2024-05-02T16:12:49.858Z

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Viel gelaufen, wenig bewirkt: Kevin Zizek (rechts) hatte gegen die Münchner Löwen einen schweren Stand. F: Zink
Viel gelaufen, wenig bewirkt: Kevin Zizek (rechts) hatte gegen die Münchner Löwen einen schweren Stand. F: Zink

Der Club zu Besuch auf dem internationalen Transfermarkt

Der 1. FC Nürnberg glaubt, mit Kevin Zizek (Slowenien) und Myeongsu Park (Südkorea) zwei große Talente verpflichtet zu haben

Obwohl sie beide noch in der U19 spie­len dürfen, ist vorerst nur Angreifer Kevin Zizek (18) auch für die Bundesli­ga-Mannschaft eingeplant. Der linke Verteidiger Myeongsu Park (19) soll sich fern der Heimat erst mal einge­wöhnen und danach die U21 verstär­ken. So lautet der Plan. Mittelfristig sol­len die internationalen Winter-Zugän­ge dem ganzen Club weiterhelfen.

Etwa eine Viertelstunde nach der erheblich frustrierten U19 des 1. FC Nürnberg betrat die U21 den Kunstra­senplatz. Ihr Trainer Michael Köllner hatte einen Neuzugang angekündigt, den er jetzt zum ersten Mal „loslas­sen“wolle, so für eine halbe Stunde. Das sollte erstmal reichen.

Myeongsu Park (19 Jahre alt, Jahr­gang 1998, Juniorennationalspieler Südkoreas) ist erst seit Anfang Februar in Nürnberg. Ausgeliehen haben sie den linken Verteidiger zunächst für ein halbes Jahr und könnten ihn im Sommer für ein weiteres Jahr auslei­hen, erst 2018 müsste sich der Club endgültig festlegen, ob auch ein Trans­fer Sinn machen würde. Wenn man Michael Köllner, zugleich Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, so zuhört, könnte der junge Myeongsu Park wohl einer werden: „Wir holen grundsätzlich nur Leute“, sagt Köll­ner, „die eines Tages auch oben ein­schlagen können.“ Bislang hat Myeongsu Park nur bei der U21 mittrainiert, obwohl er auch noch die U19 verstärken könnte. Einen möglicherweise überdurch­schnittlich begabten linken Verteidi­ger würde Trainer Pellegrino Mataraz­zo bestimmt mit Handkuss nehmen, erst recht nach dem äußerst gefährli­chen 3:3 gegen 1860 München, allerdings kannte er Myeongsu Park am Samstag bloß aus den Erzählungen der Kollegen.

Club-Debüt gegen die DJK Ammerthal: Myeongsu Park. F: Laaß
Club-Debüt gegen die DJK Ammerthal: Myeongsu Park. F: Laaß

Auch der FC Ingolstadt soll mal an Myeongsu Park interessiert gewesen sein, schickte ihn aber nach mehrtägi­ger Draufsicht wieder zurück nach Südkorea. Köllner hat davon irgend­wie Wind bekommen und sich prompt selbst um Myeongsu Parks Dienste bemüht; „einen guten linken Fuß“ bescheinigen sie ihm und glauben, dass er vielleicht sogar dem ganzen Club „mittelfristig weiterhelfen wird", sagt Köllner.

Der Bundesliga-U19 hätte er viel­leicht schon am Samstagmittag gegen die Löwen weiterhelfen können. Nach vier Siegen zum Jahresausklang geriet der Start in die Restrückrunde ausgesprochen holprig; der 1:2-Niederlage beim abgeschlagenen Tabel­lenletzten Stuttgarter Kickers folgte jetzt trotz dreimaliger Führung ein Remis gegen den Tabellenvorletzten, praktisch mit der letzten Aktion, einem Freistoß, schafften die Münch­ner noch den Ausgleich. Mit der aus Sicht der Nürnberger höchst unerfreu­lichen Konsequenz, dass der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz wieder bis auf einen Punkt zusammen­geschmolzen ist. In den verbleibenden neun Partien wird es somit auch auf Kevin Zizek ankommen, den anderen Winter-Transfer mit internationalem Flair. Torschützenkönig ist er gewesen bei NK Maribor, erzählt Köllner, im Dezember muss er bei einem jeweils mehrtägigen Probetraining in der U19 und in der U21 überzeugt haben.

Sobald die U19 den Klassenver­bleib gesichert haben sollte, wird Zizek umgehend zur U21 hochgezo­gen, so in etwa schwebt es Köllner vor, ebenso Myeongsu Park – der aller­dings noch gar nicht für die U19 antre­ten durfte. Und aktuell auch gar nicht vorgesehen ist für die U19, obwohl sich deren Kampf gegen den erneuten Abstieg in den nächsten Wochen erheblich zuspitzen könnte. Am Samstagnachmittag lernte der Südkoreaner immerhin schon mal die DJK Ammerthal aus der Bayernliga Nord näher kennen, ab der 55. Minute schickte ihn Köllner aufs Feld. „Lang­sam reinfinden“ solle sich Myeongsu Park, sagt Köllner, man dürfte von ihm „keine Wunderdinge erwarten“. Auch nicht am Mittwochabend, im nächs­ten Test gegen den ASV Neumarkt. Myeongsu Park ist im Club-Inter­nat untergebracht (Köllner: „In einem Doppelzimmer!“) und soll möglichst schnell die deutsche Sprache lernen, dafür hat Köllner sogar die südkorea­nische Gemeinde in Nürnberg ange­zapft. Dass es in Nürnberg überhaupt eine südkoreanische Gemeinde gibt, dürfte auch ihm neu gewesen sein, eine slowenische, wenn auch eine klei­ne, findet sich sogar im Verein.

Ungewohnte Trainingsumfänge

Die Berufsfußballer Miso Brecko und Tim Matavz kommen von da und werden bei jeder sich bietenden Gele­genheit hoffentlich auch ihren jungen Landsmann an die Hand nehmen. Kevin Zizek, knapp 1,90 lang und schlank, hat einen guten Kör­per und einen guten Antritt und angeb­lich auch einen guten Abschluss, wobei sich das am Samstagnachmit­tag gegen 1860 eigentlich nur erahnen ließ. Der 18-Jährige lief unheimlich viel, war fleißig, hatte auf seiner linken Sei­te aber kaum nennenswerte Aktionen am Ball. Wie man hört, hängt er nach ungewohnten Trainingsumfängen in der Vorbereitung gerade etwas durch, spätestens in drei bis vier Wochen soll Zizek aber eine richtige Verstärkung sein.

Die Geschichte des Nachmittags schrieben deshalb andere, zum Bei­spiel Erik Engelhardt, Philipp Har­lass oder Egson Gashi mit ihren zum Teil kläglich vergebenen Möglichkei­ten zum wahrscheinlich spielentschei­denden 4:2. Und dass ein kompromiss­loser Linksverteidiger, wie Myeongsu Park aus Südkorea einer sein soll, die Entstehung des späten Ausgleichs eventuell zu verhindern gewusst hät­te, hilft dem kleinen Club jetzt auch nicht mehr weiter. „Er soll jetzt erst mal schauen, wie es ihm bei uns gefällt“, sagt Köllner. Beim 5:2 gegen Ammerthal zeigte Myeongsu Park zumindest schon mal ordentliche Ansätze.

Aufrufe: 014.2.2017, 10:01 Uhr
Wolfgang LaaßAutor