2024-04-24T13:20:38.835Z

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F: Manfred Heyne
F: Manfred Heyne

Der KFC feiert kuriosen Nicht-Abstieg

Jahresrückblick

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Drei Trainer binnen eines Jahres, Turbulenzen rund um den Verein, Fan-Proteste gegen die verantwortlichen Gremien, sportliche Talfahrt nach dem Höhenflug: Langweilig wird es beim KFC Uerdingen nie. Auch nicht in 2014.
Es gibt wohl kaum ein Jahr in der 109-jährigen Vereinsgeschichte des KFC Uerdingen, das von solchen Unruhen geprägt war wie 2014. Im Grunde war der KFC bereits mausetot. Schon früh in der Saison zeigte sich, dass Aufsteiger die Regionalliga unterschätzt hatte - oder sich überschätzt. Immer wieder klagten Spieler darüber, dass vereinbarte Zahlungen nicht eingehalten würden, und die Leistungen auf dem Platz litten von Woche zu Woche darunter. Natürlich betritt der KFC die vermeintlich mangelnde Zahlungsmoral, doch zahlreiche spätere Arbeitsgerichtsprozessen bestätigten die Darstellung der Spieler. Sogar ein Trainingsboykott, den der KFC heftig dementierte, kam vor. Und letztlich musste Eric van der Luer, jener Trainer, der im Jahr zuvor den KFC zu dem von der Punktzahl her grandiosesten Aufstieg in der Vereinsgeschichte geführt hatte, musste seinen Hut nehmen.

Aus selbigem zauberte Vereinsboss Lakis dann plötzlich Erhan Albayrak. Den einstigen Publikumsliebling des KFC hatte wohl niemand auf der Rechnung, zumal er als Trainer auch noch über so gut wie keine Erfahrung mitbrachte. Das Gastspiel blieb kurz. Albayrak schimpfte, sortierte drei Spieler aus und ging dann wieder. Sein Co-Trainer und alter Kumpel Murat Salar wurde zum Chefcoach befördert.

Eine Gruppe von Fans ging derweil mächtig auf die Barrikaden. Die Mannschaft wurde von dieser Gruppe so gut wie nicht mehr angefeuert, und stattdessen forderte dieser Teil der Fans mit Plakaten und Transparenten den Rücktritt von Vorstand und Verwaltungsrat. Und in der Tat bot Lakis seinen Posten quasi wie Sauerbier an. Übernehmen wollte ihn aber letztlich keiner, so dass er im Amt blieb.

Parallel dazu folgte eine der kuriosesten Entwicklungen in der Geschichte von Abstiegskämpfen in der langen DFB-Historie. Plötzlich wurde die Zahl der Absteiger mitten in der Saison immer weniger. Der DFB hatte die Regel gekippt, dass Bundesliga-Teams zwingend U23-Mannschaften unterhalten müssen, und Bayer Leverkusen zog daraufhin seine U23 zurück. Dann stieg Arminia Bielefeld in der Relegation in die Dritte Liga ab, und deshalb durfte deren Zweitvertretung nicht in die Regionalliga aufsteigen. Weil aber die Verfolger der Arminia entweder keine Lizenz für die Regionalliga eingereicht hatten oder sportlich nicht qualifiziert waren, kam nur eine Mannschaft aus der Oberliga Mittelrhein dazu statt wie üblicherweise vorgesehen zwei. Außerdem stieg kein Westteam aus der Dritten Liga ab, und Meister Fortuna Köln setzte sich gegen die Amateure von Bayern München in der Relegation zur Dritten Liga durch. Nur weil alle diese Entwicklungen auf einmal eintrafen, blieben die Uerdinger in der Regionalliga.

Dort stellte sich der KFC wieder einmal neu auf. Zahlreiche Spieler gingen, zahlreiche neue kamen. Die, die Murat Salar dann zum Training begrüßte, formte der Coach mit Hilfe seines neuen Co-Trainers Uwe Fecht zu einer Einheit, die auf dem Platz zumindest die Grundtugenden des Fußballs wieder anwendete, nämlich das Rennen und Kämpfen. Und das auch durchaus mit Erfolg: Zwischenzeitlich schnupperte der KFC sogar ziemliche Höhenluft in der Tabelle, ehe aber der Novemberregen wieder für Abkühlung sorgte.

Schlagzeilen gab es aber auch weiterhin außerhalb des Platzes. Vorsitzender Lakis legte sich beim Spiel gegen Viktoria Köln mit dem damaligen Trainer Claus-Dieter "Pele" Wollitz an, beschmierte dessen Bild in der "Ahnengalerie" der verdienten KFC-Spieler mit dem Wort "Asi" und sorgte so für Aufregung. Bei der Mitgliederversammlung legten Vorstand und Verwaltungsrat den Bericht eines Wirtschaftsprüfers vor, der die Buchführung auftragsgemäß nicht geprüft, aber auf ihre Plausibilität beurteilt hatte. Das Ergebnis: Aus den ihm vorgelegten Unterlagen sei nicht ersichtlich, ob sie vollständig sind, und der nicht von ihm geprüfte Vorjahresabschluss könne aufgrund umfangreicher Ausbuchungen nicht ordnungsgemäß sein. Die Mitglieder entlasteten die Gremien dennoch mehrheitlich.

Der große Hammer folgte Ende Oktober: Die Staatsanwaltschaft Krefeld stellte massive Ermittlungen gegen Lakis an, Zoll und Steuerfahnder durchsuchten sein Haus und mehrere Wohnungen und Geschäftsräume. Zuvor war eine anonyme Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingegangen. Die Vorwürfe: Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, Sozialversicherungsbetrug, Insolvenzverschleppung sowie Fälschung von Einkommensnachweisen bei Spielern zur Finanzierung von bei ihm gekauften Immobilien. Kistenweise Ordner werden nun geprüft. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Aufrufe: 029.12.2014, 14:00 Uhr
RP / Oliver SchaulandtAutor