Bei der Industriegütermesse in Hannover, die vor wenigen Tagen zu Ende ging, war der künstliche Tormann ein Publikumsliebling. Ganze Trauben von Menschen scharten sich um das Spielfeld, viele Besucher standen Schlange, um einen Schuss aus zehn Metern Entfernung im Tor zu platzieren. Doch der „Torminator“ hielt. Dank einer ausgeklügelten Steuerungs- und Automatisierungstechnik stoppte die lebensgroße Schaufensterpuppe aus robustem Glasfasermaterial fast jeden Ball vor der Torlinie. Mit dem „Torminator“ ist nicht zu spaßen. Statistisch gesehen hält der Schlussmann neun von zehn Bällen. Kristian Udovicic und Kevin Mahlmeister, zwei angehende staatlich geprüfte Techniker, landeten damit einen Volltreffer. Der „Torminator“ ist die Krönung ihrer Technikerausbildung an den Berufsbildenden Schulen in Mainz, ihre Abschlussarbeit. Ihnen war aufgegeben worden, ein Projekt zu entwickeln, von der Finanzierung über ein Logo bis zur Konzeption und Realisierung. Beim Kicken in der Kasteler Bezirkssportanlage auf dem Platz der TSG kam die zündende Idee. Etwas aus der Welt des Fußballs musste es sein. So machten sie sich ans Werk. Sie begeisterten die beiden Kollegen Alexander Neumann und Engen Vasigin von den Mainzer Glaswerken Schott, ebenfalls angehende Techniker, für eine Mitarbeit und besorgten sich ein Budget von 20.000 Euro.
Nächtelang gegrübelt
Teamarbeit war angesagt. Nächtelang grübelten die Vier in der Schule und brachten schließlich den „Torminator“ zum Vorschein, der seinen Job mit hoher Präzision erfüllt. Eines kennt er nicht. Die Emotion beim Fußballspiel, die sich von keinem Computerprogramm simulieren lässt. Dafür pariert er jeden Schuss. Der künstliche Tormann ist eine technische Meisterleistung. Ist der Ball erst einmal abgefeuert, erfasst eine Kamera auf 90 Bildern in der Sekunde die Flugbahn, die von einem Computer berechnet wird, der in Bruchteilen von Sekunden den „Torminator“ an die richtige Stelle manövriert. Gestoppt wird mit allem, was zur Verfügung steht, mit der Brust, dem Kopf, mit Armen und Beinen. Ein Hochleistungsantrieb erzeugt einen enormen Vortrieb. Die Torwart-Puppe beschleunigt zehn Mal schneller als ein Formel-Eins-Rennwagen. Auf einer Schiene, die im Koordinatensystem die x-Achse wäre. Im Juli wird es für die vier Projektentwickler ernst. Dann legen sie ihre Prüfung ab. Fast wie selbstverständlich, nachdem sie die Technikerausbildung in Mainz neben dem Beruf absolvierten. Und sie sich außerdem noch gegen 96 Mitbewerber bei dem Technologiepreis durchsetzten. Gegen Bewerbungen, die von Universitäten und Hochschulen auf der ganzen Welt eingereicht wurden.
Eine der Vorgaben lautete, den „Torminator“ so zu gestalten, dass er transportabel und an vielen Stellen einsetzbar ist. In Schulen, auf Messen, überall dort, wo es darum geht, Automatisierungstechnik live zu erleben. Flugs zimmerten die Vier ein kleines Spielfeld aus Holz und Aluminiumprofilen, mit Banden für mehr Sicherheit wie in einem echten Stadion und auch sonst mit allem Drum und Dran. Das preisgekrönte Stück ist ein echtes Unikat. Die Abgabefrist betrug vier Monate. Wäre sie länger gewesen und das Budget größer, hätten die Vier noch mehr an ihrer Neuentwicklung gefeilt und weniger zwischen Kosten und Nutzen abwägen müssen. Dann hätte der „Terminator“ vielleicht noch bewegliche Arme bekommen, um die Bälle mit den Händen zu parieren