2024-04-23T13:35:06.289Z

Vereinsnachrichten
Alexander Herzog (2. v. r.) traf für den SC Stammheim gegen Buch zum 2:2. Eibner-Pressefoto
Alexander Herzog (2. v. r.) traf für den SC Stammheim gegen Buch zum 2:2. Eibner-Pressefoto

Der Stammheimer Chamäleon-Charakter

Der SC verliert das Kellerduell beim TSV Buch mit 2:4.

Der SC Stammheim kommt nicht aus der Abstiegszone der Landesliga Staffel 2 raus. Gegen den TSV Buch gab es einen weiteren Rückschlag.

Chamäleons sind sehr faszinierende Tiere. Diese Reptilien haben die grandiose Fähigkeit sind durch Farbveränderung ihrer Umgebung so gut anzupassen, dass sie perfekt getarnt sind. Nun haben die meisten Chamäleons im Regelfall sehr wenig mit Landesligafußball zu tun. Aber die bereits erwähnte Eigenschaft spiegelt sich durchaus im Verhalten der Mannschaft des SC Stammheim in der jüngeren Vergangenheit wider. Denn das Team von Trainer Thomas Oesterwinter weist in der Rückrunde ganz klar einen Chamäleon-Charakter auf: Es passt seine Spielweise teils auf schöne, teils auf erschreckende Art der Platzierung des Gegners an. Gegen den damaligen Spitzenreiter Calcio Leinfelden-Echterdingen spielten die Stammheimer überragend, gegen den Titelanwärter Bad Boll sehr gut, vor einer Woche gegen den Tabellen-14. SV Bonlanden schlecht und nun gegen den Tabellenvorletzten TSV Buch sehr, sehr schlecht. Zugegeben, nicht ganz so schlecht wie bei der 1:3-Pleite zum Rückrundenauftakt beim Schlusslicht SV Ebnat. Aber um mit 2:4 zu verlieren, auf Rang 13 im Klassement abzurutschen und dabei noch das Glück zu haben, dass es hätte schlimmer ausgehen können, reichte es allemal.

Spezialtraining und Videoanalyse

Was hatten sie beim SC nicht alles unternommen, um für das Kellerduell gerüstet zu sein. Im Training wurde eigens auf verkleinertem Platz geübt, um die Proportionen des Spielfelds an der Bucher Haldenstraße zu simulieren. Zudem gab es eine Videoanalyse des Spielstils, der beim TSV vorrangig darin besteht, mit weiten Bällen das Mittelfeld zu überbrücken und so überfallartig vor das gegnerische Tor zu kommen. Und dass der Gastgeber in Sachen Kampf um den Klassenverbleib mit dem Rücken zur Wand stand und dementsprechend auftreten würde, hätte sich jeder der Nord-Stuttgarter denken können. Das alles bewirkte lediglich, dass der SC dann vor Ort so ziemlich alles falsch machte, was falschzumachen war.

Defensive erwischt schwarzen Tag

Vor allem die Defensive der Nord-Stuttgarter hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt. Was sich schon in der 3. Minute zeigte. Nach einem Einwurf der Platzherren hüpfte der Ball durch den Stammheimer Strafraum, ohne dass sich ein SC-Akteur für das Spielgerät zuständig gefühlt hätte. Nutznießer der Lage war Markus Bolkart, der zum 1:0 für den TSV einköpfte. Auch beim 2:0 durch John Schewetzky in der 29. Minute durfte der Bucher nach einem Freistoß von Dominik Amann unbedrängt zum Kopfball hochsteigen. Es war eine mehr als verdiente Führung: Denn zwischen den beiden Toren hatten es schon Manuel Schrapp, Patrick Sailer und Amann verpasst, das Ergebnis deutlicher zu gestalten. Und die Gäste? Die rannten meist nur hinterher, weil sie sich etliche Ballverluste erlaubten. Erst nach gut einer halben Stunden begann der SC, angetrieben von Tobias Oesterwinter, kämpferisch dagegenzuhalten. Und plötzlich kam auch Struktur in die Offensivaktionen der Nord-Stuttgarter. In der 38. Minute konnte TSV-Torwart Patrick Negele einen Kopfball von Ugur Yilmaz nach Einwurf von Emre Yildizeli zwar noch parieren, doch Tobias Oesterwinter war zur Stelle und verkürzte auf 1:2. Dem Ausgleichstreffer drei Minuten später war erneut ein Einwurf von Yildizeli vorangegangen. Diesmal landete der Ball bei Osterwinter, der auf Alexander Herzog quer legte. Herzog hatte keine Mühe, den Ball aus kurzer Distanz ins leere Tor zu bugsieren.

Erneuter Rückschlag

Nun hätte diese ebenso kurze wie erfolgreiche Aufholjagd nebst der damit verbundenen Erkenntnis, dass die Bucher trotz ihres leidenschaftlichen Auftritts keinesfalls unschlagbar sind, für moralischen Auftrieb bei den Stammheimern sorgen können. Tat es aber nicht. In Hälfte zwei knüpfte der SC mitnichten dort an, wo er aufgehört hatte. Sondern er agierte genauso wie zu Beginn von Halbzeit eins: Lethargisch, in der Abwehr konfus, im Angriff zu unpräzise. Schon in der 47. Minute musste SC-Schlussmann Milan Jurkovic erst gegen Schrapp, dann gegen Martin Jainz einen erneuten Rückstand verhindern. Doch damit war das Unvermeidliche nur aufgeschoben: Bolkart enteilte fünf Minuten später einmal mehr seinem Bewacher und legte den Ball mustergültig auf den mitgelaufenen Schrapp zurück, der das 3:2 für den Tabellenvorletzten erzielte. Nachdem der TSV in der Folgezeit noch drei gute Möglichkeiten ausgelassen hatte, nutzte Sailer in der 68. Minute ein Missverständnis zwischen Stammheims Keeper Jurkovic und dem eingewechselten Christian Schwalb zum 4:2.

Was die Offensivbemühungen des SC betrifft, sei nur auf eines verwiesen. In der 89. Minute holten die Gäste ihren ersten Eckstoß in der Partie heraus. Und der hätte fast zum 5:2 für Buch geführt, denn der Ball wurde abgewehrt und auf Sailer gepasst, der sich in der eigenen Hälfte an einem 40-Meter-Heber versuchte. Jurkovic, kam zu spät, hatte aber das Glück, dass der Ball nur auf statt im Tornetz landete.

Während der TSV Buch durch seinen zweiten Heimsieg in der laufenden Runde wieder Anschluss an die Nichtabstiegsplätze hat, hat der SC Stammheim seine nach der Winterpause erarbeitete gute Ausgangslage verspielt. ,,Jetzt sind wir wieder bei Null. Genau betrachtet eigentlich bei unter Null", sagt SC-Trainer Thomas Oesterwinter.

Aufrufe: 028.3.2016, 14:00 Uhr
Stuttgarter Nachrichten / Mike MeyerAutor