2024-03-28T15:56:44.387Z

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Kann auch durchgreifen: Hartmut Karte, der dienstälteste Schiedsrichter aus dem Fußballkreis Ammerland, verzichtet aber gerne auf harte Strafen. Lars Puchler
Kann auch durchgreifen: Hartmut Karte, der dienstälteste Schiedsrichter aus dem Fußballkreis Ammerland, verzichtet aber gerne auf harte Strafen. Lars Puchler

Der Name ist keinesfalls Programm

Hartmut Karte kann auf eine beachtliche Statistik zurückblicken: Etwa 1750 Fußballspiele hat er geleitet, davon rund 1500 im Männerbereich. ...
Seit 56 Jahren pfeift der ehemalige Beamte nun schon und an ein Ende ist noch lange nicht zu denken. "So lange ich noch fit bin, möchte ich mein Hobby auch weiterhin ausüben. Wenn es nicht mehr geht, höre ich natürlich auf. Denn die beiden Mannschaften auf dem Platz haben schließlich einen anständigen Schiedsrichter verdient", sagt der dienstälteste Schiedsrichter aus dem Landkreis Ammerland.

Angefangen hat bei dem mittlerweile für den FC Rastede pfeifenden Hartmut Karte alles, wie bei den meisten Schiedsrichtern nämlich als Spieler. Im Jugendbereich kickte Karte beim VfL Oldenburg und später beim Post SV. Bis ihn eine Knöchelverletzung zu einer Vierteljährigen Pause zwang. Komplett mit dem Fußball aufhören wollte der mittlerweile 77-Jährige jedoch nicht: "Ohne den Sport geht es nicht, dann fehlt Etwas."

Mit 21 Jahren wechselte Karte dann ins Schiedsrichterhandwerk und mauserte sich bis zum Linienrichter in der 2. Bundesliga. Dann merkte er jedoch, dass er lieber selbst das Heft in die Hand nehmen wollte. "Ich habe Spiele bis in die damals höchste Amateurklasse gepfiffen", erinnert sich der mittlerweile 77-Jährige.

Bis 1966 blieb Karte dabei, dann trat er aus beruflichen Gründen auf dem Sportplatz kürzer, jedoch nicht für lange. Nach zwei Jahren merkte er, dass wieder etwas in seinem Wochenrhythmus fehlte. Er begann wieder in den unteren Ligen Partien zu leiten. Seit 1973 ist der ehemalige Beamte nun für den FC Rastede an der Pfeife aktiv.

Auf dem Sportplatz macht der Routinier seinem Nachnamen allerdings keine Ehre. "Ich versuche stets, dass die Spiele mit 22 Spielern zu Ende gehen können", sagt Karte und lacht. Mit sich diskutieren lasse er auf dem Platz allerdings nicht. "Wenn ich entschieden habe, wird zügig weitergespielt. So bleibt gar keine Zeit für Beschwerden", erklärt der Mann mit der Pfeife sein Vorgehen.

Um bei Hartmut Karte einen roten "Karton" zu kassieren, muss schon einiges geschehen. Einmal, so Karte, wollte er einen Spieler des Feldes verweisen. Er zog den roten Zettel, dieser zerbröselte aber in seiner Hand. "Ich hatte die rote Karte so selten benutzt, dass sie sich in der Tasche abgenutzt hatte", erinnert sich der Schiedsrichter.

Auch einen Treffer hätte er in einem Spiel erzielt. Ein Eckball prallte an der Fünf-Meter-Linie von seinem Schienbein ins Tor, es war der Ausgleich für das Gästeteam. Karte ließ schnell weiterspielen und den Anstoß ausführen. "Proteste kamen dabei nicht auf. Ich bin zum Glück mit dieser Aktion damals nicht in der Bild-Zeitung gelandet", sagt Karte mit einem Lachen. Jeder mache schließlich einmal Fehler, auch die Schiedsrichter: "Als Spieler habe ich zehn Kollegen, die meinen Fehler ausbügeln können. Ich als Schiedsrichter bin aber dann komplett alleine."

An das neue, schnellere Spiel habe er sich gut angepasst. Unfairer seien die Begegnungen aber nicht geworden, bilanziert Karte: "Man muss jedoch mit der nötigen geistigen und körperlichen Frische dabei sein."

Auch in Zukunft wird der Rasteder wieder auf dem Platz stehen. Seinen nächsten Einsatz hat der 77-Jährige dann am Donnerstag, 27. August, in der 1. Kreisklasse der Ü-40-Kicker. Dann müssen sich die Spieler des SVE Wiefelstede und des TuS Lehmden sicherlich um Platzverweise keine Sorgen machen.

Aufrufe: 022.8.2015, 06:03 Uhr
Lars PuchlerAutor