2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Der Auswanderer: Jakob Schwanitz bei seinem vorläufig letzten Spiel für die Storkower. Seine neue Heimat ist die USA. Foto: Alexander Winkler
Der Auswanderer: Jakob Schwanitz bei seinem vorläufig letzten Spiel für die Storkower. Seine neue Heimat ist die USA. Foto: Alexander Winkler

Der amerikanische Traum von Jakob Schwanitz

Früher nannten sie ihn "Schwani", in Amerika ist er nur "The Problem Fixer" oder "The German" / MIT GALERIE

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Der Ex-Storkower Jakob Schwanitz hat sich in Amerika eingelebt und erzählt FuPa-Brandenburg im Interview, wie es ihm dort so ergeht. Am 6. März ging die Reise los. Jetzt ist es 54 Tage her, als Jakob Schwanitz in den Flieger stieg, um seinen Traum zu erfüllen: ein Studium in Amerika und eine sportliche Karriere im Fußball. FuPa-Brandenburg hat sich mit Jakob unterhalten und gefragt, wie die ersten Tage und Wochen in der neuen Heimat so waren und wie es sportlich bei ihm läuft.

Hallo Jakob. Grüße aus der Heimat. Du bist jetzt schon über einen Monat in den USA. Wie läuft es bislang in Florida?

"Es läuft sehr gut, danke."

Auf dem Flug hast du sicher viele Gedanken gehabt. Was ging dir kurz vor der Landung durch den Kopf?

"Ich empfand Vorfreude und Spannung auf eine neue Herausforderung."


Neben dem Studium spielst du auch intensiv Fußball. Warum ausgerechnet die USA? Das Land gilt ja nicht unbedingt als die Wiege des Fußballs.

"Da kann ich nicht widersprechen. Man muss jedoch dazu sagen, dass Fußball in den USA in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung genommen hat. Jürgen Klinsmann hat mit dem Schaffen von Fußballakademien sicherlich seinen Anteil daran. Die Popularität wird durch Startransfers wie David Villa (New York City FC) oder Kaka (Orlando City) gesteigert. Ich habe mich aber letztendlich für die USA entschieden, weil es hohes akademisches und sportliches Niveau verbindet."

Dein neuer Verein ist der FC Miami City. Bleibt neben dem Studium genug Zeit für Fußball?

"Beides. Studium und Sport sind aufeinander abgestimmt. Als „Student-Athlete“ hat man gewisse Vorteile, wie zum Beispiel Tutoren und andere Nachhilfelehrer, alles abgestimmt auf deinen Stunden- und Trainingsplan. Natürlich hat man weniger Zeit als ein Student, der keinen Sport treibt, aber mit dem richtigen Zeitmanagement ist es durchaus möglich sehr gut abzuschneiden. Harte Arbeit und ein gewisser Notendurchschnitt sind Voraussetzung, um in der Mannschaft bleiben zu dürfen."


Zeit zum Kicken hast du also. Da sind wir ja beruhigt. Dann kannst du uns bestimmt von deinen ersten Erfahrungen auf dem neuen Grün berichten.
Du hast Mal von ganz anderen Spielertypen in den USA gesprochen. Was für „Typen“ stehen da auf dem Platz und wie unterscheidet sich der Fußball in Amerika zu dem in Deutschland?

"Die meisten Spieler sind hier sehr athletisch. Viele sind sehr schnell und physisch stark. Noch mehr als in Deutschland. Dafür haben viele Spieler in Amerika taktische Schwächen, vor allem Spieler, die gebürtig aus Südamerika stammen. Nicht ohne Grund ist die deutsche Ausbildung in den Sportschulen eine der besten. Die Regeln beim College-Fußball lassen zu, dass die ganze Mannschaft ausgewechselt werden könnte. Demnach bleibt das Spiel sehr temporeich und spannend aber auch von taktischen Fehlern geprägt."


Wie waren deine ersten Trainingseinheiten?

"Ich bin seit dem 7. März hier. Am 9. März begann die Vorbereitung. Die ersten zwei Wochen waren hauptsächlich Konditionstraining am frühen Morgen und Spielformen am Nachmittag. Es kamen noch mehr Spieler zum Auftakt, als ich erwartet habe. Manchmal standen bis zu 45 Spieler auf dem Trainingsplatz, die zusätzlich eingeladen wurden, um den Konkurrenzkampf zu erhöhen. Spieler aus Brasilien, Venezuela, Argentinien, Spanien, Frankreich, Italien, ein Deutscher aus der Jugend vom VfL Bochum und viele mehr waren anwesend, sodass immer in drei Sprachen übersetzt werden musste. Das war manchmal echt lustig. Jetzt sind es mittlerweile 4 Wochen und wir haben den Kader auf 26 Spieler und Trainingszeiten auf eine Einheit am Vormittag reduziert. Das Training ist generell sehr lang und anstrengend. Sonntag haben wir frei."


Puh, das hört sich nach echt harter Arbeit an. Du scheinst damit aber sehr gut klarzukommen. Wie wurdest du in der Mannschaft aufgenommen?

"Nach den ersten Wochen werde ich nur „the german“ oder „problem fixer“ von meinen Teamkameraden und Trainern genannt. Der Grund: Ich mache angeblich nie Fehler auf dem Feld und man kann mich aufgrund meines taktischen Verständnisses auf fast jeder Position spielen lassen."


Du bist also der "Allrounder" im Team. Wenn der "Allrounder" sich zwischen
Uni und Fußball entscheiden müsste. Was würdest du sagen?

"Das Erreichen meines Bachelors steht erstmals im Vordergrund."


Sehr vernünftig. Aber es gibt sicher auch das große sportliche Ziel neben dem Studium. Was ist es?

"Mit dem FC Miami City möchte ich im Sommer die Liga- und nationale Meisterschaft gewinnen. Unsere Trainer, Wagner Eloi und Eric Rabesandratana sind sehr erfahren und haben mit international Topstars wie Ronaldinho, Drogba, Anelka oder Demba BA zusammengespielt. Sie haben dementsprechend sehr viel Erfahrung und Wissen zu vermitteln. Im Herbst geht es dann bei der Florida International University weiter. Dort muss ich mich auch erst mal in die Startelf kämpfen und dann möchte ich ebenfalls die nationale Meisterschaft gewinnen."


Du warst Mal beim 1.FC Magdeburg. Hier spielt man immerhin Regionalliga. Warum bist du nicht geblieben?

"Ich sah für mich keine Perspektive."


Läuft also alles gut bei dir. Eine letzte Frage für alle Daheimgebliebenen. Gibt es etwas, was du an zuhause vermisst?

"Natürlich! Meine Freunde und Familie."


Interview: Thomas Sabin.

Aufrufe: 029.4.2015, 07:00 Uhr
Thomas SabinAutor