1. FC Nürnberg - 1. FC Kaiserslautern 2:2
Nach vorne soll es gehen, nicht gleich in ganz großen Schritten, aber weiter nach vorne, ein kleines bisschen würde schon reichen. Es geht aber nicht nach vorne, weshalb jetzt Pellegrino Matarazzo doch ein wenig verzweifelt aussieht.
Seit drei Jahren ist Matarazzo verantwortlich für die U 19 des 1.FC Nürnberg. Es war eine schwierige Zeit, als er die Aufgabe übernommen hat. Der Club war gerade aus der U9-Bundesliga abgestiegen, Matarazzo sollte dafür sorgen, dass das Jahr in der Bayernliga eine Ausnahme bleibt — es ist ihm gelungen.
Ihm gelingt ja sowieso einiges. Seit Anfang des Jahres darf sich Matarazzo Fußballlehrer nennen. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer schönen Reise, die Matarazzo von Wayne im US-Bundesstaat New Jersey bis an den Valznerweiher geführt hat. Eigentlich hatte er an der Columbia Universität Mathematik studiert, aber dann wollte Matarazzo mal sehen, wie das in Deutschland funktioniert, dieses Soccer.
Also ist er los, hat sein altes Leben hinter sich gelassen und in Bad Kreuznach Fußball gespielt, in Münster, Wehen und Wattenscheid. Alles Orte, die der gewöhnliche Deutschlandtourist nicht zwangsläufig zu sehen bekommt. Aber gewöhnlich ist wenig bei Matarazzo, der irgendwann nicht mehr nur Fußball-Tourist sein wollte. Er spielte noch ein wenig für die U23 des Clubs, dann beendete eine Verletzung seine Karriere auf dem Platz.
Also stellte er sich — protegiert von Rainer Zietsch, dem damaligen Leiter des NLZ — an die Seitenlinie. Jetzt gilt er schon seit längerem als das größte Trainertalent im NLZ, überstand sogar die personellen Umwälzungen des Sommers, als mit Michael Köllner ein Neuer die Aufgaben Zietschs übernahm und sehr wenig beim Alten ließ.
Matarazzo durfte bleiben, so steht er auch an diesem Samstagnachmittag an der Seitenlinie und versucht seine defensive Viererkette dahin zu bringen, wo es ihm sinnvoller erscheint: nach vorne. „Raus raus“, schreit Matarazzo. Aber so recht trauen ihm seine Spieler offenbar nicht, der Gegner macht gerade nicht den Eindruck, als würde er sich von einer etwas weiter vorne platzierten Viererkette in seiner Spielfreude stören lassen wollen.
Als Tabellenführer ist der 1. FC Kaiserslautern nach Nürnberg gekommen, zu fünf Siegen in sechs Spielen hatte es der Aufsteiger vor seinem Auftritt am Valznerweiher gebracht. Für die Nürnberger hatte sich die Saison komplizierter angelassen, zwar gelang gegen Hoffenheim ein überraschender Sieg, in den anderen Partie aber waren es oft Kleinigkeiten, die den Unterschied zuungunsten des Clubs machen. 1:1, 2:3, 0:1, 1:1, 1:0, 2:3 — „Die Details“, sagt Matarazzo, „entscheiden in dieser Liga die Spiele.“
Gegen Kaiserslautern — trainiert von einem erstaunlicherweise immer noch wie in den frühen 90er Jahren aussehenden Gunther Metz — meinen es die Details erst einmal gut mit dem Club. Überraschend spielbestimmend bringt der 1. FCN die erste Halbzeit hinter sich. Dumm nur, dass trotz einiger Gelegenheiten am Ende ein einziger eigener Treffer in der Statistik steht: Philipp Harlass findet mit seinem Eckball den Kopf von Sandrino Reingans und es steht 1:0. So hätte es zur Pause noch immer stehen können, wenn nicht die Gäste kurz zuvor noch den Ausgleich geschafft hätten. Eine Unachtsamkeit und schon war die ganze Arbeit einigermaßen umsonst. „Das war psychologisch schwierig“, erzählt Matarazzo später von seiner Halbzeitansprache. Dass das tatsächlich so war, merkt man dem zweiten Durchgang an. Kaiserslautern dominiert nun, bekommt aber erstaunlicherweise ebenfalls nur noch einen weiteren Treffer hin. Kurz vor dem Ende gleicht Nürnberg deshalb noch einmal aus. Diesmal ist es ein Freistoß von Harlass, den einer der Gäste ins Tor lenkt — ein schönes Detail für Matarazzo und den Club.
Dann ist Schluss und Matarazzo darf sich über einen „glücklichen, aber verdienten“ Punktgewinn freuen. Einen Punktgewinn, den eine Mannschaft sich erkämpft hat, die spielerisch nicht ganz das Niveau erreicht, das die letzten beiden U19-Jahrgänge hatten. „Wir müssen das über das Kollektiv schaffen“, sagt Matarazzo. Das Kollektiv vom Samstag bestand vornehmlich aus Spielern des älteren Jahrgangs, die jüngeren brauchen noch ein wenig, um irgendwann einmal eine Verstärkung sein zu können — zumal sie in der letzten Saison aus der U 17-Bundesliga abgestiegen sind. Im nächsten Jahr sind es dann aber sie, die den Club in der Liga halten sollen. Ob Matarazzo dann noch da ist? „Mal schauen“, sagt er. Vielleicht geht seine Reise ja weiter: „Wenn ich keine Ambitionen hätte, wäre ich falsch in diesem Geschäft.“
Schiedsrichter: Philipp Reitermayer (Palmbach) - Zuschauer: 100