2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Der Torhüter ohne festen Arbeitsplatz

Tobias Bergen spielt seit 2010 für den Oberligisten SF Baumberg

Immer wieder setzt ihm der Verein neue Keeper vor die Nase. Aber der 23-Jährige geht damit ruhig um. Und er ist zuverlässig da, wenn ihn sein Team braucht.
Er gehört zu den Spielern, die so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Das ist bestimmt gut so, denn er stellt in einer Fußball-Mannschaft so etwas wie die letzte Instanz dar. Außerdem hätte Tobias Bergen beim Oberligisten SF Baumberg reichlich Grund gehabt, mit der Welt unzufrieden zu sein. Der Torhüter trägt die Nummer 1 - die er aber in der jüngeren Vergangenheit nur dem Trikot nach war. Auch in der laufenden Saison hatte der 23-Jährige viel zu ertragen.

Als die Serie am 10. August mit dem 0:5 beim MSV Duisburg begann, stand Jan Conradi im Tor. Wegen eines Bandscheiben-Vorfalls musste Conradi bald passen, so dass Bergen auf seinen Posten zurückkehrte. Nach der Winterpause verpflichteten die Baumberger Martin Klafflsberger - und Bergen saß erneut draußen. Vor einer Woche brach Klafflsberger seine Zelte ab - und Bergen hatte den Arbeitsplatz zurück. "Im Prinzip ist mir immer einer vor die Nase gesetzt worden", sagt der Keeper, "und das ärgert mich auch. Am Ende habe aber immer ich im Tor gestanden."

Etwas anders war es lediglich im Sommer 2010, als der damals 19-Jährige relativ spät aus den A-Junioren der Fortuna Düsseldorf zu den Sportfreunden wechselte. Damals hatte am Anfang Normen Litschko die Nase vorn, der allerdings Mitte August einen Kreuzbandriss erlitt. Ein Jahr später ging das Wechselspiel erneut los. Patrick Iwersen (2011/2012) und Björn Nowicki (2012/2013) erhielten den Vorzug. Als Nowicki im Dezember 2014 ging, holten die Sportfreunde kurz darauf Jonas Sela. Der blieb jedoch ebenfalls nicht bis zum Saisonende. An den entscheidenden Siegen für den Klassenerhalt war wieder Tobias Bergen beteiligt.

"Wenn so etwas passiert, bin ich natürlich nicht gut gelaunt", berichtet Bergen, "aber ich bin einer, der immer weitermacht. Ich mag meine Mannschaft, ich mag Baumberg." Besonders prägende Erlebnisse hatte er 2012/2013, als die Sportfreunde ohne Gegentor durch den Niederrheinpokal rauschten und dort Ende Mai 2013 das Finale gegen den Regionalligisten RW Oberhausen mit 1:0 gewannen - und mit Bergen zwischen den Pfosten. Die gesamte Pokal-Bilanz stand bei sieben Siegen ohne einen Gegentreffer. Ein weiterer Höhepunkt war im August 2013 die erste Runde des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten FC Ingolstadt, bei dem die Baumberger trotz des 1:4 eine gute Figur machten - Bergen eingeschlossen.

"Fußballerisch muss ich noch zulegen", räumt der Torhüter ein, "mit dem rechten Fuß geht es ganz gut, doch der linke ist nur zum Stehen da. Dafür sagen viele, dass ich in den Eins-gegen-Eins-Situationen und auf der Linie stark bin." An die Vorderleute wendet er sich nur dann, wenn es Sinn ergibt - und nicht des Brüllens wegen. Auch für die sportliche Lage hat er eine klare Ansicht: "Da muss man nichts schönreden. Wir haben es verbockt. Also müssen wir es wieder geradebiegen." Daraus folgt, dass Bergen für die Landesliga bleiben will - und es sieht nach einer Fortsetzung der Zusammenarbeit aus. Ganz "nebenbei" hofft Bergen, dass er 2015 sein Studium in Wuppertal komplett hinter sich hat. Dann darf er sich Sicherheits-Ingenieur nennen. Einer der Schwerpunkte: Sicherheit am Arbeitsplatz. Ob Tobias Bergen dann noch oder wieder die Nummer 1 in Baumberg ist, wird sich erst zeigen. Dass er aktuell die Mannschaftskasse beaufsichtigt, dürfte kein entscheidender Faktor sein. Es geht eher um die Leistung - und dafür will sich Bergen weiter reinhängen. In aller Ruhe, versteht sich.

Aufrufe: 09.5.2015, 09:30 Uhr
RP / Michael DeutzmannAutor