2024-05-08T14:46:11.570Z

Transfers
Michael Lejan (hinten) und Jules Schwadorf (rechts vorn) spielten vor einigen Wochen noch gegeneinander, künftig sind sie in einem Team.
Michael Lejan (hinten) und Jules Schwadorf (rechts vorn) spielten vor einigen Wochen noch gegeneinander, künftig sind sie in einem Team.

Der Herzens-Kölner

Michael Lejan hat lange Zeit für den FC und etwas kürzer für den SC Fortuna gespielt, bei Viktoria Köln wagt der Ex-Profi den dritten Anlauf in seiner Wahlheimat. Für den 1. FC Köln bestritt er sogar zwei Bundesligaspiele.

Es war ein unglaubliches Tor, das Michael Lejan im September 2006 erzielte. Am neunten Spieltag der Fußball-Regionalliga Nord hatte der damals 24-Jährige den Ball volley und mit voller Wucht aus knapp dreißig Metern Entfernung in den Giebel gedonnert. Es war die Führung des Wuppertaler SV im Meisterschaftsspiel gegen Dynamo Dresden. „Da hat wirklich alles gepasst”, sagt Lejan, als er mit einem Lächeln zurückblickt.

Wegen seines Traumtores wurde er damals nicht nur von seinen Teamkollegen innig geherzt, sondern von der ARD-Sportschau auch zum Kandidaten für das „Tor der Woche” nominiert. Dass dem im westfälischen Soest geborenen Sohn eines belgischen Soldaten letztlich die Auszeichnung verwehrt blieb, hatte einen einzigen Grund: „In dem Monat hat ein Torwart mit einem Fallrückzieher getroffen. Da hatte ich mit meinem Treffer keine Chance.”

Bei dem Keeper handelte es sich um Dieter Paucken, dem damals als Schlussmann der U 23 des 1. FC Köln gegen Velbert in der Nachspielzeit ein unglaublicher Seitfallzieher geglückt war. Paucken wurde dafür die Medaille für das „Tor des Monats” verliehen.

Lejan hat in seiner Karriere — abgesehen von nicht ausgezeichneten Traumtoren — eine Menge erlebt: Als kleiner Junge begann er bei den Sportfreunden Siegen. Und sein Trainer war kein Unbekannter: Uwe Helmes, Vater von FC-Profi Patrick Helmes, betreute ihn in der E-Jugend und stellte schließlich den Kontakt zum 1.FC Köln her. Lejan erklärt, wie die Liaison mit dem FC zustande kam: „Mein Papa arbeitete für die belgische Armee und musste nach Köln umziehen. Herr Helmes hat mich dann beim FC untergebracht.”

Der inzwischen 32-Jährige sollte lange beim FC bleiben, er schwelgt in Erinnerungen: „Ich habe elf traumhafte Jahre dort erlebt, meine ersten Schritte im Seniorenbereich gemacht und zweimal Bundesliga spielen dürfen.”

Es war am 11. April 2004, als Lejan die ganz große Bühne betrat: Der schnelle Außenstürmer wurde in der Partie gegen Hannover 96 nach 69 Minuten für Albert Streit eingewechselt, am Ende der Saison stand jedoch ein weiterer Abstieg — Lejans Trainer Marcel Koller wurde entlassen. Es sollte eine Leidenszeit für den hageren Belgier beginnen, die geprägt war von Verletzungen und Enttäuschungen. Der Vater einer zehn Monate alten Tochter erzählt: „In der darauffolgenden Saison habe ich unter dem neuen Trainer Huub Stevens die komplette Vorbereitung mitgemacht. Dann hat mich ein Faserriss zurückgeworfen.” Gleich vier Monate musste der im fortgeschrittenen Fußballer-Alter zum Linksverteidiger umgeschulte Ex-Profi pausieren, verlor den Anschluss und rückte zurück ins Amateurteam.

Ohne Lejan stieg der FC unter Stevens in die Bundesliga auf — der talentierte Linksfuß wechselte mangels Perspektive ins Bergische Land zum Wuppertaler SV. In seinem neuen Verein fühlte sich der Zugang auf Anhieb wohl: „Ich habe sehr schöne Jahre beim WSV verbracht”, sagt er. Besonders ein Highlight ist Lejan im Gedächtnis geblieben: Im Achtelfinale der Saison 2007/2008 traf Wuppertal im Achtelfinale des DFB-Pokals auf den FC Bayern München, und das in der riesigen Arena „Auf Schalke.” „Zur Halbzeit stand es 2:2. Wir haben zur Pause wirklich an eine Überraschung geglaubt”, erinnert sich Lejan an das Aufeinandertreffen mit Spielern wie Franck Ribery, Phillip Lahm und Miro Klose. Am Ende hatten die Bayern doch 5:2 gewonnen — das Erlebnis, vor mehr als 60 000 Zuschauern aufgelaufen zu sein, kann dem Familienvater gleichwohl niemand mehr nehmen.

Nach zwei erfolgreichen Jahren beim VfL Osnabrück trieb es den Allrounder zurück in dessen Wahlheimat: Uwe Koschinat, Trainer von Fortuna Köln, warb mit Erfolg um seine Dienste, Lejan unterschrieb einen Vertrag bei den Südstädtern und spielte bis 2013 für Fortuna. Dass die Zeit in der Südstadt nicht zu der schönsten in Lejans Karriere zählt, begründet er so: „Viele dachten damals, ich nehme da alles auseinander, weil ich schon mal Bundesliga gespielt habe. Vor allem die Fans waren nie so richtig zufrieden mit mir.”

Auf zwei recht wechselhafte Jahre bei der Fortuna folgten zwei wunderbare Spielzeiten bei Alemannia Aachen, in denen Lejan nicht nur jedes Spiel bestritt, sondern obendrein zum Leistungsträger avancierte. Nun wagt der Student an der Europäischen Fachhochschule Hamburg mit dem Studiengang „European Business” einen dritten Anlauf in Köln, und zwar beim FC Viktoria. „Für mich war es immer etwas ganz Besonderes, in Köln zu spielen. Im Herzen fühle ich mich auch als Kölner.”

Für die neue Saison hat sich Lejan einiges vorgenommen: „Ich bin nicht hierhergekommen, um irgendwo im Tabellenmittelfeld mitzuspielen.” Womöglich langt es im Herbst seiner Fußballer-Laufbahn ja sogar doch noch einmal zum „Tor des Monats.”

Aufrufe: 014.6.2015, 20:05 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Oliver LöerAutor