Im November des vergangenen Jahres blies Branchenprimus FC Bayern München, von immensem medialen Interesse begleitet, ganz offiziell zur Maulwurfjagd. Nur wenige Tage später erklärte er sie – letztlich erfolglos – für beendet. Die Identität des Spielers, der gegenüber der Journaille sensibelste Interna ausgeplaudert haben soll, wird für immer ein Geheimnis bleiben.
Rund ein Vierteljahr später spricht in der bayerischen Landeshauptstadt kaum noch jemand über das menschenscheue Landwirbeltier mit dem schönen lateinischen Familiennamen Talpidae. Es ist Gras über die Sache gewachsen, und der gemeine Münchner Maulwurf trat bis dato nicht wieder in Erscheinung. So einfach wie dem deutschen Rekordmeister macht es der insektenverzehrende Säuger den A-Klassen-Fußballern des TSV Wachendorf indes nicht annähernd. Bereits seit mehreren Jahren treiben laut Abteilungsleiter Reinhard Egidi auf dem A-Platz am Hans-Rotter-Weg Maulwürfe ihr Unwesen.
Vor allem in der Winterpause bestücken die Tiere stets dasselbe Terrain rund um einen der beiden Sechzehnmeterräume – bis hin zu den Eckfahnen – mit dem Abraum ihrer Tunnelgrabungen. "So arg wie heuer war es aber noch nie“, sagt Egidi. Selbst von der am Gelände vorbeiführenden Fürther Straße aus seien die zahllosen Erdhaufen deutlich zu sehen gewesen.
Sorgen, beispielsweise um die Austragung des Ligapokalspiels gegen Worzeldorf am 9. März, machen sich die Verantwortlichen in dem Cadolzburger Ortsteil allerdings nicht. Wie bereits in den vergangenen Jahren auch wurden die betroffenen Stellen des Platzes im Rahmen eines Arbeitsdienstes wieder eingeebnet. Same procedure as every year – dasselbe Procedere wie jedes Jahr, wie der rasenerfahrene Engländer zu sagen pflegt. Um die Maulwurfsaktivitäten bis zum Wiederbeginn der Fußballrunde in Grenzen zu halten, zauberten die Wachendorfer einen simplen Trick aus dem Hut – beziehungsweise aus dem Keller. Im befallenen Platzbereich wurden Stecken angebracht, über diese wiederum leere Flaschen gestülpt. "Der Maulwurf mag keine Geräuschkulisse“, erläutert Egidi die Funktion der selbstgebastelten Resonanzkörper.
Andere Mittel, die Umtriebe einzudämmen, gebe es nicht: Maulwürfe stehen unter Artenschutz. Egidis Ausführungen wohnt eine – gewissermaßen fränkische – (Bier-)Ruhe inne. Die Wachendorfer haben sich soweit mit dem Talpa europaea, dem hiesigen Vertreter der Spezies, arrangiert – wohl wissend, dass ihre Maulwurf-Affäre nicht so rasch ausgesessen sein wird wie ehedem 170 Kilometer weiter südlich.