Das Verlieren verlernt

Ungewöhnliches ergab sich gleich zum Saisonstart. Der hoch gehandelte Aufsteiger TV Herkenrath sorgte für die Überraschung schlechthin am ersten Spieltag und siegte beim Top-Favoriten Bonner SC mit 3:0. Danach gab es drei Niederlagen in Folge (daheim gegen Germania Windeck, gegen Borussia Freialdenhoven und beim SV Gladbach 09).

Ganz anders die 09er. Mit einer sehr jungen Mannschaft, ganz ohne namhaften Neuzugänge, startet dieses Team durch. Einem 2:2 zum Auftakt gegen Viktoria Arnoldsweiler folgten Siege beim FC Hennef, gegen den TV Herkenrath und beim Aufsteiger FC Blau-Weiß Friesdorf. Die 09er sind unbesiegt Zweiter der Tabelle vor dem Bonner SC und Borussia Freialdenhoven, den beiden Teams, gegen die der TV Herkenrath bereits gespielt hat. Der TVH muss Anschluss ans Mittelfeld finden, hat bisher drei Punkte vom Auftaktsieg auf dem Konto.

SV Bergisch Gladbach 09 - Spielverein 1910 Breinig (So 15:00)

Schiedsrichter: Denis Schmidt (1. FC Köln)

Nun kommt nach dem TV Herkenrath der nächste Aufsteiger ins Stadion. Die Gäste sind 14. der Tabelle, haben bisher kein Spiel gewonnen, zweimal remis gespielt, zweimal verloren. In dieser Tatsache dürfte die Gefahr liegen: nur nicht diesen Gegner unterschätzen. „Das wird nicht der Fall sein”, verspricht Trainer Thomas Zdebel: „Es wird aber kein Selbstläufer, aber wir versuchen, erneut zu siegen.” Drei der Neuzugänge aus dem Sommer haben den Sprung in die erste Elf geschafft: aus der eigenen A-Jugend, wie nach seinen starken Leistungen schon in der Rückrunde der letzten Saison in der ersten Mannschaft zu erwarten, Claudio Heider. Vom Bonner SC kam Rechtsverteidiger Amir Ali Mostowfi, der in seiner Spielanlage und insbesondere in seinem Einsatzwillen ein wenig an Bünyamin Kilic — einen Liebling der Fans wegen seiner Einstellung — erinnert.

Ein Phänomen ist Yannick Albrecht. Er hat in der letzten Saison noch in der Bezirksliga gespielt und hat zwei Klassen höher scheinbar keinerlei Anpassungsprobleme. Als „einen absoluten Glücksgriff” bezeichnete ihn Trainer Zdebel zuletzt.

„Aber es war schon in der Rückrunde der letzten Saison zu sehen, dass wir ansehnlichen Fußball spielen, die Mannschaft sich bemüht zu verinnerlichen, welchen Fußball wir spielen wollen. Was wir derzeit zeigen, ist der Lohn harter Arbeit in der Vorbereitung. Es werden aber auch noch andere Tage kommen, aber gerne erst am Ende der Saison, oder besser gar nicht.”

Größte Sorgen machte der Zusammenbruch von Innenverteidiger Mo Redjeb am Sonntag in der Gluthitze beim Spiel in Friesdorf. Der erst 19-Jährige wurde mit einem Kreislaufzusammenbruch ins Krankenhaus gebracht, auf der Intensivstation beobachtet und erst am Mittwoch entlassen. Gladbach 09-Trainer Zdebel: „Unter diesen Bedingungen Fußball zu spielen, war gesundheitsschädlich. Profifußballer sind solche Belastungen gewohnt, Amateure aber nicht. Da sollte sich der Verband mal Gedanken machen.”

Außer Mo Redjeb fehlt am Sonntag Benedikt Kosak (Muskelfaserriss) und womöglich weiterhin Daniel Isken wegen seiner Fußprellung.

VfL Alfter 1925 - TV Herkenrath 09 (So 15:00)

Schiedsrichter: Markus Meier (Wahlscheid)

Die Reise geht zum bisher unbesiegten VfL Alfter. Nach zuletzt drei Niederlagen bereitet insbesondere Sorgen, dass die letzten beiden keineswegs unglücklich zustande kamen. Der TVH stellt derzeit kein eingespieltes Team. Inzwischen macht sich auch Verunsicherung breit: Die Mannschaft hat über viele Jahre schlicht das Verlieren verlernt. Über sagenhafte fünf Spielzeiten dominierte der TV Herkenrath fünf verschiedene Ligen. Diesen grandiosen Erfolg kann der Mannschaft niemand mehr nehmen. Dafür ist sie unverändert zu loben und hoch einzuschätzen.

Doch wo hakt es derzeit? Im Spiel gegen Borussia Freialdenhoven am Sonntag, das 0:3 endete, schien jeder Fußballer nur ganz flink den Ball wieder loswerden zu wollen, egal an wen und wie. Das Wie war der Knackpunkt: Mit fast jedem Pass kam der Adressat in größte Verlegenheit, weil er halbhoch oder hoch angespielt wurde. Wilfried Hannes, Ex-Profi auf der Trainerbank der Gäste, hatte seinen Spaß, so leicht wurde es ihnen selten gemacht, in Ballbesitz zu kommen.

TVH-Trainer Michael Hornig ist trotz der für den TV Herkenrath völlig ungewohnten Niederlagenserie zuversichtlich: „Legen wir den Schalter nicht um, sind wir schon zur Halbserie abgestiegen. Ich bin aber sicher, dass wir die Wende schaffen. Das war im Training zu sehen. Die Mannschaft will, und dass sie es kann, hat sie beim Bonner SC gezeigt. Das gab es in fünf Jahren nicht, dass wir zwei Spiele hintereinander verloren haben, jetzt waren es drei Niederlagen in acht Tagen. Trainer und Mannschaft sehen es als Herausforderung, wir werden unter Beweis stellen, dass wir in der Mittelrheinliga zu Recht etwas zu suchen haben.”