2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Abschied: Markus Derling (rechts), Präsident des 1. FC Frankfurt, bedankt sich bei Jackson Haussler (links) für seine Verdienste um den Verein. Haussler lebte acht Jahre in Deutschland.  © Michael Benk
Abschied: Markus Derling (rechts), Präsident des 1. FC Frankfurt, bedankt sich bei Jackson Haussler (links) für seine Verdienste um den Verein. Haussler lebte acht Jahre in Deutschland. © Michael Benk

Der Australier kehrt heim

Abschied vom 1.FC Frankfurt

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Jackson Haussler galt acht Jahre lang als der einzige in Frankfurt lebende Australier. Jetzt hat der 22-jährige Stammspieler den Fußball-Brandenburgligisten 1. FCF und die Stadt verlassen, ist nach Inverell zurückgekehrt.
Der Australier Jackson Haussler hat sich vom Brandenburgligisten 1. FC Frankfurt verabschiedet und kehrt der Oderstadt den Rücken. Warum? "Ach, da ist schon etwas Heimweh mit im Spiel", sagt der Fußballer. "Und die Ausbildung zum Erzieher hatte ich mir hier etwas anders vorgestellt", schiebt der junge Mann nach.

Der Hintergrund: Das Projekt "Kick mit uns" für Minis mit Spaß am Spiel und ohne Vereinsbindung hat seit längerem existenzielle Probleme. Haussler absolvierte da an der Seite von Carsten Moritz sein Freiwilliges Soziales Jahr. Die anschließende Ausbildung zum Erzieher brach er jedoch nach drei Wochen ab. Den Hintergrund erklärt FCF-Nachwuchs-Trainer Moritz so: "Jackson wollte nicht ganztägig auf der Schulbank sitzen, aber daran war die Bafög-Förderung gebunden."

Der "Aussie" Haussler ist aber ohne Groll gegangen, im Gegenteil: "Hier habe ich mich fußballerisch entwickeln können, habe viele wichtige Lebenserfahrungen gesammelt und Freunde gefunden." Und er ahnt: "Nach einer Weile in Australien werde ich bestimmt merken, dass mir etwas fehlt: Deutschland, Frankfurt (Oder) ..."

Trainer Frieder Andrich schätzt ihn immer noch als "dynamischen Verteidiger, der auf der rechten Seite der Viererkette viel Betrieb nach vorn machen kann". Er habe sich "ähnlich gut entwickelt wie auf der anderen Seite der lange Erik Huwe". Und mit dem fast Gleichaltrigen verstand und versteht sich der Australier mit deutschen Wurzeln am besten.

Haussler, der mit vollständigem Vornamen eigentlich Jackson Stefan heißt, hat aufregende Jahre hinter sich. Vater Heinrich (61) war mit 26 Jahren aus Deutschland ausgewandert, hatte für sich und die Familie im 12 000-Seelen-Ort Inverell ein neues Zuhause aufgebaut. Die Gegend 620 Kilometer nördlich von Sydney wird durch Getreideanbau, Zinn- und Diamanten-Abbau geprägt. Damit aber hatte Haussler senior nicht viel am Hut. Er kümmert sich immer noch als Coach um die Fußballmannschaften des Joeys United FC, vom Nachwuchs bis zu den Männern. Und richtet als Mitorganisator in den Herbstferien den "Joeys Mini-World-Cup" in Inverell aus - ein bedeutendes internationales Turnier mit Tradition. An der "kleinen Spaß-WM unter Freunden" beteiligen sich einmal jährlich nahezu 50 Jugend-Teams aus aller Welt - rekordverdächtig. Erfreulich aus Frankfurter Sicht: Die Sportschüler der B-Jugend, also der U 16, verteidigten vor kurzem den Welt-Pokal.

Klar, Jackson Haussler machte wegen seiner Landeskenntnis den interessanten und auch aufregenden Australien-Trip als Betreuer mit. "Da gab es dann ein herzliches Wiedersehen mit den Eltern und den beiden Schwestern", freut sich der Abiturient heute noch. Das ansonsten alljährliche Weihnachtstreffen mit der Familie wurde also wieder vorverlegt - und findet nun mit dem "Heimkehrer" ein zweites Mal an den Dezember-Feiertagen statt.

Hintergrund der Geschichte des Australier-Deutschen: Im Jahre 2006 hatte der FC Energie Cottbus in Inverell ein Freundschaftsspiel ausgetragen. Und dessen Späher überredeten den damals 15-jährigen Jackson Haussler, an ihre Sportschule zu kommen und sich als Fußballspieler zu entwickeln. Der Bursche tat's, kam aber in Cottbus nicht zurecht. "Da hatte ich große Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, und die Lausitzer zeigten wenig Verständnis", begründet er seinen Wechsel ein Jahr später zum damaligen FFC Viktoria und zur Frankfurter Sportschule.

Anfangs, so gibt er zu, tat die Trennung von der Familie schon etwas weh. "Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran, man muss zeitig selbständig werden, und das hilft im Leben." Und mit Blick auf seine Landsleute auf dem fünften Kontinent: "Im großen, freien Australien geht vieles viel lockerer zu, da spürt man mehr gute Laune", so seine Erkenntnis. Eine Erfahrung übrigens, die viele Touristen teilen.

"Hier in Frankfurt klappte das Eingewöhnen an die Schule und an die Mentalität der Deutschen wesentlich besser, hier kümmerte man sich", sagt er. Und hier durchlief er die Jugend- und Juniorenklassen, schaffte schon 2011/12 den Sprung zu den Männern in die Brandenburgliga, kam bis jetzt auf rund 80 Pflichtspiel-Einsätze.

Ach ja, zur Haussler-Familie gehört noch ein Radsportler, ein erfolgreicher, ein berühmter: Jacksons Bruder trägt wie der Vater ebenfalls den Vornamen Heinrich. Der jetzt 30-Jährige wohnte anfangs bei der Großmutter in Elversberg bei Saarbrücken, fuhr lange Jahre für Deutschland, trainierte unter anderem in Cottbus.

Als Profi wurde der in Freiburg lebende Rennfahrer unter anderem Zweiter von Mailand-San Remo und der Flandern-Rundfahrt, gewann 2009 eine Etappe der Tour de France. Seit vier Jahren fährt er wieder für sein Geburtsland Australien. Nach Becken- und Hüftbruch beim Massensturz der 6. Etappe der Tour de Swisse im Juni 2013 schien die Karriere jedoch abrupt beendet. Doch wie sein jüngerer Bruder weiß, rappelte er sich wieder auf, schloss sich danach dem Schweizer Team IAM an, feierte in diesem Jahr einen Etappensieg bei der Bayern-Rundfahrt. "Der ist nicht totzukriegen", bewundert "Jacko" seinen älteren Bruder

Der 22-Jährige sieht mit bewegter Familiengeschichte und aufregenden Sportjahren noch einige interessante Fußballjahre vor sich. Eine Erkenntnis: "Als junger Mann macht man auf dem Platz noch einige Fehler, offenbart man Konzentrationsschwächen, aber die werden weniger."

Spätestens im nächsten Jahr feiert er ein Wiedersehen mit der Oderstadt. "Da kommt mein Vater mit einer Frauen-Mannschaft und der B-Jugend zu Freundschaftsvergleichen ins Saarland, nach Cottbus und Frankfurt (Oder)." Haussler junior ist als Betreuer dabei. Bis dahin, so ist er überzeugt, habe er sich in Inverell und im Schoße der Familie wieder eingelebt. Seine mittelfristige Planung: "Ich werde Kinder betreuen, trainieren und selbst noch im Amateur-Team der Männer spielen." Vaters Unterstützung - auch finanziell -ist ihm gewiss. Sein großes Ziel: "Vielleicht schaffe ich im nächsten Jahr schon den Sprung zu den Profis von Sydney."

Aufrufe: 013.11.2014, 09:51 Uhr
MOZ.de / Hans Eberhard Autor