2024-04-16T09:15:35.043Z

Ligabericht

"Dein Papa ist jetzt Trainer bei Watzenborn"

RL SÜDWEST: +++ Gino Parson über den Schritt zum Trainer, vordringliche Aufgaben und die Arbeitsteilung beim SC Teutonia Watzenborn-Steinberg +++

WATZENBORN-STEINBERG - watzenborn-steinberg (ths). Es handelte sich natürlich um einen Schritt, über den Gino Parson intensiv nachgedacht hat: Soll er, der in Mittelhessen fast zwei Jahrzehnte als Edeltechniker eine feste Größe in der Hessen- und Verbandsliga war, ganz auf die Karte Fußball setzen, seine Tätigkeit bei der Wohnbau Gießen aufgeben und den Posten als Trainer des Regionalligisten SC Teutonia Watzenborn-Steinberg antreten?

Selbstredend spielte seine Familie eine wichtige Rolle dabei. Und deren Unterstützung war ihm gewiss, wie der 37-Jährige berichtet. "Die Jungs sind durchgedreht. Da wird natürlich auch auf dem Schulhof erzählt: ,Dein Papa ist jetzt Trainer bei Watzenborn'. Die prahlen natürlich auch ein bisschen damit und sind total happy", platzen seine beiden Jungs beinahe vor Stolz auf den Vater. "Und meine Frau hat auch schnell gesagt: Mach es", ergänzt Parson, der um die Gunst der Stunde weiß: "Wer bekommt so eine Chance, wenige Kilometer vor der Haustür professionellen Fußball zu betreiben? Ich denke, dass es in ganz Deutschland viele Leute gibt, die den Job gerne haben wollten. Es war mein Glück, dass der Verein gesagt hat, dass sie mich haben wollen. Für einen Fußballer aus vollem Herzen wie mich ist das zweifelsohne eine super Chance."

Seit Montag, als zu Beginn der Vorbereitung auf die Restrunde ein Laktat-Test anstand, leitet Parson nun gemeinsam mit seinem Freund und langjährigen Weggefährten Stefan Hassler, der überdies als Sportlicher Leiter fungiert, die Geschicke bei den Teutonen. Das Duo steht vor der komplexen, aber nicht unlösbaren Aufgabe, das Team beginnend mit dem Nachholspiel gegen Hessen Kassel am 12. Februar nach einer unruhigen Halbserie von Rang 17 aus über den berühmten Strich zum Klassenverbleib zu führen. Bereits bei ihrer Vorstellung als neue Doppelspitze auf der Kommandobrücke kurz vor Weihnachten hatten Parson und Hassler betont, sich als Partner auf Augenhöhe zu verstehen. "Es wird keiner etwas tun, von dem der andere sagt, das passt nicht", erklärt Parson. Wichtig dabei: Trainingsarbeit und Aufstellung werden gemeinsam ausgetüftelt, wobei Parson derjenige sein wird, der in Sachen Formation das finale Wort hat. "Wir haben auch besprochen, dass ich die Ansprachen halte. Wir glauben, dass da ein Wechsel nicht so gut wäre." Klare Kante spricht Parson, wenn er die Schwerpunkte für die fünf Wochen bis zum Re-Start gegen Kassel formuliert. Stichwort Teamgeist, der insbesondere in den Matches vor der Winterpause kaum zu erkennen war: "Die Mannschaft muss eine Mannschaft werden. Da hat zuletzt jeder sein Ding gemacht, das passt nicht zu Watzenborn. Und das passt auch nicht zu Stefan und mir. Das Team ist ja so etwas wie eine zweite Familie. Manchmal sehen sich die Spieler mehr untereinander als ihre Freundinnen oder Frauen. Da müssen wir mehr Bindung schaffen. Das geht in die Richtung, den Teamspirit zu verbessern."

Dazu wird von zentraler Bedeutung sein, wieder eine Struktur in den Kader zu bekommen, die ebenfalls gelitten hatte: "Eine Hierarchie ist das Wichtigste. Wenn du 18 Häuptlinge hast, gewinnst du kein Spiel." In puncto Transfers befinden sich einige Testspieler in den Trainingseinheiten, wobei sich Parson noch nicht im Detail auf Positionen festlegen möchte, für die Verstärkungen notwendig sind ("Fest steht: Für Denis Weinecker brauchen wir Ersatz"). Klar ist indes, dass der Kader nicht aufgebläht werden soll. 22 Feldspieler, darunter die Neuverpflichtungen Marcel Avdic und Jordi van Gelderen sowie drei Torhüter gehören dem Aufgebot an. Kommen also neue Spieler, müsste Platz geschaffen werden ("Mit 28 Mann werden wir nicht arbeiten"). Da ist es von Vorteil, dass sich Hassler und Parson eine umfassende Meinung über das Spielermaterial bilden können. Derzeit fallen Chris Schadeberg (Schambeinentzündung) und Oliver Laux (Bänderdehnung) aus. Heftiger hat es Rafael Szymanski erwischt, der sich einen Mittelfußbruch zugezogen hat.

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Im ersten Testspiel unterlag der SC gestern beim Tabellenzweiten der Regionalliga West, Viktoria Köln, mit 1:5. Ein besseres Resultat verbaselten die Gäste in der ersten Halbzeit durch "drei dumme Gegentore", wie Florian Kuhn vom SCT-TV befand. Dem 0:1 durch Bulliqi (5.) ging ein Schnitzer von Vaclav Koutny voraus, ehe die Watzenborner zwei Elfmeter verursachten. Jansen (37.) und Wunderlich (45.) sorgten für die 3:0-Pausenführung der Kölner, die Kolonkiewicz (52.) und Candan (61.) weiter ausbauten. Markus Müller gelang per Kopfball in der 65. Minute der Treffer zum 1:5-Endstand. Mit Marin Vidosevic nahm das Trainergespann auch einen Testspieler unter die Lupe.

Aufrufe: 014.1.2017, 12:05 Uhr
Gießener AnzeigerAutor