2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Torjäger Martin Driller im FuPa-Interview über das Leben nach dem Profi-Fußball Foto:Meier
Torjäger Martin Driller im FuPa-Interview über das Leben nach dem Profi-Fußball Foto:Meier

»Dass jeden Tag die Sonne scheint«

Torjäger Martin Driller im FuPa-Interview über das Leben nach dem Profi-Fußball

Ex-Club-Torjäger Martin Driller kann auf eine ereignisreiche Karriere zurückblicken. Der gebürtige Paderborner spielte bei Borussia Dortmund, beim FC St. Pauli, beim 1. FC Nürnberg, aber auch bei der SpVgg Bayreuth. Mittlerweile konzentriert sich der 41-jährige A-Lizenzinhaber auf andere Dinge. Im FuPa-Interview spricht Driller über aktuelle Fußballthemen und seine neue Hauptaufgabe.

FuPa: Hallo Martin, was machst Du jetzt beruflich?
Martin Driller (41): Ich schaue, dass jeden Tag die Sonne scheint. Ich habe eigene Solaranlagen, die ich in der Nähe von Bad Windsheim betreibe. Von dort wird Strom ins Netz eingespeist.

FuPa: Mit Fußball hast Du nichts mehr zu tun?
Driller: Nein, ich habe 2009 aufgehört. Ich habe nochmal in München beim SC Bajuwaren in der Kreisklasse ausgeholfen, das war ein Freundschaftsdienst für einen Spezl. Das war aber meine letzte Station.

FuPa: Wie war's für dich als Ex-Profi bei einem Kreisklassen-Verein aufzulaufen?
Driller: Ich habe da wie gesagt für einen Spezl ausgeholfen. Ich habe nie trainiert, nur ab und zu mal gespielt. 2009 war dann Ende, dann habe ich aufgehört und mich um meine Solaranlagen gekümmert.

FuPa: Hast Du die Diskothek in München noch?
Driller: Die habe ich mit Freunden zusammen 2003 gebaut. 2008 haben wir sie aber verkauft. Jetzt wohne ich ja wieder in Nürnberg.

Driller: "Viele junge Teams sorgten für Furore."



FuPa: Deine erste Profistation war Borussia Dortmund. Jetzt sind die Dortmunder Deutscher Meister. Hast du mitgefiebert mit dem BVB?
Driller: Das freut mich natürlich unheimlich. Bei der Borussia hatte ich meine Lehrzeit. Mit 19 Jahren kam ich dorthin. Ich habe in dieser Zeit mit tollen Spielern zusammengespielt. Manager Michael Zorc war damals unser Kapitän, zudem ich noch Kontakt habe. Andreas Möller, Thomas Helmer und Michael Rummenigge waren zum Beispiel mit dabei. Das war für mich eine sehr schöne, interessante und lehrreiche Zeit. Jetzt sind die Dortmunder mit einer sehr jungen Mannschaft verdient Meister geworden. Ich habe nicht gedacht, dass die Borussia es schaffen wird, aber sie haben es toll gemacht, hatten praktisch keine Schwächeperiode. Es ist überhaupt eine Saison, in der vieles anders gelaufen ist und viele junge Teams für Furore sorgen konnten.

FuPa: Nach den zwei Jahren in Dortmund hast Du sechs Jahre in Hamburg bei St. Pauli gespielt. Welche Eindrücke konntest du beim Kultklub vom Millerntor sammeln?
Driller: St. Pauli ist Kult. Schade, dass Sie nach dem 1:8 gegen die Bayern nun absteigen müssen. Das Stadion wird immer besser. Aber es ist wohl so: Wer das Hamburger Derby gewinnt, auf dem lastet ein Fluch. Solche Geschichten schreibt nur der Fußball. Von 1993 bis 1997 habe ich mit Holger Stanislawski bei St. Pauli gespielt. Für Stani, zu dem ich noch Kontakt habe, tut es mir leid, dass er sich nun mit einem Abstieg verabschieden muss.

"Besser für den Club, dass das internat. Geschäft nicht erreicht wurde."



FuPa: Von St. Pauli bist Du 1997 nach Nürnberg zum Club gewechselt, der aktuell eine tolle Saison hinlegt.
Driller: Die junge Club-Mannschaft hat wie der FSV Mainz oder der SC Freiburg positiv überrascht. Die Teams mit den erfahreneren Spielern wie Bremen, Stuttgart oder Wolfsburg haben auf ganzer Linie enttäuscht. Dadurch war diese Saison richtig interessant. Für den 1. FC Nürnberg war es vielleicht besser, dass sie das internationale Geschäft nicht erreicht haben. Denn sonst werden die Ansprüche rund um den Verein gleich wieder so extrem hoch.

FuPa: Trainerwechsel hat es ja in der laufende Bundesliga-Saison massenweise gegeben.
Driller: Man hat gesehen, wie schnell die Vereine nervös werden. So viele Trainerentlassungen in einer Saison hat es wohl gefühlt noch nie gegeben. Da sind die Trainer reihenweise geflogen. Das Geschäft wird immer schnelllebiger. Da hat ein Verein wie Bayern München gar nicht die Zeit einen Torhüter wie Thomas Kraft aufzubauen. Wenn der Erfolg nicht da ist, dann wird gleich alles in Frage gestellt. Das ist in dieser Bundesliga-Saison schon extrem.

Driller: "In Bayreuth hatte ich viel Spaß."



FuPa: Von Nürnberg aus bist Du in die dritte Liga zur SpVgg Bayreuth gewechselt. Wie ist es Dir da ergangen?
Driller: Ich war nur ein halbes Jahr in Bayreuth. Aber da lief es super für mich - auch sportlich. Ich habe in 18 Spielen elf Tore erzielt. In Bayreuth hatte ich viel Spaß.

FuPa: Du hast die Wagnerstadt dann in Richtung Ingolstadt verlassen - in die Bayernliga. Was war der Grund für Deinen Transfer?
Driller: Ich hatte einen guten Draht zu Peter Jackwerth, der bei Ingolstadt die Fäden zog. Mein Intermezzo dort war allerdings nur von kurzer Dauer. Wir schafften den Aufstieg in die Regionalliga. Ich hatte signalisiert, dass ich noch ein Jahr bleiben wolle. Aber Trainer Jürgen Press hat mich aussortiert. Ich habe nie erfahren warum. Wir hatten beide, Press und ich, die A-Lizenz. Vielleicht hatte er Angst, dass ich ihm den Trainerjob wegnehmen wolle. Aber daran hatte ich kein Interesse.

Driller: "Pokern statt Fußball. Da hab ich mich schnell wieder verdrückt."



FuPa: Ganz aufgehört mit dem Fußball hast Du aber noch nicht. 2008 bist Du nochmal beim 1. FC Hersbruck in der Bezirksoberliga MIttelfranken eingestiegen.
Driller: Dieser Wechsel war im Nachhinein ein Fehler. Denn ich habe immer leistungsorientiert trainiert. In Hersbruck sind die Spieler, wenn es geregnet hat, reingegangen und haben gepokert. Daher habe ich mich da schnell wieder verdrückt.



Infos zu Martin Driller:

Martin Driller ist am 2. Januar 1970 in Paderborn geboren. Sein Heimatverein war der TuS Paderborn-Neuhaus. Der Mittelstürmer startete seine Profikarriere 1989 bei Borussia Dortmund. Zwei Jahre blieb der Rechtsfuß bei den Dortmundern. Es folgten sechs Jahre beim FC St. Pauli , unter anderem in der 1. Bundesliga und in der Bundesliga. Von 1997 bis 2004 spielte Driller dann für den 1. FC Nürnberg in der Bundesliga und zweiten Liga. Es folgte ein halbes Jahr bei der SpVgg Bayreuth in der Regionalliga Süd (3. Liga) und eine halbe Saison beim FC Ingolstadt 04, mit dem Driller aus der Bayernliga in die Regionalliga aufstieg. Daran schloss sich ein kurzes Intermezzo in der Bezirksoberliga Mittelfranken beim 1. FC Hersbruck an. In der Saison 2008/09 ließ der Angreifer seine Karriere in der Kreisklasse München beim SC Bajuwaren ausklingen.

Seine Statistik weist aus:
138 Bundesliga-Einsätze, 18 Tore
167 Zweitliga-Einsätze, 55 Tore
18 Regionalliga-Spiele, 11 Tore
10 Bayernliga-Spiele, 4 Tore

Aufrufe: 09.5.2011, 13:10 Uhr
Dirk MeierAutor