2024-04-19T07:32:36.736Z

Interview
Das Gesicht des TV Schierling: Christian Brandl kann vielleicht im April schon wieder angreifen.  Foto: Brüssel
Das Gesicht des TV Schierling: Christian Brandl kann vielleicht im April schon wieder angreifen. Foto: Brüssel

Der Stürmer, das Leid und die Seifenoper

Schierlings Spielertrainer Christian Brandl (28) denkt nach Kreuzband-OP schon ans Comeback +++ "So will ich nicht abtreten"

Der Landesliga-Torjäger schlechthin war der Kirchdorfer Fußballer Christian Brandl (28) in den vergangenen Jahren. Der Spielertrainer des TV Schierling lieferte jede Saison bis zu 30 Treffer ab. Vor einem Monat stoppte ihn ein Kreuzbandriss im rechten Knie, vor zwei Wochen unterzog er sich einer Operation. Trotz der zweiten derartigen Verletzung will sich Brandl wieder zurückkämpfen. Im Interview spricht er mit FuPa/MZ-Mitarbeiter Martin Rutrecht über seine Leiden und die seines Vereins, ein Rücktritts-Angebot sowie seine Fußball-Ambitionen. Und warum er auch an langweiligen Nachmittagen das Fernsehen scheut.

Herr Brandl, den Kreuzbandriss erlitten sie im Spiel gegen Tegernheim (1:1). Wie ist es passiert?

Ich bin im Rasen hängen geblieben. Ich hab' sofort gedacht, dass etwas kaputt gegangen ist. Ich hatte schon 2006 einen Kreuzbandriss, damals im linken Knie. Da vergisst man nicht, wie sich das anfühlt.

Mittlerweile sind Sie operiert. Ist der Eingriff gut verlaufen?

Ich habe mich in Bad Griesbach von Dr. Heinz Jürgen Eichhorn operieren lassen. Er ist ein Knie-Spezialist. Laut ihm und meinem Physiotherapeuten Stephan Meier in Offenstetten hat alles einwandfrei geklappt. Inzwischen gehe ich dreimal in der Woche zu meinem Physio. Ich kenne ihn schon länger. Ein, zwei Woche muss ich noch auf Krücken humpeln. Dann wird nach und nach die Beweglichkeit im Knie wieder hergestellt und ich werde ins Fitnessstudio gehen.

Das klingt, als würden Sie bald wieder loslegen wollen.

Schön wär's. Für mich persönlich ist das Ganze eine echte Sch.... Ich weiß, was im nächsten halben Jahr auf mich zukommt. Ich werde mich plagen müssen, um auf den Platz zurückkehren zu können. Die entscheidende Frage ist ganz einfach: Man macht's oder man macht's nicht. Ich will auf jeden Fall wieder Fußball spielen. Lieber höre ich als Trainer auf, als auf Fußball zu verzichten. Ich möchte noch drei, vier Jahre höherklassig kicken. Aber eines ist auch klar: Es gibt viel schlimmere Schicksale.

Wann kann man mit einem Comeback rechnen?

Ich hab' mir schon den Spielplan im Frühjahr angeschaut. (lacht) Realistisch gesehen ist man, wenn alles gut verläuft, nach einem halben Jahr wieder auf den Beinen. Ich werde erst anfangen, wenn der Doc und der Physio grünes Licht geben. Wenn ich wieder auf dem Platz stehe, heißt es nicht, dass ich sofort die Form und Fitness für eine Landesliga habe. Das kann noch ein weiteres halbes Jahr dauern.

Aber wenn man sechs Monate von heute an hoch rechnet, könnte man Sie im April wieder am Ball sehen.

Das könnte durchaus passieren. Aber wie gesagt, dazu muss alles optimal hinhauen.

Bei ihrem Verein TV Schierling würde man ein Stoßgebet zum Himmel schicken. Seit Sie weg sind, gab's nur Niederlagen.

Ich allein bin nicht der TV Schierling. Man muss das gesamte Pech des Vereins sehen: Mit mir sind es jetzt drei Stammkräfte, die fehlen. Jakob Grauschopf, der zu Beginn der Saison einen Kreuzband- und Meniskusriss erlitt, und Raphael Bauer sind auch langzeitverletzt. Wir haben gute, junge Spieler, aber sie brauchen die Führung von routinierten Leuten. Ein früher Rückstand, schlechte Ergebnisse lassen den Kopf bei jungen Spielern schnell sinken. Ein erfahrener Mann geht damit anders um. Die Jungs verkaufen sich gut, aber letztlich zählen nur die Punkte.

Kann sich Schierling in der Landesliga halten?

Wir müssen den Fokus auf einen Abstiegsrelegationsplatz legen. Vom direkten Klassenerhalt zu reden, bringt momentan gar nichts. Es wird richtig eng.

Helfen Verstärkungen?

Nur ein Spieler, der uns wirklich weiterbringt, hilft. Und dazu zählt für mich auch, dass er den unbedingten Willen in sich trägt, dass Schierling in der Landesliga bleiben muss.

Sind Sie ab und zu bei der Mannschaft?

Ich habe mich als Trainer bis Ende des Jahres bewusst zurückgezogen. Ich hatte Abteilungsleiter Martin Huber auch den Rücktritt angeboten, falls er einen neuen Coach haben will. Hier geht's um den TV, nicht um mich. Ich finde die jetzige Lösung mit Bauer und Christian Stadler gut. Ab Beginn des neuen Jahres bin ich wieder dabei. Die Vorbereitung auf die Frühjahrssaison planen wir schon. Die Spiele von Schierling werde ich mir demnächst schon wieder anschauen, aber am Sonntag bin ich noch nicht dabei.

Nach dem zweiten Kreuzbandriss - dachten Sie auch ans Karriereende?

Nein, so wollte ich definitiv nicht aufhören. Ich werde auf den Platz zurückkehren und wieder spielen.

Wird Schierling Ihre letzte Station sein?

Das kann ich nicht sagen. Wenn die Knie herhalten, würde ich ein, zwei Jahre Bayernliga auch machen. Aber ich werde meinen Wohnort für ein solches Abenteuer nicht mehr woanders hin legen.

Schauen Sie jetzt, wo sie eine lange Pause haben, auch ein wenig auf Ihre bisherige Karriere zurück?

Tatsächlich habe ich erst vor kurzem mit ein paar Freunden über meinen Werdegang geredet, Kirchdorf, Ihrlerstein, Schierling...zwischendurch FC Ingolstadt II. Es war und ist viel Tolles dabei.

Hätten Sie etwas anders gemacht?

Einen einzigen Punkt nur: In Ingolstadt hätte ich in der Bayernliga nicht nach einem halben Jahr schon wieder aufgeben sollen. Aber ich habe dort die Freude am Fußball verloren.

Erstaunlich ist Ihre Trefferquote, die Sie seit Jahren auf hohem Niveau halten.

Du musst dir alles erarbeiten. Vor allem wenn man älter wird, muss man noch mehr machen. Für mich ist mit dem Training in Schierling nicht alles erledigt. Ich gehe ins Fitnessstudio und zum Laufen. Das mache ich nicht nur, um gut auszuschauen. (grinst) Außerdem muss ich mich im Umfeld wohlfühlen und du brauchst Selbstbewusstsein. Auch wenn es mal nicht läuft, darfst du nicht an dir zweifeln.

Wie kommen Sie als Sportler damit klar, nach der OP jetzt zur Untätigkeit gezwungen zu sein?

Wenigstens gehe ich zum Physio oder zum Doktor. Ich befasse mich viel mit Schierling und denke über unsere Chancen und Möglichkeiten nach. Viele haben sich gemeldet und mir Genesungswünsche geschickt. So etwas ist absolut positiv. Unmittelbar nach dem Kreuzbandriss habe ich's mal mit Nachmittagsserien im Fernsehen probiert, um die Zeit zu vertreiben. Aber nach einem Nachmittag mit diesen Serien und Seifenopern hatte ich genug davon, das ist nichts für mich. Da leg' ich lieber einen Film ein.

Aufrufe: 016.10.2015, 12:12 Uhr
Martin RutrechtAutor