Wir fragten drei Trainer von Amateurmannschaften, welches Zeugnis sie Löw ausstellen würden.
Laut Patty Jetten, dem Coach des Bezirksligisten SV Budberg, hat der Schwarzwälder nicht viel falsch gemacht. Allein schon der Erfolg mit dem Einzug ins Finale gebe ihm recht. Die teilweise sehr heftige Kritik im Vorfeld hält er für überzogen. "Jeder Trainer geht mit einer Idee in ein Turnier. Es wird sich bei seinen Aufstellungen und Taktiken was gedacht haben - beispielsweise vier Innenverteidiger in die Abwehr zu stellen." Den Vorwurf, dass Löw beratungsresistent sei, möchte Jetten nicht stehenlassen: "Er wirkt wie ein Dickkopf und ist sicherlich eigen. Doch man hat gesehen, dass er während der WM Entscheidungen korrigiert hat."
Nisfad Grgic, Spielertrainer des B-Ligisten SV Menzelen, findet, dass Löw lange unterschätzt wurde und die Kritik sehr gut weggesteckt habe: "Deutschland hat vor der WM zu viele Gegentore bekommen. Die Umstellungen, die er vorgenommen hat, waren goldrichtig. Wer hätte denn gedacht, dass Benedikt Höwedes hinten alles wegputzt?" Für Grgic ist Löw ein gewiefter Taktiker, der genau weiß, wie er die Gegner immer wieder überraschen kann. Philipp Lahm zunächst im Mittelfeld einzusetzen, sei nachvollziehbar, weil Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira noch nicht hundertprozentig fit waren. "Joachim Löw hat bisher alles richtig gemacht."
Frank Pomrehn, der beim A-Ligisten SV Orsoy an der Seitenlinie steht, ist nicht ganz zufrieden mit dem Bundestrainer. Er kann nicht nachvollziehen, warum Löw so lange an Mesut Özil festhält und nicht André Schürrle von Beginn an bringt. Der Spieler vom FC Chelsea habe wesentlich mehr Zug zum Tor. Verwundert war Pomrehn über die nachträgliche Nominierung von Shkodran Mustafi, da es bessere Alternativen für die Außenposition in der Abwehrkette gebe. Im Allgemeinen sei Löw aber ein guter Bundestrainer, der Deutschland nach der Galavorstellung gegen Brasilien durchaus zum WM-Titel führen kann.