2024-03-28T15:56:44.387Z

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Abschied nach dem Abstieg (von links): Stefan Gerber (sportlicher Leiter), Alexander Christ, Manuel Dick, Laurenz Haas, Michael Maier, Roman Reinbold und Vorsitzender Michael Kuwert.   | Foto: Julius Steckmeister
Abschied nach dem Abstieg (von links): Stefan Gerber (sportlicher Leiter), Alexander Christ, Manuel Dick, Laurenz Haas, Michael Maier, Roman Reinbold und Vorsitzender Michael Kuwert. | Foto: Julius Steckmeister

Denzlinger Abstieg: Gefasste Mienen am Rande des Rasens

Fans des FC Denzlingen tragen den Abstieg in die Landesliga mit Würde +++ Fünf Spieler verabschiedet

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Die Chance war klein, und blieb ungenutzt. An ein Fußballwunder hatte unter den Anhängern der ersten Mannschaft des FC Denzlingen offenbar ohnehin keiner wirklich geglaubt, denn ebenso trostlos wie die Partie gegen den Tabellen Achtplatzierten, den FC Bötzingen, gestaltete sich das Geschehen am Spielfeldrand. Schon vor Ende der torlosen Partie stand fest, dass man sich in der Landesliga wiedersehen würde, denn die Nachbarn im Tabellenkeller hatten ihre Spiele für sich entscheiden können.
"Die Trainer bleiben auf jeden Fall - auch bei einem Abstieg", beteuerte Jan Kath, stellvertretender Vorsitzender des FC Denzlingen, schon vor dem Spiel. Abschied nehmen muss der Verein allerdings gleich von fünf Spielern, die im Anschluss an das Remis gegen die Bötzinger mit einem Weinpräsent verabschiedet wurden. Kapitän Giuliano Saggiomo wird der ersten Mannschaft in der neuen Saison ebenfalls nicht mehr zur Verfügung stehen, sondern bestenfalls noch in der zweiten Mannschaft kicken.

Auch für Kath ist der Abstieg ein Ereignis mit langem Vorlauf. Denn wirklich überzeugend hatten die Denzlinger in den vergangenen Monaten nicht gespielt. Irgendwie fehlte der Biss - auch im Training. Ein sofortiger Wiederaufstieg allerdings wird ein hartes Stück Arbeit, befürchtet Kath, der sich bereits mental auf einen längeren Aufenthalt in der Landesliga eingestellt hat. Ein hartes Stück Arbeit sei es auch zunehmend, ausreichend Zuschauer zu den Heimspielen ins Stadion zu locken, bedauert er. "Wir überlegen, die Spiele wieder auf den Sonntag zu legen. Am Samstag ist das Angebot an Parallelveranstaltungen einfach zu groß", betreibt Kath Ursachenforschung. Unter den rund 160 Zuschauern, die sich ins Einbollenstadion verirrt hatten, waren sicher 60 Schlachtenbummler aus Bötzingen - trotz Abstiegskampf und Spielerverabschiedung bei den Denzlingern.

Nur wenige glauben an einen direkten Wiederaufstieg

Gisa Reichels Miene ist gefasst. Die Frau, die ursprünglich aus Franken stammt, dort in der elterlichen Sportgaststätte aufwuchs und neben dem FC Bayern München seit nunmehr 30 Jahren dem FC Denzlingen die Treue hält, ist betrübt, aber nicht verwundert. Ein wenig verärgert vielleicht über die Spielerauswahl. "Da standen nicht immer die Richtigen auf dem Platz. Wir haben viele gute Spieler, aber die wurden nicht eingesetzt", hadert Reichel, die aber letztlich doch der Überzeugung ist, dass der Trainer passt. "Es ist halt ein bisschen verschenkt worden", lautet ihre Analyse der Talfahrt. Deutlich mehr als den Abstieg bedauert die Wahldenzlingerin aber den Wandel rund um das Spielfeld. "Früher wurde nach dem Spiel gefeiert", erzählt Reichel. Man saß am Stammtisch. Es gab Gelegenheit, mit anderen Fans und auch mit den Spielern zu sprechen.

Die gingen nun nach dem Spiel unter die Dusche und nach Hause. Die meisten der ohnehin wenigen Zuschauer ebenfalls. Nur Gisa Reichel und ein paar Gleichgesinnte - auf etwa 20, meist ältere Leute veranschlagt Reichel den "harten Kern" - setzen sich auch heute noch nach dem Sportereignis zusammen. "Das Miteinander rund um den Fußball, das gibt es nicht mehr."

Weg bleiben wird Gisa Reichel trotz des Abstieges nicht. Zwar glaubt auch sie nicht an einen sofortigen Wiederaufstieg, aber nichtsdestotrotz wird Gisa Reichel jedes Heimspiel "ihres" FC verfolgen und, wenn möglich, wie bisher zu möglichst vielen Auswärtsspielen mitreisen. "Ich bin Mitglied, ich bleibe dem Verein treu - egal was kommt", sagt Reichel wild entschlossen.
Aufrufe: 02.6.2015, 00:00 Uhr
Julius Steckmeister (BZ)Autor