2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Mathias Stein hat zum Sportplatz in Eudorf ein besonderes Verhältnis: ?Ich bin ja quasi hier groß geworden.?
Mathias Stein hat zum Sportplatz in Eudorf ein besonderes Verhältnis: ?Ich bin ja quasi hier groß geworden.?

"Der Aufwand lohnt sich"

INTERVIEW: +++ Mathias Stein engagiert sich seit 1970 beim BSC Eudorf - als erster Vorsitzender, als Platzwart und als "Mädchen für alles" +++

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ALSFELD. Mathias Stein ist ein wahres Eudorfer Urgestein. In Ziegenhain geboren, lebte der heute 50-Jährige seit seinem dritten Lebensmonat im Alsfelder Stadtteil. Nur einen Steinwurf vom Sportplatz entfernt, zu dem er im weiteren Verlauf seines Lebens eine besondere Beziehung aufbaute. Seit rund 20 Jahren ist Mathias Stein erster Vorsitzender des BSC Eudorf und kümmert sich seitdem um quasi alles, was eben so anfällt. Zu seinen Aufgaben zählt die Pflege des Sportplatzes, auf dem die Kreisoberliga-Fußballer der SG Altenburg/Eudorf/Schwabenrod in dieser Spielzeit kicken. ,,Leicht ist die Aufgabe auf keinen Fall", sagt der Elektromeister während eines kurzweiligen Gesprächs.

Herr Stein, Sie sind gebürtiger Eudorfer und engagieren sich seit 1970 beim BSC Eudorf. Hatten Sie jeweils in Erwägung gezogen, Ihre Heimat zu verlassen?

Mathias Stein: Nein, eigentlich nie. Das war ja damals auch eine andere Zeit. Ich habe meinen Vater verloren, als ich zehn Jahre alt war. Unsere Familie hatte es dann natürlich schwer. Wir waren in Eudorf in der Landwirtschaft aktiv, und ich habe dann früh mitarbeiten müssen. Deswegen konnte ich Eudorf in jungen Jahren auch nicht verlassen. Berufsbedingt war ich aber später schon für längere Zeiträume weg und habe die Welt bereist. Unter anderem war ich in Mexiko, Portugal und Österreich unterwegs. Ich bin also schon viel rumgekommen, aber auch immer wieder gerne zurückgekommen. Ich habe mich in Eudorf schon immer unheimlich wohlgefühlt.

Was bedeutet Ihre Heimat für Sie?

Stein: Geborgenheit! Hier wohnt schließlich meine Familie, und auch viele meiner Freunde leben in Eudorf. Aber auch das Vereinsleben und die damit verbundenen Erfahrungen bedeuten mir unheimlich viel.

Was hat Eudorf, was andere Dörfer in der Region nicht haben?

Stein: Eudorf liegt an der B254 (schmunzelt). Da kann man sich nicht auf der Straße treffen und einen Small-Talk halten. In Elbenrod, Hattendorf oder in anderen Dörfern ist das mit Sicherheit etwas anders - und das wirkt sich bestimmt auch auf die Dorfgemeinschaft aus. Früher kannte ich etwa alle Eudorfer, mittlerweile ist das nicht mehr der Fall. Heutzutage ziehen Leute zu uns ins Dorf, die sich gar nicht ins Vereinsleben integrieren, früher gab es das kaum.

Heute sind Sie beim BSC Eudorf ,,Mädchen für alles". Bleibt Ihnen überhaupt Freizeit, die Sie nicht ins Vereinswesen stecken?

Stein: Wenig, sehr wenig. Wenn ich etwas Freizeit über habe, dann stecke ich die in mein Grundstück. Da gibt es immer viel zu tun, denn ich muss mich um 1800 Quadratmeter kümmern. Ich bin aber eigentlich ganz froh, dass ich beim BSC Eudorf viel mache und mich etwa in der Jugendarbeit engagiere. Das hilft mir, um von der Arbeit Abstand zu gewinnen und Stress abzubauen.

Ehrenamtliche Arbeit ist oft Knochenarbeit. Warum lohnt es sich Ihrer Meinung nach, sich zu engagieren?

Stein: Es gab zwar auch Zeiten, in denen ich keine Lust mehr hatte, aber irgendwie bin ich immer dabei geblieben. Am Anfang wurde ich etwas gedrängt, aber dann habe ich auch viel Herzblut für meine Aufgaben entwickelt. Und der Aufwand lohnt sich, weil man viel zurückbekommt und Entwicklungen im Verein aktiv mitgestalten kann. Außerdem finde ich, dass man einen adäquaten Nachfolger finden muss, wenn man in den Sack haut. Und der hat sich bislang noch nicht gefunden. Allerdings macht mir die Arbeit trotz des großen Aufwands auch nach wie vor viel Spaß.

Einer Ihrer Jobs ist der des Platzwartes. Zählt der eher zu den anspruchsvollen oder leichten Aufgaben?

Stein: (überlegt lange) Leicht ist die Aufgabe auf keinen Fall. Allein schon deshalb, weil man pro Woche drei bis vier Stunden Arbeit investieren muss. Man muss quasi ständig die Wetterkarte im Kopf haben und ein Gefühl entwickeln, wann man mähen kann und wann nicht. Zum Glück hilft mir mein Sohn bei der Pflege des Sportplatzes, die gerade im Winter viel Zeit beansprucht. Man muss den Platz dann regelmäßig abziehen, um Unebenheiten bekämpfen zu können. Es wird aber trotzdem schwer, den Platz so gut in Schuss zu halten, dass wir ihn auch noch Ende November bei schlechtem Wetter nutzen können. Aber uns steht ja zum Glück auch ein Kunstrasenplatz zur Verfügung, und der braucht nicht so viel Pflege. (schmunzelt)

Was verbinden Sie mit dem Sportplatz in Eudorf?

Stein: Ich bin ja quasi hier groß geworden (Stein blickt in Richtung seines Elternhauses, das sich nur wenige Meter neben dem Gelände befindet). Schon als kleines Kind habe ich einen Großteil meiner Freizeit hier verbracht. So viel konnte man ja damals auch sonst nicht machen. Wir hatten kein Internet, keinen Fernseher, keine Smartphones und sind in unserer Freizeit fast immer raus gegangen. Außerdem gab es damals auch noch viel mehr Kinder, mit denen man auf dem Sportplatz spielen konnte. Dort habe ich später als Spieler viele Erfolge gefeiert und bin unter anderem in die Kreisliga A aufgestiegen. Ein besonderer Höhepunkt war auch der Bau des Sportheims vor knapp 20 Jahren. Mehrere hundert Stunden Arbeit habe ich da reingesteckt. Wir waren heilfroh, als das Sportheim fertig war.

Sie spielen schon länger nicht mehr selbst Fußball. Wie nah sind Sie noch an der ersten Mannschaft dran?

Stein: Die meisten Spieler habe ich ja früher selbst trainiert und kenne sie daher ganz gut. Bei den Heimspielen bin ich fast immer vor Ort, auch beim Training schaue ich ab und zu vorbei. Ich denke, dass ich einen ganz guten Draht zur Mannschaft habe.



Aufrufe: 05.9.2015, 03:00 Uhr
Daniel SeehuberAutor