2024-04-25T14:35:39.956Z

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Friedlingens Vorsitzender Sylë Hasani | Foto: Ulrich Senf
Friedlingens Vorsitzender Sylë Hasani | Foto: Ulrich Senf

Der FC Friedlingen wirbt um Vertrauen

BZ-Interview mit dem Vorsitzenden Sylë Hasani über Motivation, Sponsoren und den fehlenden Rückhalt

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Vor zwei Monaten hat Sylë Hasani die Leitung des FC Friedlingen übernommen. Mit dem Start in die Rückrunde und der Wiederaufnahme des Trainings nach der Winterpause will Hasani neue Impulse setzen, wie er Ulrich Senf erklärt. Über das rein Sportliche hinaus geht es Hasani darum, den FC wieder als Friedlinger Verein zu etablieren und das Vertrauen der Eltern und der Friedlinger Bevölkerung zu gewinnen.
BZ: Ihre Wahl vor zwei Monaten kam überraschend, zumal sie viele kaum kannten, da sie erst kurz vorher in den FC Friedlingen eingetreten waren. Fühlen Sie sich inzwischen aufgenommen?

Hasani:
Die Akzeptanz in Friedlingen ist riesig. Das gilt für die Spieler, angefangen von den Aktiven der Ersten bis zur Jugend. Aber genauso wichtig ist mir, dass ich mit den Alten Herren und mit den vielen Mitgliedern des FC ins Gespräch komme. Dabei erlebe ich eine sehr positive Resonanz. Die Freude, dass man auf die Menschen zugeht, ist groß, spüre ich.

BZ: Aber Ihr Ziel, den FC sportlich voranzubringen und die Mannschaft zu motivieren, ist nicht erreicht. Die Erste überwintert auf dem letzten Tabellenplatz.

Hasani:
Das heißt noch nichts. Die Mannschaft hat sich in den vergangenen Wochen aufgerappelt und zeigt wieder Moral. Was die Jungs auf dem Platz machen, gefällt mir. Leider haben wir zuletzt Pech gehabt und unglücklich verloren. Aber von einem Nichtabstiegsplatz trennen uns nur wenig Punkte. Das können und das wollen wir schaffen.


Sportlich läuft es beim FC Friedlingen, hier bei einem Spiel gegen Karsau, noch nicht rund. | Foto: Schön

BZ: Wie motivieren Sie die Spieler?

Hasani:
Zunächst war es meine wichtigste Aufgabe, Ruhe in den Verein zu bringen. Das hat recht gut geklappt, der Zusammenhalt in der Mannschaft stimmt wieder. Nun halten wir Ausschau nach Verstärkungen. Dass unser früherer Torwart wieder zu uns zurückkommt, gibt großen Rückhalt. Dass wir es schaffen können, werde ch den Spielern auch morgen Abend, bei der verspäteten Weihnachtsfeier sagen. Auch diese Feier soll dazu beitragen, dass die Spieler spüren, dass sie Unterstützung haben und es Erwartungen an sie gibt. Dazu gehört, dass wir neue Sponsoren gefunden haben. Nicht zuletzt setze ich aber auch auf die Friedlinger selbst. Jeder, der an ein Spiel kommt, zeigt der Mannschaft, dass er an sie glaubt.

BZ: Wie wichtig ist es für Ihren Verein, einen Sponsor zu finden?

Hasani:
Es hat enorme Wirkung, wenn wir, wie es mit Hilfe des Rheincenters, von Lackierer Johannes Neu und der Apotheke im Rheincenter gelingt, für die A-Jugend Trainingsanzüge und Trikots anschaffen können. Das spornt die Jungs an, das motiviert, da bin ich mir sicher. Der Verein könnte sich das nicht leisten. Ich freue mich unheimlich, dass die Geschäfte in Friedlingen hinter uns stehen. Da treffe ich auf offene Türen und Ohren.

BZ: Wie weit gelingt es, die alten Friedlinger wieder für den FC zu interessieren?

Hasani:
Leider hat der Verein mit seinem Image zu kämpfen. Dabei haben wir eine tolle Infrastruktur, zu der auch das Vereinsheim mit seiner gemütlichen Atmosphäre gehört. Viele Jugendliche aus Friedlingen gehen aber lieber zum SV. Mir ist es wichtig, da anzusetzen und den Eltern zu zeigen, dass wir gute Arbeit leisten, dass hier jeder gut aufgehoben ist und wir nicht nur ein Verein für Menschen mit Migrationshintergrund sind. Wir sind ein Friedlinger Verein mit einer langen Tradition, auf die wir stolz sind, und wir wollen, dass die Friedlinger auch wieder auf ihren Verein stolz sind.

BZ: Wie wollen Sie das schaffen?

Hasani:
Ich will Kontakte knüpfen und um Vertrauen zu werben. Das fängt bei den Eltern unserer Schüler und Jugendlichen an. Wir brauchen die Hilfe der Eltern beim Anfeuern während der Spiele, beim Fahren, als Betreuer oder bei verschiedenen Arbeiten an Festen wie etwa jüngst dem Stand bei der Trameröffnung. Da klappt die Kommunikation bisher leider noch nicht.

BZ: Wie wollen Sie das ändern?

Hasani:
Ich werde in Kürze zu Treffen einladen, an denen ich die Eltern kennenlernen und zum Mitmachen animieren möchte. Es darf nicht sein, dass wir Trainer suchen, Eltern aber nur deshalb nicht mitmachen, weil sie noch gar nie angesprochen wurden und sie den Eindruck haben, der Verein regele selbstverständlich alles ohne sie. Das will ich ändern.

BZ:
Welche anderen Kontakte wollen sie knüpfen?

Hasani:
Wichtig sind mir die Schulen und speziell die Sportlehrer. Sie sehen, was die Kinder für Talente haben, sie können sie ansprechen und auf die Vereine aufmerksam machen. Da will ich mit der Rheinschule ebenso reden wie mit der Markgrafenschule oder der Realschule. Nicht zuletzt will ich aber auch mit dem Sportverein Weil ins Gespräch kommen. Wir sind keine Konkurrenz, eher schon der kleine Bruder. Vielleicht können wir da ja profitieren. Ich werde es in jedem Fall versuchen.

Zur Person: Sylë Hasani (64) leitet den FC Friedlingen seit Anfang November. Im ehemaligen Jugoslawien aufgewachsen, wanderte der gelernte Schreiner als 20-Jähriger nach Deutschland aus, wo er unter anderem den ehemaligen jugoslawischen Fußballverein in Lörrach leitete. Er arbeitet als Übersetzer am Amtsgericht und Verfahrensbetreuer in schwierigen Fällen beim Jugendamt.
Aufrufe: 029.1.2015, 09:14 Uhr
Ulrich Senf (BZ)Autor