2024-04-24T13:20:38.835Z

Querpass
Andreas Beck in Königsbronn. (Foto: BW - SP/GT)
Andreas Beck in Königsbronn. (Foto: BW - SP/GT)
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

Der Nationalspieler von nebenan

Profifußballer Andreas Beck von der TSG Hoffenheim zu Besuch in Königsbronn

Der SVH Königsbronn ist der einzige Verein im Kreis, der behaupten kann, aus der eigenen Jugend einen A-Nationalspieler hervorgebracht zu haben. Andreas Beck besuchte seine frühere Wirkungsstätte und plauderte über sein Profi-Leben beim Bundesligisten TSG Hoffenheim.

Es war zwischen 1995 und 2000, als der inzwischen 27-jährige neunfache A-Nationalspieler am Brenzursprung das Einmaleins des Fußballs erlernte. Beck war 1990 mit seiner Familie aus der Sowjetunion ausgesiedelt und fand im Aalener Vorort Wasseralfingen ein neues Zuhause. Dass ihn seine steile Fußball-Karriere in Jugendjahren nach Königsbronn führte, hatte mit seinem dreieinhalb Jahre älteren Bruder Artur zu tun.

Der spielte bereits beim SVH und war Andis großes Vorbild. Es war in der Zeit, als die Königsbronner sowohl mit ihrer B- als auch mit ihrer A-Jugend in der Verbandsstaffel, der damals höchsten Spielklasse, vertreten waren. Auch für Familie Beck war klar: Dort, in Königsbronn, hatten die Söhne damals in der Region die größte Chance, sich fußballerisch weiterzuentwickeln.

"Die Mutter hat mich ins Auto gesteckt, mir gesagt, wir gehen zum Erdbeerpflücken, und mich dann am Sportplatz rausgeschmissen", erzählte Andi Beck in einem Pressegespräch, dass der anschließenden VHS-Veranstaltung in der Hammerschmiede vorausging. So habe damals alles seinen Weg genommen.

Und der blonde Abwehrspieler erinnert sich auch noch gut daran, wie sein damaliger Trainer Franz Rimmele schon nach der ersten Trainingseinheit prophezeit habe, der Junge bringe es zum VfB Stuttgart. "So ist es dann ja auch gekommen, damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen", schmunzelte Beck, der zwischen 2000 und 2008 am Cannstatter Wasen wirkte. Damit gehörte er auch der Meistermannschaft des VfB von 2006/07 an, obwohl er in dieser Spielzeit unter Armin Veh nur vier Bundesliga-Einsätze absolviert hatte.

Intensive Beziehungen nach Königsbronn pflegt der seit 2008 bei der TSG Hoffenheim spielende Außenverteidiger nicht mehr. Er spricht von eher "losen Kontakten". Was sich in Aalen und Heidenheim tut, bleibe ihm gleichwohl nicht verborgen, sagte er.

Im Augenblick geht der Blick freilich deutlich mehr in Richtung Aalen, denn der VfR bittet die TSG Hoffenheim am Dienstag (3. März, 19 Uhr) zum DFB-Pokalspiel. "Wir werden den VfR sicher nicht unterschätzen. Wer Hannover aus dem Pokalwettbewerb wirft, der wird uns alles abverlangen", ist sich Beck sicher.

Den 1. FC Heidenheim hingegen habe er "weniger auf dem Schirm." Gleichwohl weiß der Abwehrspieler: "Dort wird sehr gute Arbeit geleistet - auch wenn sich die Mannschaft in der Rückrunde offenkundig noch schwer tut. Aber das ging uns ja in Hoffenheim genauso."

Mit drei Niederlagen starteten die Kraichgauer ins neue Jahr. "Jetzt haben wir wieder in die Spur gefunden", ist der U-21-Europameister von 2009 sicher. Ein Sieg gegen den VfB Stuttgart und jüngst das 1:1 in Freiburg folgten der Talsohle. Momentan sei die TSG Hoffenheim als Tabellensiebter in einer Situation, in der man noch "nach vorne und nach hinten schauen" müsse: "Ich bin sehr erleichtert über den Dreier gegen Stuttgart."

Apropos Stuttgart: Mit der misslichen Situation beim Tabellenletzten, seinem Ex-Klub, möchte er um keinen Preis tauschen: "Das ist sehr schwer, wenn man da unten drin steckt. Wir haben das in Hoffenheim vor zwei Jahren auch erlebt. Da wird einem alles abverlangt."

Er hofft, dass die Stuttgarter den Klassenerhalt schaffen, Wehmut oder gar Trauer aber beschleiche ihn nicht, wenn er die aktuelle Situation mit der gemeinsamen Zeit von damals in Verbindung bringt: "Dazu spielt sich das Ganze zu professionell ab."

Unterdessen hat Andi Beck das Thema Nationalmannschaft noch keineswegs abgehakt. Aktuell stehe das zwar für ihn nicht so sehr im Vordergrund. "Aber ich bin noch viel zu jung dafür, als dass ich dieses Ziel jetzt schon aufgeben würde", sagt der Hoffenheimer Kapitän, der am 13. März seinen 28. Geburtstag feiert.

Den Schmerz, dass ihn Bundestrainer Joachim Löw kurz vor der WM 2010 noch aus dem erweiterten Kader strich, hat er längst verwunden. Entscheidend für weitere Länderspiel-Berufungen ist aus Becks Sicht, "dass wir uns mit Hoffenheim in den Vordergrund spielen." Noch sieht er die TSG allerdings nicht als einen Klub, der schon von der Champions League träumen dürfe.

90 Minuten, also so lange wie ein Fußballspiel dauert, unterhielt sich Beck in der Hammerschmiede mit Moderator Joachim "Jogi" Klaehn und beantwortete anschließend noch Fragen aus dem Publikum. Dabei war das Themenspektrum breitgefächert und reichte weit über das Sportliche hinaus. Sehr persönlich schilderte Beck beispielsweise, wie er als Sprößling einer Spätaussiedler-Familie Integration erlebte.

Die Idee zu dieser Veranstaltung entwickelte Königsbronns Hauptamtsleiter Joachim Ziller gemeinsam mit Joachim Klaehn. Der Sportchef der Rhein-Neckar-Zeitung, selbst in Heidenheim geboren und aufgewachsen, recherchierte vergangenes Jahr an einer Geschichte über Widerstandskämpfer Georg Elser. Im Rahmen der Zusammenarbeit entstand der Gedanke, mal gemeinsam etwas mit Andi Beck zu machen, dessen sportlichen Werdegang Klaehn seit 2008 aus nächster Nähe mitverfolgt.

"Das ist ein besonderer Tag für Königsbronn", sagte Ziller bei der Begrüßung Becks in der Georg-Elser-Gedächtnisstätte: "Andi Beck kehrt zurück, wenn auch nur für ein paar Stunden."

Die Zuhörer in der Hammerschmiede - wenngleich nicht ganz so zahlreich erschienen wie erhofft - wussten's zu schätzen: Es waren auf jeden Fall sehr unterhaltsame Stunden.

Aufrufe: 027.2.2015, 07:00 Uhr
Südwestpresse / Thomas GrüningerAutor