Rainer Bartels (56): Ich wäre hellauf begeistert, wenn 1500 ins Stadion an der Alexanderstraße kommen – alles, was im vierstelligen Bereich liegt, wäre zufriedenstellend.
Ralf Voigt (49): Ich hoffe schon, dass 2000 kommen.
Frage: Bei rund 2500 liegt das Maximum an der Alexanderstraße?
Bartels: Dann wird es richtig eng. Das würde eine geile Atmosphäre geben. Ich weiß auf jeden Fall, dass es kein Spaß-Kick wird.
Frage: Der VfB hat es zuletzt nicht geschafft, sich über den Landespokal für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Dort spielen in dieser Saison Drittligist VfL Osnabrück und Regionalligist SV Meppen  . . .
Voigt: Klar ist: Wir wollen beim VfL gewinnen – und wir müssen auch gewinnen. Was sich dann am Ende im Pokal für eine Chance ergibt, wird man sehen.
Bartels: Die Meppener erwarten jetzt am Wochenende den 1. FC Köln, Osnabrück trifft auf RB Leipzig – Gegner, die dem VfB auch gut zu Gesicht gestanden hätten.
Frage: Sie waren in den 80er Jahren zusammen beim VfB in der Oberliga, damals die dritthöchste Spielklasse. Da gab’s auch DFB-Pokal-Spiele . . .
Bartels: 1987/1988 hätten wir fast Bundesligist VfL Bochum rausgeschmissen.
Frage: Am 28. August 1987 gab es ein 0:0 im Marschwegstadion – bei einem Remis wurde damals noch ein Wiederholungsspiel angesetzt.
Bartels: Das haben wir 1:4 verloren. Beim ersten Spiel hatte Krzysztof Zajac einen Elfmeter neben das Tor gesetzt – ärgerlich.
Frage: Wie waren Sie damals als Spielertyp?
Bartels: Uns beide vereint, dass wir aus unseren Möglichkeiten das Maximum herausgeholt haben. Richtig geile Fußballer waren wir nie. Aber wir haben gewollt, oder?
Voigt: Wille und Einstellung waren höher als bei vielen anderen. Rainer war Libero – ich habe beim VfB im Sturm angefangen und wurde erst später zum Abwehrmann umgeschult. Wir hätten es verdient gehabt, mal aufzusteigen, aber sind vielleicht auch an uns selbst gescheitert.
Frage: Wie groß ist die Chance denn, dass der VfB jetzt im Derby scheitert?
Bartels: Von zehn Spielen gewinnt der VfB neun – aber dieses eine Mal können es auch wir sein.
Voigt: Wenn wir als Regionalligist mit der richtigen Einstellung gegen einen Oberligisten ins Spiel gehen, gewinnen wir.
Frage: Haben Duelle mit dem VfL damals in Ihrer Zeit als VfB-Spieler eine Rolle gespielt?
Bartels: Der VfB war damals da, wo ihn viele heute immer noch sehen. Der VfL war – und das ist er immer noch – die Nummer eins im Amateurbereich in Oldenburg. Und damit kann und konnte der VfL super leben. Ich würde mich freuen, wenn der VfB seine Vision 2020 umsetzt und dann 3. Liga spielt.
Frage: Gefühlt ist die Lücke zur professionalisierten 3. Liga aber immer größer geworden. Ist die Dominanz der U-23-Teams der Bundesligisten in der Regionalliga Nord zu groß?
Voigt: Die Vereine sind wirtschaftlich besser aufgestellt. Aber wenn du gegen die zweiten Teams spielst, musst du denen – im fairen Rahmen – mal auf die Socken hauen.
Frage: Ist das „auf die Socken hauen“ ein Mittel, das der VfL am Mittwoch ins Spiel bringen muss?
Bartels: Wir werden uns richtig, richtig wehren.
Voigt: Ich würde die VfLer auch nicht so klein machen. Wir brauchen die Konkurrenz in der Stadt. Es ist wichtig, dass sie Oberligist bleiben. Ich freue mich auf das Prestige-Duell. Das Spiel ist ein Muss für jeden Oldenburger Fan. Wir werden Volldampf geben.
Bartels: Sportlich liegen sicher eineinhalb Ligen zwischen den Mannschaften. Wir wollen die Klasse halten – der VfB visiert einen Mittelfeldplatz an.
Voigt: Es geht für uns mit dieser jungen Truppe erst einmal gegen den Abstieg. Wie sich die Talente entwickeln, kann man ja jetzt noch nicht sagen. Wir brauchen zwingend Leitfiguren, an denen sie sich orientieren können – nur dann geht es ins Regionalliga-Mittelfeld.
Frage: Ein Stürmer soll kommen – wird der VfB in den nächsten Tagen auf dem Transfermarkt aktiv?
Voigt: Definitiv! Aber es ist noch nichts offiziell. Wir suchen den Richtigen, er muss die Truppe führen können.
Frage: Sie sprachen die Talente an. Vier Spieler aus dem JFV Nordwest – dem vor zwei Jahren von VfB und VfL gemeinsam initiierten Jugendförderverein – sind in diesem Sommer zum VfB gewechselt, vier Spieler zum VfL. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung?
Bartels: Sehr – und da spreche ich als VfL-Präsident und JFV-Vorsitzender. Die Spieler, die dort rauskommen, haben alle für vier oder fünf Jahre auf höchstem Niveau gespielt. Wenn sie aus der A-Jugend kommen, müssen sie heutzutage auch direkt zünden. Nicht alle, aber zumindest zwei oder drei.