Der Jahn plant mit dem ,,Faktor zwei"
Mit dem neuen Stadion will der Drittligist den Etat verdoppeln +++ Im Vorfeld der Eröffnung hat die Arena bisher aber nur zögerlich Sponsoren angelockt
Geld schießt Tore - das weiß jeder Fußball-Fan. Schließlich kann sich der, der mehr Kohle hat, die besseren Kicker kaufen. Umso mehr waren die Verantwortlichen des SSV Jahn Regensburg stolz darauf, aus wenig Geld einiges gemacht zu haben. In der sogenannten Etattabelle dümpelt der Klub mit vergleichsweise ärmlichen 1,5 Millionen Euro in der 3. Liga ganz unten herum - und hatte vergangene Saison mit Abstiegskampf am Ende nichts zu tun. Und in der kommenden Saison wird der Jahn genauso über seine finanziellen Verhältnisse spielen müssen - der Spieleretat ist wieder genauso niedrig angesetzt.
Der SSV Jahn als Armenhaus der 3.Liga - dies soll nicht mehr lange so bleiben. ,,Mit der Eröffnung des neuen Stadions werden wir da einen deutlichen Schritt nach vorne machen", sagt der Finanzchef des Fußballklubs, Johannes Baumeister. Wissenschaftliche Untersuchungen haben Baumeister zufolge ergeben, dass Fußballvereine ihren Etat durch ein neues Stadion um den Faktor 2,5 bis 3,5 erhöhen können. Der Jahn habe allerdings noch eine zurückhaltende Planung vorgenommen. Baumeister setzt den Faktor 2 an, will den Etat also ,,nur" verdoppeln.
Kräftig in Personal investiert
Derzeit braucht der Jahn insgesamt 3,5 Millionen Euro um den Betrieb des gesamten Klubs zu finanzieren. 1,5 Millionen Euro entfallen davon auf die Mannschaft. Mit den erhofften zusätzlichen Erlösen durch das neue Stadion will der Klub in der Saison 2015/2016 einen Gesamtetat von sieben Millionen Euro haben. ,,Ob dabei auch der Spieleretat genau um das Doppelte steigen wird oder sich das Verhältnis etwas verschiebt, kann man jetzt noch nicht genau sagen", sagt Baumeister. Schließlich hat der Verein zuletzt kräftig in Personal auf der Geschäftsstelle investiert. ,,Die Zeiten, in denen das ehrenamtlich zu bewältigen war, sind vorbei", meint Baumeister. Der Verein wolle in diesem Bereich ,,professionell aufgestellt" sein und habe entsprechend gehandelt. Obwohl der Jahn Baumeister zufolge intensiv nach Sponsoren sucht, haben sich kurzfristig noch keine signifikant gestiegenen Erlöse eingestellt. Und das, obwohl es beim Stadtratsbeschluss für das neue Stadion vor drei Jahren die große Hoffnung gab, dass sich neue Geldgeber bereits im Vorfeld der Eröffnung engagieren, um dann auch in der fertiggestellten Arena ein Partner des Klubs zu sein. Auch in der kommenden Saison kommt der Jahn deswegen über seine 1,5 Millionen Euro Spieleretat nicht hinaus. ,,Gewisse positive Effekte hatten wir aber schon", meint Baumeister. Im Vergleich zum Vorjahr habe der Klub in diesem Sommer keine Einnahmen aus dem DFB-Pokal - für den die Qualifikation verpasst wurde - sowie bislang keinen nennenswerten Transfererlöse. ,,Durch neue Sponsoren sind wir zumindest wieder auf das alte Etat-Level gekommen", sagt Baumeister.
Rettungspaket nicht verlängert
Dabei würde der Verein Baumeister zufolge nicht vergessen, wer sich jetzt schon engagiere. Sponsoren, die jetzt schon dabei sind, wären auch für die neue Arena ,,willkommene Partner". Allerdings habe in diesbezügliche Verhandlungen auch der verschobene Eröffnungstermin des Stadions hineingewirkt. Bekanntlich wurde im Herbst 2010 von ansässigen Unternehmern ein Rettungspaket für den damals kurz vor der Pleite stehenden Verein geschnürt. Dieses war auf drei Jahre ausgelegt - für die Zeit bis zum neuen Stadion. ,,Damals ging man ja davon aus, dass die Arena 2013 möglicherweise eröffnet werden könnte", sagt Baumeister. Vergangenes Jahr sei das Rettungspaket nun nicht mehr verlängert worden: ,,Aber wir werden von manchen dieser Sponsoren separat weiter unterstützt." Finanziell fokussiert sich beim Jahn nun also fast alles auf die Strahlkraft der neuen Arena. Oberbürgermeister Joachim Wolbergs will nach eigener Aussage mithelfen, dass diese optimal genutzt werden könne. ,,Ich bringe mich da selbstverständlich als Netzwerker bei der Knüpfung von Kontakten ein, dies tue ich aber genauso für alle anderen Sportvereine in Regensburg", sagt Wolbergs. Er glaubt sogar, dass sich kurzfristig noch etwas machen lässt: ,,Ich bin sehr zuversichtlich, dass der Jahn auch sein Etat für die kommende Saison noch etwas steigern kann." Dies wäre sicher ganz im Sinne Baumeisters, der ansonsten den zuletzt gefahrenen Sparkurs strikt weiterfahren müsste. So wird der Klub voraussichtlich wieder keine Betriebsflüssigkeit für die Rasenheizung kaufen, um dieses Geld einzusparen. ,,Allerdings werden wir vor einer endgültigen Entscheidung noch einmal mit dem DFB reden." Fix ist, dass der Klub bei Auswärtsspielen an Orten, die weniger als 300 Kilometer von Regensburg entfernt sind, weiter erst am Spieltag anreisen wird, um die Übernachtung einzusparen.