2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview

"Das Wichtigste ist, dass ich wieder Freude am Spiel habe"

Interview mit Erivelton Paulo da Silva vom FC Wiltz 71, der in jungen Jahren schon einen schweren Schicksalsschlag erlitt und sich bravourös zurückkämpfte!

Erivelton, erklär uns bitte kurz wie dein Wechsel nach Wiltz zustande kam.

Ich bin durch Chris Verbist nach Wiltz gekommen, mit dem ich bei Racing Mechelen (2.Liga Belgien) spielte, er hat mich kontaktiert. Meine Situation bei meinem letzten Verein Dessel Sport war nicht gut, ich spielte nicht und der Trainer setzte nicht auf mich. Da habe ich den Entschluss gefasst in Wiltz zu unterschreiben, da das neue Projekt des Vereins und vor allem auch der Trainer mich überzeugt haben.


Du hattest eine schwere Krankheit. War das auch ein Grund dafür, dass du nicht mehr in den Nachwuchsteams Belgiens spielen konntest?

Ja, ich war im Alter von 12 Jahren an Leukämie erkrankt und konnte erst mit 14 ein-halb und mit einem Übergewicht – ich wog 90 Kilo! - wieder anfangen Fußball zu spielen, dies damals in der U15 vom RFC Seraing. Ich musste entsprechend härter trainieren als die andern. Nach der Saison hatte ich wieder Freude am Spiel und schon 20 Kilo verloren.

In der Folgesaison, nach einigen Spielen, hat mir Auswahltrainer Patrick Klinkenberg eine Chance in der U16- und U17-Nationalmannschaft Belgiens gegeben, obschon er sich bewusst war, dass ich auf einem ziemlich tiefen Level spielte. Damals spielte Seraing in der vierten Liga und ich war gerade erst wieder gesund. Wenn man das z.B. mit Origi vergleicht, der damals in Lille in der 1.französischen Liga spielte! Anschließend unterschrieb ich in Genk, wo ich zwei Jahre blieb um dann Profi in Sankt Truiden zu werden, mit 17 in der zweiten Liga! Dort spielte ich leider nicht viel. Anschließend wurde ich auch nicht mehr in die Jugendnationalmannschaften berufen.


Hat der Fußball dir dabei geholfen, diese körperliche Herausforderung – die niemand haben möchte - zu überwinden?

Ohne wenn und aber! Durch den Fußball lernte ich, dass es gute und schlechte Zeiten gibt, dass man den Kopf nicht hängen lassen und nie aufgeben darf! Der Fußball war eine meiner Stärken und Motivation zu gleich um gesund zu werden und noch stärker zurück zu kommen! Aber auch meine Familie und mein christlicher Glaube waren eine Motivation. Heute ist diese besiegte Leukämie ein unerschütterlicher Ansporn für mich – ich lebe voll und ganz und bin stets bester Laune!


In dieser Saison hast du 7 von 13 Meisterschaftsspielen bestritten und zwei Tore erzielt, dazu eins im Pokal. Wie siehst du deine eigenen Leistungen?

Natürlich kann man immer alles besser machen, aber ich hatte eine schwere Vorsaison! Das Wichtigste ist, dass ich wieder Freude am Spiel habe und den Rhythmus wieder finde, der Rest kommt dann später.

Und allgemein? Wiltz hat einen brutalen Abstieg aus der BGL Ligue hinnehmen müssen, doch das Ziel des Vereins war es nicht zwingend sofort wieder aufzusteigen. Ich nehme an, dass der aktuelle sechste Platz doch noch eine kleine Tür Richtung Aufstieg offen lässt.

Ja, diese Tür ist immer noch offen! Wir werden noch mehr kämpfen müssen wenn wir aufsteigen wollen. Es wird nicht einfach, doch alle Spieler haben dennoch diesen Willen, um nächste Saison wieder in der BGL Ligue zu spielen.


Du bist Teil eines Vereins mit einem mittel- und langfristigen Projekt. Ist das für dich, als jungen Spieler, ein Vorteil, dass man seinen Teil zu so einem Projekt beitragen kann?

Ja, als junger Spieler muss ich durch solche Aufgaben wachsen und reifer werden. Das Wiltzer Projekt fördert jeden Spieler dahingehend, dass er das Beste aus sich herausholt. Denn man muss besser als nur gut sein, wenn man in die BGL Ligue aufsteigen will!


Wer wird für dich am Ende der Saison diesen Aufstieg in die BGL Ligue feiern können?

Das ist eine sehr schwierige Frage, denn in der Tabelle ist alles sehr eng! Aber gut, ich konzentriere mich jetzt nicht zu sehr auf die anderen Mannschaften, ich möchte mit Wiltz aufsteigen und ich glaube, dass wir das Zeug dazu haben!

Zum Abschluss nochmal kurz ein Blick nach Belgien: wir haben erfahren, dass dein Cousin bei Standard Lüttich spielt. Ist er dort bei den Profis und siehst du ihn noch oft?

Ja, Edmilson (Junior Paulo da Silva, die Red.) ist schon seit fünf Jahren Profi, davon zwei unter den Farben des Standard, wo er quasi immer spielt. Wir wohnen nicht weit entfernt von einander, deshalb sehen wir uns oft. Wenn ich frei habe bin ich auch des Öfteren im Stadion, außerdem haben wir regelmäßig Familienessen, wo wir uns sehen.

Aufrufe: 010.12.2016, 10:30 Uhr
Paul KrierAutor