2024-04-23T13:35:06.289Z

Ligavorschau
Unbändige Leidenschaft zeichnet Trainer Claus-Dieter Wollitz aus, Foto: Rainer Dahmen
Unbändige Leidenschaft zeichnet Trainer Claus-Dieter Wollitz aus, Foto: Rainer Dahmen

Der märchenhafte Weg des Provinzklubs

Viktoria Köln empfämgt am Samstag den Überraschungs-Aufsteiger Rödinghausen

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2009 kickte der SV Rödinghausen noch auf zwei holprigen Rasenplätzen in der Kreisliga. 2014 spielt der SV Rödinghausen in der Regionalliga-West und ist sogar Tabellenführer. Am Samstag ist das Team von Trainer Mario Ermisch bei Viktoria Köln zu Gast.

Köln. Es klingt fast wie im Märchen: Kleiner Dorfverein in der Kreisliga, zwei zugegeben holprige Rasenplätze und kaum Zuschauer. Das war im Jahr 2009. Fünf Jahre später ist der Klub aus dem Märchen zwar immer noch ein Provinzverein, inzwischen aber in der Fußball-Regionalliga West vertreten. Die Rede ist vom SV Rödinghausen aus dem Kreis Herford, etwa 30 Kilometer entfernt von Bielefeld. Fünfmal nacheinander knallten in Rödinghausen mittlerweile die Sektkorken, die 10 000-Seelen-Gemeinde kam aus dem Feiern kaum heraus, der Aufstieg ist beinahe Routine geworden in Ostwestfalen.

Wer hinter dem Erfolg steckt? Ein wirtschaftlich prosperierender Sponsor (drittgrößter Küchenhersteller Deutschlands), eine eingespielte Mannschaft und ein Trainer, der begeistert. Drei Spieltage hat der Neuling in der Regionalliga absolviert, und siehe da: Der SV knüpft nahtlos an die Erfolgsgeschichte der jüngsten Vergangenheit an und ist zu Beginn der Saison schon wieder Erster.

Am Samstag (14 Uhr, Sportpark Höhenberg) darf sich der FC Viktoria Köln von der Qualität des „Abonnement-Aufsteigers” überzeugen, das Team von Trainer Claus-Dieter Wollitz wird sich auf einen intensiven Nachmittag einstellen müssen. Diese Ansicht vertritt auch Viktorias Coach: „Ich habe sie selbst bei ihrem 1:0-Sieg in Mönchengladbach beobachtet”, sagt Wollitz. „Rödinghausen wirkt harmonisch und eingespielt. Ich denke, dass der Klub in den nächsten Jahren noch einiges vorhat.”

Zwar mimt der wohl stärkste aller Aufsteiger die Unschuld vom Lande und hat als Saisonziel den „Nichtabstieg” ausgegeben; bei genauerer Betrachtung der finanziellen Möglichkeiten und des sportlich durchaus respektablen Kaders dürfte Kölns Gegner aber schon bald den Charakter des Außenseiters verlieren. „Ich erwarte sie am Ende mindestens im oberen Mittelfeld”, sagt Viktorias Sportlicher Leiter Stephan Küsters, der den Kontrahenten bereits aus seiner Zeit als Chef-Scout von Preußen Münster kennt: „Wir haben damals mit unserer Zweiten in der Westfalenliga gegen sie gespielt. Es waren immer heiße Duelle.”

Es ist anzunehmen, dass den Besuchern auch am Wochenende ein heißer Tanz angeboten wird: Ebenso wie Kölns Trainer Wollitz gilt der Rödinghauser Coach Mario Ermisch als emotionaler Vertreter seiner Zunft — und das, obwohl Ermisch im zivilen Leben Anwalt mit dem Schwerpunkt Sportrecht ist und entsprechend abgeklärt sein müsste.

Über gute Fußballer verfügt der FC Viktoria zwar in Hülle und Fülle, der Königstransfer des Sommers fällt jedoch erneut aus Verletzungsgründen aus: Im Anschluss an das Aus im DFB-Pokal gegen Hertha BSC Berlin (2:4) zog sich Timo Röttger einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zu — und das beim Auslaufen am Tag danach. „Er ist schon gegen Hertha BSC nicht rund gelaufen”, bemerkt Wollitz und klingt bei diesen Worten gar nicht glücklich. Bereits in den Wochen zuvor war der Ex-Profi aufgrund eines Außenbandrisses zum Zuschauen verurteilt gewesen, ein womöglich verfrühtes Comeback im Pokal gegen den Bundesligisten zwingt Röttger nun erneut zu einer vierwöchigen Pause. Timo Staffeldt hingegen konnte nach auskuriertem grippalen Infekt gestern wieder trainieren, ebenso Gaetano Manno, der gegen Berlin wegen einer Erkältung erst gar nicht im Kader stand.

Aufrufe: 021.8.2014, 16:56 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Oliver LöerAutor