Damals wohnte Reidelshöfer in Westheim. Deshalb bot es sich 1953 mit der Gründung des SSV Egenhausen an, in das dortige Jugend-Team zu wechseln. Dort leitete der Dorflehrer das Training. Unter dessen Fittichen entwickelte sich Reidelshöfer, sodass er als 17-Jähriger in der SSV-Ersten eingesetzt wurde. Mit den Gebrüdern Karl und Franz Tauschek, den Bachschusters und Torhüter Heinlein besaß Egenhausen in der C-Klasse eine schlagkräftige Mannschaft, in der Heinz Reidelshöfer seine Fähigkeiten als Torjäger zeigte.
Erstmals für Aufsehen sorgte Reidelshöfer im Oktober 1955: Beim 8:1 erledigte er den SV Ickelheim mit einem halben Dutzend Toren fast im Alleingang. Am 2. September 1956 sorgte er beim 6:1 der Egenhäuser Ersten über Unterreichenbach für Furore. In den Anfangsminuten gelang ihm ein Doppelpack, später ließ der damals 18-Jährige noch einen dritten Treffer folgen.
Denkwürdig war drei Wochen später die Partie beim SV Neuses. Zur Pause lag der SSV 1:4 in Rückstand, doch dann war der wieselflinke Reidelshöfer nicht mehr zu halten und am Ende standen ein 5:4-Erfolg und fünf Tore Reidelshöfers auf dem Spielberichtsbogen. Neuses schien einer von seinen Lieblingsgegnern zu sein, beim 8:2 im nächsten Duell traf er sechs Mal.
Zu seinen schönsten Erlebnissen in Egenhausen zählte die Einweihung des Sportheims am 8. September 1957, erinnert sich der beliebte Spaßvogel Reidelshöfer. Der SV Bürglein wurde mit einer 10:1-Lektion nach Hause geschickt, der Stürmer glänzte als fünffacher Torschütze. In sieben Spielen der Saison 1957/58 erzielte der junge Torjäger sagenhafte 40 Tore und führte seinen Verein an die Tabellenspitze der C-Klasse Ansbach.
Bei diesem Torhunger war es nur noch eine Frage der Zeit, bis größere Vereine anklopften. Im Herbst 1957 machten sich Delegierte des FSV Windsheim auf den Weg zu seiner Mutter, die mittlerweile in Windsheim wohnte, um sie zu überzeugen, dass ihr noch minderjähriger Sohn zum FSV sollte. Heinz Reidelshöfer selbst verrichtete zeitgleich seinen Dienst bei der Bereitschaftspolizei Nürnberg.
Sein erstes Tor nach dem Wechsel zum FSV erzielte Reidelshöfer am 5. Januar 1958 beim 4:1 der Reserve über den TSV Georgensgmünd per Strafstoß zum 1:1. Einstand in der Ersten feierte er am 9. März 1958 in einem Freundschaftsspiel beim TSV Neustadt, wo er beim 2:0 gleich mal einnetzte.
Schon bald wusste Spielertrainer Heinz Mehl, dass man den schnellen Torjäger – Reidelshöfer lief 11,2 Sekunden auf 100 Meter – mit Steilvorlagen füttern musste. „Da habe ich von fünf drei reingehauen“, sagt Reidelshöfer und grinst dabei so verschmitzt, dass der Gesprächspartner ahnt, es waren wohl eher viereinhalb. Steilpass Mehl,Tor Reidelshöfer
Nach Reidelshöfers Motto „Wenn der Mehl einen Steilpass gespielt hat, habe ich ihn halt reingemacht“ durfte er beim 3:1 über den ASV Neumarkt, drei Wochen nach seinem Debüt, in der zehnten Minute über sein erstes Tor in einem Verbandsspiel jubeln. Auch in der Zweiten Amateurliga hatte Reidelshöfer keine Anpassungs- Schwierigkeiten. In fast jedem Spiel war das Talent für ein oder zwei Tore gut.
„Am wohlsten habe ich mich im Strafraum gefühlt“, sagt der 77-Jährige, erzielt hat er seine Treffer aber aus allen möglichen Lagen. Dabei auch viele wichtige: Beim 5:4-Erfolg in seiner Premieren-Saison über den ESV Treuchtlingen oder als er beim 7:0-Kantersieg im Derby über Uffenheim dreifach traf. Gar vier Tore waren es beim 10:0 über die bedauernswerte Elf des TSV Windsbach.
Sein schönstes Spiel war nach eigener Aussage das am 11. September 1960 bei der Platzeinweihung beim TSV Roth. An jenem Tag lief Reidelshöfer den Abwehrspielern immer wieder davon und steuerte vier Tore zum berauschenden 7:3 bei. Er profitierte auch vom Zusammenspiel mit Dieter Gehwald. Nicht selten legten sich die beiden Stürmer das Leder gegenseitig auf.
Unter der Woche verrichtete Reidelshöfer seinen Dienst bei der Bereitschaftspolizei in Nürnberg und später in Würzburg. Zum 1. Februar 1959 erfolgte seine Versetzung nach Schweinfurt. Das bedeutete für ihn, an jedem möglichen Wochenende nach Windsheim zu fahren, um für den FSV auflaufen zu können. Längst hatte sich sein Drang nach Toren auch in Schweinfurt herumgesprochen. Am erfolgreichsten warb der VfR 07 Schweinfurt um seine Dienste, sodass Reidelshöfer sein vorerst letztes Spiel für den FSV am 16. Juni 1962 gegen Gostenhof bestritt, das mit einer 4:5-Niederlage in die Annalen ging.
Das Trikot für den VfR Schweinfurt streifte der Goalgetter zwischen 1962 und 1974 über. Dessen Team spielte 1962/63 in der Zweiten Amateurliga Ost in Unterfranken und schaffte dank seiner Tore den Klassenerhalt. Durch die Einführung der eingleisigen Bezirksliga erfolgt im Frühjahr 1966 der Abstieg. Zwei Mal erhielt Reidelshöfer die Auszeichnung als bester Torschütze der dritthöchsten Amateurliga. Doch der Aufstieg in die Landesliga wollte nicht glücken. Für Schweinfurt bestritt Reidelshöfer um die 400 Spiele, in denen etwa 250 Tore auf sein Konto gingen.
Kurios: In einem Spiel hatte sich der Angreifer die Hand gebrochen, was aber erst Wochen später bei einer Untersuchung festgestellt wurde. Damit die Knochen zusammenwachsen konnten, musste die Hand wiederum gebrochen werden. Anstatt zu pausieren, spielte Reidelshöfer mit Gipsarm. In Erinnerung blieb ihm der Auftritt in Gerolzhofen, wo er mit Gips das Goldene Tor schoss. Im Jahr 1974 erfolgte seine Versetzung zum Landeskriminalamt nach München. Dort schloss sich Reidelshöfer dem ESV München an, dessen Team eine gute Rolle in der Bezirksliga spielte. Am Ende der Spielzeit 1977/78 verhinderte die Elf denkbar knapp den Abstieg. Dieses Abschneiden nahm der mittlerweile 40-Jährige zum Anlass, der Ersten Adieu zu sagen, um künftig nur noch für die Alten Herren aufzulaufen. In der Landeshauptstadt gibt es bei den Alten Herren Senioren- Ligen. Dank seiner Tore gewann der ESV München sechs Mal die bayerische Meisterschaft, davon drei Mal in Folge zwischen 1982 und 1984. In seiner besten Saison schoss der Goalgetter 53 Tore, wofür er den Goldenen Schuh erhielt.
Große Erfolge feierte Reidelshöfer auch im Faustball mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft (1988 mit Greiling und 2000 mit Donauwörth). Dies war möglich, weil die Alt-Herren-Kicker ihre Spiele samstags bestritten, während die Faustballer sonntags auf dem Platz standen.
So war Reidelshöfer auch im gesetzten Alter ständig auf Reisen. Nach seiner Pensionierung 1998 kehrte der Sportbegeisterte nach Bad Windsheim zurück, um sich den Alten Herren des FSV anzuschließen. Auf den Fußballfeldern der Region war er immer im Sturm eingesetzt und schoss bis 2011 regelmäßig seine Tore. Von der Jugendzeit bis in den AH-Bereich war Reidelshöfer einer der effektivsten Torjäger im Landkreis. Selbst mit über 70 Jahren machte ihm in Training und Spiel in Sachen Kaltschnäuzigkeit keiner was vor. So reckte Reidelshöfer wieder zwei geballte Fäuste in die Luft, setzte ein sympathisches Lachen auf und jeder wusste: Der Ball ist im Netz.