2024-05-02T16:12:49.858Z

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Investiert täglich zwei Stunden in die Recherche von Torschützen: Der Osthofener Perry Eichhorn.
Investiert täglich zwei Stunden in die Recherche von Torschützen: Der Osthofener Perry Eichhorn.

Den Torschützen verschrieben

Osthofener Perry Eichhorn führt seit fast 20 Jahren genau Buch über den Fußball-Betrieb im Südwesten

OSTHOFEN. Was wäre die Sportwelt ohne Zahlenspiele? Welche Bedeutung Statistiken haben, zeigte sich am zurückliegenden Spieltag der Fußball-Bundesliga. Wie das Kaninchen vor der Schlange fieberten die Fans wegen der Frage, wer wann das 50.000 Tor der Liga-Geschichte schießen würde. Doch nicht alleine nur diese Kenngröße wird gezählt, registriert und ausgewertet. In ganz Deutschland gibt es Sensoren, die von den D-Klassen aufwärts Protokoll führen. Einer von ihnen ist der Osthofener Perry Eichhorn.

Wahrscheinlich verfügt Perry Eichhorn über eins der größten Archive über den südwestdeutschen Fußballverband. Seit 1983 – mit einer längeren Unterbrechung – führt der 49-Jährige schon Buch. Dabei interessiert ihn nicht nur das Ergebnis. Sein Steckenpferd sind die Torschützen in jedem Spiel.

Einer ganzen Reihe von Ligen gilt dabei seine Aufmerksamkeit – auch der Bundesliga. Es ist ein zeitintensives Hobby: „Eins bis zwei Stunden investiere ich am Tag“, erläutert der Eisenbahn-Freund.

Eichhorn ist Mitglied im Deutschen Sportclub der Fußball-Statistiker (DSFS) – zusammen mit 500 anderen, wie er sagt. Nicht jeder von ihnen jagt die gleichen Informationen: „Der eine interessiert sich für die Torschützen, der andere sammelt die Zuschauerzahlen, andere kümmern sich um die Schiedsrichter, die einen im Jugendfußball, die anderen bei den Frauen – im Grunde hat jeder so sein Spezialgebiet“, schildert Eichhorn. Die Organisation ist dabei so locker, dass sich Arbeitsgebiete überschneiden. Macht nicht’s, sagt der Enthusiast: „Dann können wir die Sachen vergleichen und gegebenenfalls recherchieren, wo der Fehler liegt“.

Immer auf der Suche nach der Wahrheit

Seit ein paar Jahren, meint man, hat sich Eichhorns Hobby auf pures Abschreiben reduziert. Seitdem die Schiedsrichter verpflichtet sind, die Torschützen ihrer Spiele via Fussball.de zu publizieren, braucht es keine aufwändige Recherche. Dem widerspricht der Spezialist jedoch vehement: „Wenn wir gegenchecken, dann fällt immer wieder auf, dass die Angaben nicht stimmen“.

Gegenchecken, das funktioniert in erster Linie über die Berichte in Tageszeitungen. Die fußen insbesondere in den unteren Klassen auf Meldungen von Vereinsvertretern. Bei Differenzen geht Eichhorn der Sache auf den Grund, hakt bei Mitspielern nach, forscht akribisch nach der Wahrheit. Und er kommt zu dem Schluss: „Fehlerquellen gibt es auf beiden Seiten, bei Schiedsrichtern als auch bei den Informanten“. Korrigieren aber kann er nur seine eigene Statistik, nicht die in fussball.de. Das führt ab und an zu Irritationen unter den Betroffenen, insbesondere dann, wenn es am Ende der Saison um die Kür von Torschützenkönigen geht.

Ab und an Versuche, die Liste der Torjäger zu manipulieren

Bisweilen wird versucht, eben diese Torjägerliste zu manipulieren, bestätigt Eichhorn. Da werde schon mal dem erfolgreichsten Schützen einer Mannschaft ein Treffer zugeschustert, der ihm eigentlich nicht gehört. Aber, sagt der pedantische Arbeiter, es gibt Korrektive. Einmal ist er sehr gut sensibilisiert. Und zum anderen gibt es andere Fußballer oder Zuschauer, die ihm im Zweifelsfall Bescheid geben, Informationen zu überprüfen. Trotz dieser Kontrollmechanismen könnten Fehler nicht ausgeschlossen werden, räumt er ein.

Seine Liebe zur Chronik entwickelte Eichhorn in jungen Jahren. Als er als B-Jugendlicher mit dem Fußballspielen begann, führte er die erste Liste. Drauf gebracht hat ihn „ein Kumpel, der an der Wand eine Tafel hängen hatte, auf der er notierte, wer wie viele Tore erzielt hat“. Diese Neugier treibt ihn heute noch an. Das Engagement für den DSFS ergibt sich daraus. Und hat den angenehmen Effekt, dass die Arbeit einem breiten Publikum zu Gute kommt. Jahr für Jahr legt der Verband Statistikbücher auf, bestückt mit Namen und Zahlen, die Eichhorn und seine Mitstreiter sammelten.



Aufrufe: 023.2.2017, 17:00 Uhr
Claus RosenbergAutor