2024-04-24T13:20:38.835Z

FuPa Portrait
Das \"eingespielte Team\" in Frohnlach auf der Tribüne: Manuel Beck setzt in schriftliche Berichte um, was ihm Vater Siegfried vom Geschehen auf dem Rasen berichtet. Foto: Weiß
Das \"eingespielte Team\" in Frohnlach auf der Tribüne: Manuel Beck setzt in schriftliche Berichte um, was ihm Vater Siegfried vom Geschehen auf dem Rasen berichtet. Foto: Weiß

Der blinde Live-Reporter

Manuel Beck ist als Medienbeauftragter für den VfL Frohnlach im Einsatz / Hobby wird demnächst zum Beruf

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„Mehr als zufrieden zeigt sich die Vereinsführung mit seiner Arbeit.“ Ein Lob auf der Internetseite des VfL Frohnlach für den Medienbeauftragten des Klubs. Nichts Besonderes? Vielleicht doch, denn der so Gelobte, Manuel Beck (26), ist blind. Was ihn nicht daran hindert, bei den Spielen seines VfL, aktuelle Meldungen für die Facebook-Seite der Frohnlacher zu verfassen.
Nichts Besonderes – diesen Eindruck erweckt Beck beim Gesprächspartner, wenn von seiner ehrenamtlichen Arbeit die Rede ist. Zur Facebook-Versorgung kommt das Verfassen von Berichten für die Stadionzeitung, Pressemitteilungen, Interviews für die Homepage. „Mir ist es eher wichtig, dass die Leute sehen, was alles machbar ist für einen Blinden – ohne viel Aufhebens davon zu machen“, betont er. Schließlich soll diese Tätigkeit recht bald zum Beruf werden. Beck, der sein Sportmanagement-Studium in Künzelsau in diesen Wochen als Bachelor abschließt, möchte in die Vereins- oder Verbandsarbeit, „am liebsten im Fußball“. In Frohnlach sammle er dafür wertvolle Praxiserfahrung, sagt der gebürtige Ebersdorfer. „Ein Studium in Bayreuth wäre eine Option gewesen“, erzählt er. Der relativ hohe Anteil an Sport-Praxis in der Wagnerstadt schreckte ihn damals wohl etwas ab; in Baden-Württemberg gehört indes mehr Betriebswirtschaftslehre zur Ausbildung.

Dabei spielt Beck selbst Fußball – in einem Würzburger Verein in der Blindenfußball-Bundesliga. Das Kicken hat ihn von früh an interessiert; in der F-Jugend spielt er noch „normal“ mit, ehe dies nicht mehr möglich war. Seit Beginn dieses Jahrtausends verfolgt er vor Ort die Spiele des VfL Frohnlach intensiv sowie auch vieles, was von der Bundesliga an abwärts passiert. „Ich benutze dabei völlig selbstverständlich das Wort ‚sehen‘. Das Vorstellen im Geiste, wie ein Spiel abläuft, ist doch eine Form des Sehens“, erklärt der 26-Jährige.

Eine Vorstellung bekommt er durch die Schilderungen von Vater Siegfried oder Freunden, die ihn begleiten. Was ihm sein Vater bei den VfL-Partien in allen Einzelheiten erzählt, schreibt er ins Notebook. „Wir sind ein eingespieltes Team“, sagt der Frohnlacher Medienbeauftragte. Zu tun hat er genug. „Man kennt das ja: Hast du mal irgendwie mit was angefangen, kommt gleich noch das Nächste“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Um die Notizen später zu einem Bericht werden zu lassen, benutzt er übrigens eine Software, die ihm das bereits Geschriebene, also den Bildschirminhalt, vorliest.

Es geht aber auch ohne die persönlichen Helfer: „In 1. und 2. Bundesliga gibt es für blinde Zuschauer eine Spielbeschreibung über Kopfhörer“, berichtet Manuel Beck. Und manchmal geht der Oberfranke als leidenschaftlicher Fan auch einfach nur wegen der Stimmung ins Stadion. „Der Austausch mit anderen ist mir auch wichtig. Fußball bietet da einen gemeinsamen Nenner; da wird das Gesprächsthema nicht auf mein Handicap reduziert. Und das ist auch ideal, um Berührungsängste abzubauen.“

INFO: Nur acht Prozent betrug die Sehkraft von Manuel Beck bei der Geburt. Zum Grauen Star kam Grüner Star. Mit zwölf Jahren erblindete er vollständig. Erst wechselte er an eine Blindenschule in Nürnberg; das Abitur machte er an einem speziellen Gymnasium in Marburg. Sein Studium begann er 2008.

Aufrufe: 06.12.2013, 09:37 Uhr
Jürgen Schott / NKAutor