2024-04-23T13:35:06.289Z

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Rückte unerwartet wieder in den Mittelpunkt: Thorsten Müller. F: Wagner
Rückte unerwartet wieder in den Mittelpunkt: Thorsten Müller. F: Wagner

Der 195-Minuten-Mann

Torhüter-Routinier Thorsten Müller (37) absolvierte am Sonntag drei Spiele für den FC Künzing

Der FC Künzing sorgte in der bisherigen Saison meistens durch den sportlichen Höhenflug oder seinen Torjäger Christian Seidl für Schlagzeilen. Am Sonntag stand jedoch ein anderer im Mittelpunkt, der sich eigentlich schon in den fußballerischen Ruhestand verabschiedet hatte. Torhüter Thorsten Müller (37) lief in allen drei Spielen der Künzinger Seniorenmannschaften auf, holte insgesamt neun Punkte an einem Tag - und sorgte damit wohl für ein Novum im niederbayerischen Fußball.

Nach der Meisterschaft in der Kreisklasse Deggendorf und dem Aufstieg ins Kreisoberhaus hatte der ehemalige Spielertrainer des SV Bernried im Sommer seine Handschuhe eigentlich schon an den Nagel gehängt. "Aufgrund meiner Mittelhandfraktur und mittlerweile 30 Jahren Fußball habe ich im Sommer meine Karriere beendet, seitdem ist auch der Altersdurchschnitt der Truppe leicht gefallen", schmunzelt der 37-Jährige, der in der bisherigen Saison trotzdem des Öfteren als Standby-Spieler agierte und dadurch bis zum vergangenen Wochenende schon auf drei Kreisligaeinsätze kam. "Der FCK ist einfach eine geile Truppe und bei Auswärtsspielen habe ich mich meistens als Ersatztorhüter zur Verfügung gestellt. Und wie es der Zufall so wollte, musste ich schon bei meiner alten Liebe in Bernried nach einer roten Karte für Stammkeeper Tobias Ramesberger einspringen und habe dann auch gegen Wallersdorf gehalten. Vorher zuhause auch schon mal gegen Motzing und das alles ohne Niederlage", berichtet Müller über seine stolze Bilanz.

Torhüterengpass sorgt für "Eintrag in den Geschichtsbüchern".

Im Vorfeld des Heimspiels gegen Teisbach sorgte eine unglückliche Konstellation schließlich zunächst für einen Doppeleinsatz des Schlussmanns in der zweiten und dritten Mannschaft. Neben dem langzeitverletzten Florian Biering (verletzt) fielen auch Stefan Frommelt und Martin Saller verletzt aus. Auch A-Jugend-Torwart Stefan Zitzlsperger stand wegen eines Einsatzes in der U19-Bezirksoberliga am selben Tag nicht zur Verfügung. Nur gut, dass die "Römer" auf ein großes Angebot an Torhütern zurückgreifen können. "Es kam am Sonntag sonst wirklich keiner in Frage und so habe ich mich eben bereit erklärt, zweimal zu spielen", erklärt Müller, der dann auch noch auf der Ersatzbank der "Ersten" Platz nahm und kurz vor Schluss zu einem unverhofften Kurzeinsatz kam. "Das war so natürlich nicht geplant, sondern vielmehr eine spontane Idee von Trainer Alois Seidl, der mir einfach einen Eintrag in den Geschichtsbüchern sichern wollte. Deshalb habe ich noch 15 Minuten Einsatzzeit bekommen", so Müller, der diese doch nicht alltägliche Story aber keinesfalls überbewerten will. "Das war sicherlich ein außergewöhnlicher Tag, aber mehr auch nicht. Mich würde es vielmehr sehr freuen, wenn wir mit unserer jungen Truppe bis zum Schluss durchziehen und den Platz an der Sonne behaupten könnten". Angesichts dieser ungewöhnlichen Geschichte geriet der 5:0-Sieg des FCK zum Jahresabschluss gegen den FC Teisbach fast schon etwas in den Hintergrund. Mit sechs Punkten Vorsprung auf den Zweiten VfB Straubing überwintern die "Römer" sensationell auf dem ersten Tabellenplatz. Und wenn der Spitzenreiter selbst einen solchen Torhüterengpass unbeschadet übersteht, dann dürfte ihn auf dem Weg zur Meisterschaft nicht mehr viel aufhalten können - schon gar nicht mit einem 195-Minuten-Mann in seinen Reihen.

Aufrufe: 025.11.2014, 10:12 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor