2024-04-19T07:32:36.736Z

Totopokal
Pompös inszeniert wird jedes Jahr das Finale des DFB-Pokals im Berliner Olympiastadion. 2013 trug die Kickboxerin Christine Theiss die Trophäe auf den Rasen.
Pompös inszeniert wird jedes Jahr das Finale des DFB-Pokals im Berliner Olympiastadion. 2013 trug die Kickboxerin Christine Theiss die Trophäe auf den Rasen.

Der lange Weg nach Berlin

Mitten hinein in die Vorbereitung auf die kommende Saison beginnt für die Bayern- und Landesligisten der Pokalwettbewerb +++ Probleme mit schwäbischen Landesligaabsteigern

Ganz am Ende recken millionenschwere Fußballprofis den Pokal gen Berliner Nachthimmel. In diesem Jahr, mal wieder, die des FC Bayern. Zuvor hatten sie schon Meisterschaft und Champions-League gewonnen. Es klingt ein wenig verrückt: Aber theoretisch könnte jeder noch so kleine Dorfverein die golden glänzende Trophäe mit den grün schimmernden Steinchen gewinnen.

Die Praxis freilich gestaltet sich anders. Weitaus weniger glamourös. Bis München, Dortmund oder Schalke eingreifen, ist der Wettbewerb über ein Jahr alt. Klubs an der Fußballbasis haben sich bis dahin Abende und Wochenenden mit Pokalspielen vertrieben, wohl wissend, dass sie nach und nach ausgesiebt werden. Der Weg ist das Ziel. Umso länger sich kleinere Vereine im Wettbewerb halten, umso näher kommen sie ihrem Traum: der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals.

Vor drei Jahren hat der Bayerische Fußball-Verband (BFV) den Pokal auf Landesebene verändert. Seitdem spielen Bayern- und Landesligisten eine Qualifikationsrunde aus. Josef Janker, der Vorsitzende des Verbansspielausschusses, klingt zufrieden. Der Modus habe sich bewährt, sagt er und schiebt hinterher: „Der Toto-Pokal wird von den Vereinen besser angenommen als gedacht.“ 96 Bayern- und Landesligisten werden ab Mittwoch in der 1. Qualifikationsrunde aufeinandertreffen (Anstoß: 18.30 Uhr). Für die Gewinner folgt am Samstag/Sonntag gleich die nächste Runde.

Gerade dies bereitet den Vereinen etwas Sorge. Dem FC Affing beispielsweise. Trainer Stefan Tutschka trifft mit seinen Kickern am Mittwoch auf den TSV Gersthofen. Setzt sich Bayernligist Affing durch, winkt ihm am Samstag der Gewinner der Partie SV Mering gegen den FC Pipinsried. „Wenn wir verlieren, stehen wir eventuell ohne Gegner da“, sagt Tutschka. „Das ist einfach blöd für die Planung.“ Eine Woche vor dem Punktspielstart könnte Affing plötzlich ohne höherklassigen Testspielgegner dastehen.
Janker macht keinen Hehl daraus, dass noch an manchem Schräubchen gedreht werden müsse, ehe Vereine und Verband zufrieden seien. Er kennt die Problematik mit der Suche nach Testspielgegner, relativiert jedoch: „Wenn den Trainern der Pokal ins Konzept passt, ist alles okay. Wenn nicht, wird gemeckert“, sagt er.

Weniger Termindruck im nächsten Jahr

Affings Trainer Tutschka moniert, dass der Toto-Pokal für die Endphase der Vorbereitung angesetzt wurde, Janker verspricht hier Abhilfe. Allerdings kurzfristig zu Lasten der Vereine: Die Bayern- und Landesligisten spielen die Qualifikationsrunde für den Toto-Pokal 2015 bereits am 28. August dieses Jahres, damit sie im Sommer 2014 entfällt. Der Termindruck vor der Saison sei dann weg, begründet Janker.

Benachteiligt wurden die Landesligaabsteiger aus Schwaben, etwa der TSV Bobingen oder der FC Königsbrunn. Sie müssen in der nächsten Woche auf niedrigster Ebene mit dem Wettbewerb beginnen. Königsbrunns Trainer Dietmar Fuhrmann trägt es mit Fassung. Für ihn sei der Pokal ein Vorbereitungsspiel unter Wettkampfbedingungen. Mehr nicht. Marco Küntzel, Trainer des BC Aichach, beteuert, dass er beim TSV Landsberg gewinnen will. Sollte seine Mannschaft ausscheiden, wäre er jedoch nicht traurig. Das spielfreie Wochenende würde er mit Training überbrücken, erklärt er.

Für einen Bayernligisten scheint die 1. Hauptrunde und ein Duell mit einem Bundesligisten nicht utopisch. Dem TSV Aindling ist dies schon zweimal gelungen: 2003 spielte er gegen den FC Schalke, 2004 gegen Hertha BSC Berlin. Zehn Jahre später wird den Aindlingern ein ähnliches Kunststück kaum zugetraut. Gegner des Landesligisten ist am Mittwoch erstmal der FC Gerolfing. TSV-Trainer Roland Bahl ist mit dem Los unzufrieden. „Wir hätten lieber einen Gegner bei uns in der Gegend gehabt“, sagt er. Nun fahren die Aindlinger in den Westen Ingolstadts.

Weitaus bessere Erfahrungen hat der FC Pipinsried zuletzt mit dem Toto-Pokal gemacht. In der vergangenen Saison schied die Mannschaft erst im Achtelfinale gegen den Drittligisten Unterhaching aus. Etliche Trainer mögen ihn als lästige Pflicht empfinden, Spielertrainer Tobias Strobl kann sich für den Pokal begeistern. Von eigenen Gesetzen spricht er nicht, aber das seien ganz besondere Spiele. Worte, die auch Profis gerne sagen.

Aufrufe: 09.7.2013, 16:43 Uhr
Johannes Graf / Aichacher NachrichtenAutor