2024-03-28T15:56:44.387Z

Team Rückblick
Fabian Trampf  (r.) beendete die Saison mit Lindenthal als Vierter.
Fabian Trampf (r.) beendete die Saison mit Lindenthal als Vierter.

Der besondere Charme von Hohenlind

Die vielen Studenten sorgen bei der Borussia für ein entspanntes Klima

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Köln. Eine Szene aus der 75. Spielminute des letzten Spieltags steht wohl sinnbildlich für die Meisterschaftsrunde des Kölner Bezirksligisten SC Borussia Lindenthal-Hohenlind: Raimund Gassner betritt den Rasen und jagt die verbleibenden 15 Minuten voller Engagement dem Ball hinterher.

Erstaunlich ist das vor allem, weil es sich nicht nur um den immerhin 46 Jahre alten Teammanager handelt, sondern auch um den 50. Spieler, den Trainer Torsten Reisewitz 2015/2016 auf den Platz schickt. Bemerkenswert ist auch, dass Hohenlind an diesem Tag den RSV Urbach mit 8:2 besiegt und damit den vierten Tabellenplatz mit „nur” sieben Punkten Rückstand auf einen Aufstiegsplatz belegt. Nicht unterschlagen sollte man in diesem Zusammenhang auch, dass vor dem entscheidenden Duell mit dem direkten Konkurrenten sechs Leistungsträger lieber in den Skiurlaub fuhren. Fußballspielen in Hohenlind hat nämlich einen besonderen Charme. Vereinsfeste gibt es im Laufe des Jahres reichlich, die Nähe der Sporthochschule und des Rhein-Energie-Stadions sorgen für einen unendlichen Zulauf von Studenten, die ihre eigenen Prioritäten setzen und auch schon mal nach Hause zum Wäschewaschen fahren, obwohl am Wochenende eigentlich wichtige Punkte auf dem Spiel stehen. „Studenten sind keine Problemfälle, sie haben eben Praktika und andere Verbindlichkeiten”, erklärt Raimund Gassner entspannt.

Er nimmt es locker, dass die vergangene Wettkampfrunde ähnliche Symptome aufwies wie die in den Jahren zuvor. Die Hinrunde beginnt praktisch immer erst mit dem Ende der Semesterferien und nach der Mannschaftsfindung folgt eine überragende Rückrunde.

Wie schon seine Vorgänger Reinhold Höck und Oliver Heitmann erlag Trainer Torsten Reisewitz diesem besonderen Charme aber nur für eine begrenzte Zeit, zumal in seinem Fall auch noch der unkonventionelle Spielertausch zur Rettung der zweiten Mannschaft in der Staffel 2 nervte. Nach drei Jahren war in aller Freundschaft Schluss, da die fehlende Kontinuität einem leistungsorientierten Ansatz der Arbeit zu sehr im Wege stand. „Wir hatten Glück und dreimal ein Superklima, denn Höck wie Heitmann und Reisewitz waren motiviert, engagiert und passten zum Verein”, so Gassner.

Natürlich hofft er beim Nachfolger auf ähnliche Qualitäten. A-Lizenzinhaber Daniel Constantino (33), Stützpunkt- und Nachwuchstrainer bei Viktoria Köln, soll es künftig richten. Verbindliche Aussagen zum neuen Kader bleiben zum jetzigen Zeitpunkt gewohnt unvollständig. Torwart Max Beckmann und der talentierte Dario Arena wechseln zur Spvg Frechen, wie übrigens auch der frühere Torjäger Rafael Leßmann. Ihn führt Gassner gerne als warnendes Beispiel an — wenn es darum geht, zu zeigen, was jemandem widerfahren kann, der die leistungsfördernde und familiäre Atmosphäre in Hohenlind verlässt. Leßmann erzielte in der Landesliga noch 33 Treffer für Lindenthal und wurde zuletzt beim TV Herkenrath ohne jeden Torerfolg nach nur zwölf Einsätzen als Einwechselspieler wieder aussortiert.

Aufrufe: 04.7.2016, 21:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Klaus FlötgenAutor