und zum bisher einzigen Mal, ein Klub aus Niederbayern die Bayernliga-Meisterschaft. Doch an diesem Titel haftet ein fader Beigeschmack. Als der Meistertitel unter Dach und Fach war, kam die Hiobsbotschaft: Der Verein hatte die für den Aufstieg in die zweite Liga notwendige Lizenz nicht beantragt. Die Vereinsführung der "Spiele" wollte nicht aufsteigen: "Das war schlimm. Aber es war wohl so, dass in Landshut der Fußball das Eishockey nicht überholen durfte", erinnert sich Wettberg, der 1989 aber trotzdem seinen ersten von zwei Zweitliga-Aufstiegen mit der SpVgg Unterhaching feiern durfte.

Die Liste der Erfolge Karsten Wettbergs ist lang. Schon an seiner ersten Station beim SV Saal schaffte Wettberg, der bei allen Klubs, auch in der zweiten Liga, seinen Beruf weiter ausübte, die Aufstiege von der A-Klasse bis in die Landesliga. Karsten Wettberg setzte viele schöne und erfolgreiche Meilensteine. So trainierte der Elsendorfer beide Ingolstädter Vereine, den ESV und den MTV: "Das war beide Male super." In Ingolstadt ging Wettberg seinem Postjob nach, den er nur als Zweitliga-Trainer dienstags und donnerstags ruhen ließ: "Dann blieb die Arbeit eben liegen und ich bin nach dem Training oft noch zur Arbeit gefahren und habe alles erledigt." Mit den Löwen blieb Wettberg 54 Spiele lang unbesiegt. "Da war jedes Heimspiel in der Bayernliga, die ja damals noch dritte Liga war, mit über 30.000 Zuschauern ausverkauft." Das waren noch Zeiten, denn heutzutage kommen in einer kompletten Bayernliga-Saison gerade einmal 150.000 Fans ligaweit in die Stadien. Insgesamt war Wettberg je zweieinhalb Jahre Trainer bei den Sechzigern und in Unterhaching. Eine weitere erfolgreiche Etappe war der FC Augsburg, mit dem Wettberg schwäbischer Pokalsieger wurde. Mit dem SSV Jahn Regensburg ist die Trainer-Größe von der Landesliga über die Bayernliga-Meisterschaft im Jahr 2000 über Aufstiegsspiele in die Regionalliga, die damals noch dritthöchste deutsche Spielklasse war, aufgestiegen.

Unabsteigbarer Wettberg erhält Bundesverdienstorden.

Aber auch abseits des Fußballplatzes sorgte Wettberg, dem 2006 der Bundesverdienstorden verliehen wurde, für viele positive Schlagzeilen. Seit Mai 2002 sitzt der Coach des SV Seligenporten für die SPD im Kreistag, wurde vom letzten Listenplatz nach vorne gewählt. Wettberg ist erster Vorsitzender des Fördervereins für Leichtathletik beim TSV Mainburg, durch dessen Initiative das Stadion in Mainburg zu einer modernen Sportstätte umgebaut werden konnte. Zudem ist der Fußball-Begeisterte der erste Ehrenspielführer des FC Sternstunden, der Benefizelf des Bayerischen Rundfunks. Von März 2007 bis 27. Mai 2008 legte Wettberg eine Trainerpause ein und war Vizepräsident beim Kultklub TSV 1860 München. Inzwischen ist der Erfolgscoach Aufsichtsratsmitglied bei den Löwen und Scout.

Aktuell ist Karsten Wettberg, der seit April 2009 wieder auf dem Trainerstuhl Platz genommen hat, drauf und dran mit dem SV Seligenporten in die neue Regionalliga Bayern aufsteigen. Das Fazit des Jubilars, dessen Leben der Fußball bestimmt hat: "Fußball hat mir immer Spaß gemacht und bereitet mir auch heute noch viel Freude", sagt der "König von Giesing", der rund 100.000 Kilometer Jahr für Jahr in Sachen Fußball unterwegs ist. Auf das Prädikat nach wie vor unabsteigbar zu sein, ist Karsten Wettberg besonders stolz. Ein Prädikat für einen Spitzentrainer, einen unabsteigbaren Meistertrainer, von deren Sorte es keinen zweiten gibt.



Wettbergs größte Erfolge:
· 6 x Bayerischer Meister
· 4 x Landesliga-Meister und Aufstieg in die Bayernliga
· 2 x Aufstieg in die 2. Bundesliga
· 1 x Aufstieg in die Regionalliga (eingleisig)
· 11 x Bezirkspokalsieger von Ober- und Niederbayern, der Oberpfalz und Schwaben
· 5 x Einzug in die 1. DFB-Pokalhauptrunde
· 1 x Einzug in die 2. DFB-Pokalhauptrunde
· 1 x Niederbayerischer Meister und Aufstieg in die Landesliga

Wettbergs Spieler- und Trainer-Stationen:
Wettberg spielte beim FC Mainburg, TSV Elsendorf und beim SV Saal (AH).
Als Trainer arbeitete Karsten beim
· SV Saal (1974 bis 1980),
· MTV Ingolstadt (1980-83),
· ESV Ingolstadt (1983-86),
· SpVgg Landshut (1986-87),
· SpVgg Unterhaching (1987-90),
· TSV 1860 München (1990-92),
· SSV Jahn Regensburg (1992),
· SpVgg Landshut (1992-93),
· MTV Ingolstadt (1993-94),
· SG Post/Süd Regensburg (1994-95),
· FC Augsburg (1995-96),
· SG Post/Süd Regensburg (1996-98),
· SSV Jahn Regensburg (1998-2001),
· SpVgg Landshut (2001-03),
· ASV Cham (2003-04),
· Freier TuS Regensburg (2004-06)
· SV Seligenporten (seit April 2009)

Aufrufe: 010.11.2011, 08:14 Uhr
Dirk Meier / zisAutor