Das Privileg der Jugend

Stimmt, aber auch nur eines der bisher vier Saisonspiele gewonnen. Statt Spitzenplatz nur Mittelmaß, der SC hinkt derzeit den eigenen Ansprüchen hinterher. Noch sieht der Trainer keinen Anlass zur Panik, die Saison ist noch jung und zudem erwartet er einen kontinuierlichen Lernprozess seiner Zöglinge. Eines dürfe man "nie vergessen", mahnt Haug zur Besonnenheit: Mit einem Durchschnittsalter des Kaders von 21,3 Jahren gebietet er über die "jüngste Mannschaft der Liga". Die reagiere auf bestimmte Situationen eben "nicht so abgeklärt wie das ein routiniertes Team tut".

Das Privileg der Jugend ist es Fehler machen zu dürfen. Aus denen müssen die Jungen lernen, das fällt ins Kompetenzgebiet der Erziehungsberechtigten. "Die Jungs haben hohes Niveau, aber wenig Erfahrung", entschuldigt Haug die Achterbahnfahrt an den ersten vier Spieltagen. Der Fußball-Lehrer hat aber schon einen Lernprozess erkannt. In Buch haben die Seinen "nie kopflos" gespielt und die Maxime ihres Chefs umgesetzt: "Wenn man schon nicht gewinnt, darf man wenigstens nicht verlieren." Besondere Reife wies voriges Wochenende Spielmacher Pascal Volk nach, den Haug zuvor "in der Rückwärtsbewegung noch nie so gut" gesehen hat.

Nach einem Gegner, der die Räume zustellt und auf Konter lauert, wartet auf den SC am Sonntag um 15 Uhr das genaue Gegenteil: Tabellenführer SV Ebersbach agiert lieber statt zu reagieren. Das tut die Mannschaft von Trainer Dinko Radojevic mit Augenmaß, Minimalismus als Philosophie. Mit fünf Treffern feierte der SVE vier Siege und steht mit der makellosen Bilanz von 5:0-Toren und 12 Punkten alleine an der Spitze. Die Aufgabe Tore zu schießen werde für die Seinen am Sonntag "sicher nicht einfacher", schwant Uli Haug.

Er hofft besonders auf einen "Türöffner". Mit einem 1:0 im Rücken tut sich jede Mannschaft leichter, seine aber besonders. Für das Geislinger Spiel sei ein Vorsprung "extrem wichtig", sagt Haug. Es dürfe aber nicht alles daran hängen. Ein Spitzenteam muss auch mit unangenehmen Situationen fertig werden.

Mit Karlo Petricevic fehlt Haug am Sonntag ein "ganz wichtiger" Spieler. Der Stürmer zog sich in Buch einen Bänderriss in der Schulter zu und droht einige Wochen lang auszufallen. Trotz der Unerfahrenheit seiner Mannschaft und der Klasse des Gegners denkt der SC-Coach überhaupt nicht daran, die Seinen auf Vorsicht zu polen. "Warum sollten wir irgendwas ändern?", fragt Haug. Die Geislinger sollen auch den Tabellenführer "früh stören" und auf Sieg spielen.

Gelingt das nicht, müssen sie weiterhin Paragraf zwei des Fußballgesetzbuchs ihres Trainers beherzigen: Wenigstens nicht verlieren.

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