Irgendwas war in der Baiersdorfer Kabine passiert. Ein böser Zauber vielleicht, der die Mannschaft befiel? Oder einfach doch nur ganz normale Lethargie einer jungen Elf, die bei unangenehmen Temperaturen sorglos in Führung liegt? Unten jedenfalls, wo leise die Heizung vor sich hingurgelt und man sich aufwärmen kann, nach 45 Minuten in kurzen Hosen im Wind, in der Kälte eines Sonntages, an dem der Frühling offenbar entschieden hatte, im Bett zu bleiben, hatte der Baiersdorfer SV all das verloren, was ihn zuvor noch ausgezeichnet hatte: Kampf, Leidenschaft, Laufstärke. Doch warum eigentlich, dafür hatte niemand eine Antwort.
"Wir haben das schon angesprochen, was jetzt auf uns zukommen wird", erzählte Trainer Thomas Luckner von den Minuten gemeinsam in der Wärme. "Wir wussten, dass Veitsbronn jetzt noch mehr über den Kampf kommen würde. Dass spielerische Lösungen auf dem holprigen Platz nicht funktionieren würden." Und trotzdem gab seine Mannschaft allen Warnungen zum Trotz die Partie noch aus der Hand. Der ASV Veitsbronn- Siegelsdorf freute sich und durfte den verdienten 0:1-Rückstand aus der ersten Hälfte zum 1:1-Endstand ausgleichen (Petkov, 58.).
Zu einem Unentschieden also, das nicht viel besser anzusehen war als dieser trist-graue Sonntagnachmittag auf dem Baiersdorfer Sportgelände: viel Kampf, viele Fehlpässe, viele Einwürfe, nur wenig Kombinationsfußball. Der BSV gewann dabei die Oberhand, einzig der Ball wollte nur einmal ins Tor. Nach 38 Minuten hatte Adrian Bayerlein mit dem vielleicht schönsten Steilpass der Partie Mitspieler Christian Kraus losgeschickt. Der war zu schnell für Bewacher Tim Klinge gewesen und sein Schuss zu platziert für Keeper Fabio Gossler. Eine Führung, die Kräfte freisetzen sollte im jungen Team, das zuletzt ein wenig vom Glück der frühen Saison, als man von zwölf Partien nur eine einzige verlor, verlassen schien. Ja, die sogar dem Tabellenführer, dem FSV Erlangen-Bruck, eine von nur vier Niederlagen aus 24 Partien beibrachte. Die dann aber plötzlich der Mut verließ: Aus den kommenden elf Begegnungen gab es dann sieben Niederlagen. Eine Saison, die sich anfühlt, als hätte man auf der Bergkirchweih in der Wilden Maus Platz genommen, einem Fahrgeschäft, in das Menschen einsteigen, die sich ordentlich durchschütteln lassen wollen. "Naja", sagt Luckner, "wir haben ja nicht gegen irgendwen verloren." Das stimmt: gegen Kornburg zum Beispiel, Quelle Fürth oder Buch – allesamt Teams aus dem Spitzenfeld der Landesliga. Aber auch gegen Aufsteiger Bayreuth. Oder nun ein Unentschieden gegen Veitsbronn, das den Punkt im Abstiegskampf feierte.
Vielleicht wurde der Baiersdorfer SV einfach eingeholt von einer langen, kräftezehrenden Vorsaison, die erst spät im Sommer, nach der Relegation, endete. Beinahe nahtlos ging es über in die Punkterunde, ohne Zeit mal abzuschalten, ohne durchzuschnaufen. Das war zunächst sogar gut so: Die Euphorie nach dem 4:0-Sieg über Stadeln, die hatte die Mannschaft mitgerissen in die neue Saison. Aber als die Tage kürzer wurden und der ewig blasende, kalte Wind auf dem Sportgelände frischer wurde, erlosch auch das Feuer wieder. "Das kann sein", sagt Luckner, "vielleicht waren wir da einfach überspielt." Platz acht zur Winterpause war trotzdem ein Erfolg, das Niemandsland der Tabelle nach aufregenden Monaten irgendwie erholsam. "Wir gucken nicht auf die Tabelle", behauptet Luckner zwar, doch der kleine Umbruch im Sommer, als der Reaktivierte Felix Günter mit Erfahrung aushalf, und der langjährige Spielmacher Frank Ortloff nach der nächsten schweren Verletzung das Ende seiner aktiven Fußballzeit erklärte, ist dem BSV gelungen: Fünfzehn Punkte Vorsprung sind es auf die Abstiegsplätze, mit einer Mannschaft, die bis auf wenige Ausnahmen in der eigenen Jugend ausgebildet wurde. Ergänzt wurde sie unter anderem mit Jens Wartenfelser, der zuletzt in der Regionalligamannschaft der Spielvereinigung Greuther Fürth stand, und der mit zwölf Toren die interne Torjägerstatistik anführt.
In der Winterpause konnten mit Timo Scherer (Seligenporten II) und Max Grabert (Sp Vgg Steinachgrund) zudem zwei Defensivspieler für die Innenverteidigung verpflichtet werden, die zuvor eng besetzt war. "Für kommende Saison haben soweit ich weiß bereits alle Spieler zugesagt, weiter für Baiersdorf zu spielen", sagt Co-Trainer Florian Mösel. Auch mit Thomas Luckner wurde verlängert. Gute Aussichten für die Zukunft also, die so ganz ohne Wilde Maus auskommen soll. "Vielleicht war unser Start jetzt ein wenig ungünstig, aber wir kommen wieder in die Spur", verspricht der Coach. Seit vier Partien konnte Baiersdorf nicht mehr gewinnen, davon wollen sie sich jetzt nicht nervös machen lassen. Die Mannschaft hatte gegen Veitsbronn schließlich kämpferisch plötzlich nicht mehr dagegengehalten. "Wir werden das besprechen, damit uns das nicht wieder passiert", sagt der Coach.