2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Will sich in Seligenporten durch­setzen: Patrick Hobsch im Spiel gegen Eintracht Bamberg. F: Zink
Will sich in Seligenporten durch­setzen: Patrick Hobsch im Spiel gegen Eintracht Bamberg. F: Zink

"Das liegt jetzt alles ganz in meiner Hand!"

Interview: Nach seinem Wechsel zum SV Seligenporten gewährt der Ex-Feuchter Patrick Hobsch Einblicke in seine Gedanken- und Gefühlswelt

Vergangene Saison schoss Patrick Hobsch den 1. SC Feucht mit 25 Toren in 29 Spielen fast im Alleingang zum Klassenerhalt. In dieser Spielzeit will es für den Neuzu­gang des SV Seligenporten hingegen noch nicht so recht laufen: In elf Parti­en erst sechsmal eingesetzt, wartet er immer noch auf seinen ersten Saison­treffer. Zu allem Überfluss kassierte er am Sonntag – im Spiel der zweiten Mannschaft – wegen einer vermeint­lichen Tätlichkeit auch noch eine Ro­te Karte. Weshalb er seinen Wechsel dennoch nicht bereut, wie er die Ent­wicklung seines Ex-Vereins sieht und warum sein prominenter Nachna­me sowohl Chance als auch Bürde ist – das alles und noch viel mehr verrät der 19-Jährige im großen Interview mit uns.

Hallo, Herr Hobsch. Schön, dass Sie Zeit gefunden haben. Nach circa ein­einhalb Jahren beim 1. SC Feucht ge­hen Sie seit Beginn dieser Saison nun für den SV Seligenporten auf Tore­jagd. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus?

Patrick Hobsch: Die Vorbereitung ist anfangs relativ positiv für mich verlaufen: Ich bin gut reingekommen und wurde auch von der Mannschaft prima aufgenommen. Ich war auch re­lativ fit, da ich nach den Relegations­spielen mit dem SC gleich ins Trai­ning beim SVS ein gestiegen bin. Es ist dann auch super gelaufen – bloß gegen Ende der Vorbereitung war ich etwas platt, muss ich ehrlich zugeben. Der Trainer hat gesagt, dass man mir das anmerkt, weshalb ich im ersten Spiel nicht gleich in der Stammelf gespielt habe. Auch für uns als Mannschaft ist es zu Saisonbeginn nicht gut gelau­fen. Jetzt versuche ich, mich ins Team reinzukämpfen.

Mit nur zwei Punkten aus sieben Spielen legte der SVS einen echten Fehlstart hin. Worauf sind die Start­schwierigkeiten zurückzuführen?

Hobsch: Es war so, dass ein ganzes Mannschaftsgefüge den Verein ver­lassen hat – das verkraftet man eben nicht so leicht. Dann sind viele neue Spieler dazu gekommen: Viele jun­ge, die noch keine Regionalliga-Er­fahrung hatten, sondern zuvor in der Bayern- oder Landesliga, also unter­klassig gespielt haben. Ist ja klar, dass sich die Mannschaft dann erst finden muss. Bei den Spielen haben wir teil­weise auch Pech gehabt und dann kommt einfach alles zusammen: Du startest schlecht in die Saison und brauchst einfach mal ein Erfolgser­lebnis, um in die Spur zu finden.

Den zwei wichtigen Siegen ge­gen Fürth II und in Bayreuth folgten zwei starke Auftritte beim 1:2 gegen Bayern München II sowie beim 0:1 in Schalding. Was sind die Gründe da­für, dass es jetzt besser läuft?

Hobsch: Das ist für mich schwer zu beurteilen, da ich genau in dieser Zeit krankheitsbedingt zwei Wochen lang nicht mittrainieren konnte und des­halb gegen Fürth und Bayreuth auch nicht im Kader stand. Ist für mich persönlich natürlich etwas blöd, dass ausgerechnet die zwei Spiele, in de­nen ich nicht mit dabei war, gewon­nen werden (lacht). Aber natürlich ha­be ich mich trotzdem gefreut für die Mannschaft, dass wir die ersten Sie­ge einfahren konnten. Ich denke, wir wurden auch einfach dafür belohnt, dass wir stets hart gearbeitet haben. Es war immer gute Stimmung in der Mannschaft und nie so, dass gemeckert wurde, weil’s nicht so läuft.

Kann man schon von einer Wende sprechen?

Hobsch: Ich würde es anders for­mulieren: Ich würde sagen, wir als Mannschaft haben uns gefunden. Die Erfolgserlebnisse sind jetzt da. Wir haben auch gegen Bayern ein gutes Spiel gezeigt, obwohl wir knapp verlo­ren haben. Wir haben am Anfang ins­gesamt einfach Zeit gebraucht, aber jetzt läuft es besser.

Was ist mit Ihren neuen Teamkolle­gen in dieser Spielzeit möglich? Gibt es ein Saisonziel?

Hobsch: Unser Saisonziel ist na­türlich, so schnell wie möglich mit dem Abstieg nichts mehr zu tun ha­ben. Und dann müssen wir mal sehen, was noch so möglich ist. Aber jetzt gilt’s erstmal, in die gesicherte Zone zu kommen.

Nach elf Spielen kommen Sie auf sechs Einsätze, wurden fünfmal ein­ und einmal ausgewechselt. Macht 180 Minuten Spielzeit bisher. Wie zufrie­den sind Sie?

Hobsch: Man darf nicht vergessen, dass ich erst 19 Jahre alt bin. Aber ich will natürlich spielen! Ich habe bisher ein Spiel von Beginn an gemacht, ge­gen Illertissen – hatte dort aber gegen eine gute Verteidigung einen schwe­ren Stand. Ich habe dann auch kein wirklich gutes Spiel abgeliefert und bin zur Halbzeit ausgewechselt wor­den. Und in den Spielen, in denen ich eingewechselt worden bin, lag die Mannschaft oft schon in Rückstand. Da ist es dann natürlich umso schwe­rer, sich auszuzeichnen, wenn’s fürs Team insgesamt nicht gut läuft. Aber ich bleibe am Ball und versuche, im Training hart an mir zu arbeiten. Der Trainer sucht auch oft das Gespräch mit mir und erklärt, woran ich aktu­ell bei ihm bin. Aber es ist ja ganz nor­mal und völlig logisch, dass erstmal andere Spieler vor mir stehen, wenn ich zwei Wochen lang nicht trainieren konnte und genau in diese Zeit unse­re bisher beiden einzigen Siege fallen. Da muss ich mich dann natürlich erst­mal hinten anstellen und mich wieder herankämpfen. Aber ich sehe das jetzt alles noch nicht so eng, sondern will mir Zeit geben. Der Trainer weiß, was ich kann. Und ich weiß auch, was ich kann.

Also spüren Sie noch das Vertrauen Ihres Trainers?

Hobsch: Ja klar, da habe ich gar kei­ne Bedenken. Der Trainer setzt auf mich. Und bis zur Winterpause ist ja noch etwas Zeit, um mich wieder ans Team heranzukämpfen. Deshalb wer­de ich jetzt sicher nicht die Flinte ins Korn werfen.

Immerhin gelang Ihnen am vorletz­ten Sonntag bei Ihrem ersten Einsatz in der zweiten Mannschaft sofort das erste Saisontor. Ist der Knoten jetzt geplatzt?

Hobsch: Es war auf jeden Fall mal wieder gut, überhaupt neunzig Mi­nuten zu spielen. Der Trainer hat mir auch nahegelegt, über die zweite Mannschaft Spielpraxis zu sammeln. Und mit meinem Tor hat das natürlich gleich gut geklappt. Zwar haben wir das Spiel noch verloren, aber ich war einfach froh, dass ich überhaupt mal wieder ein Tor geschossen habe. Ein gutes Gefühl!

Ihr Trainer Florian Schlicker schickte die vergangenen Spiele fast immer dieselbe Elf auf den Platz. Zu­dem wurde mit Marcel Mosch eine weitere Offensivkraft von den Offen­bacher Kickers geholt. Droht Ihnen ein Bankdrücker-Dasein?

Hobsch: Nein, davor habe ich über­haupt keine Angst. Ich bin mir sicher, dass ich auch in der Regionalliga auf meine Einsatzzeiten kommen werde. Es liegt inmeiner Hand!

Also haben Sie den Wechsel noch keine Sekunde bereut?

Hobsch: Auf keinen Fall! Die Sai­son ist noch so jung und mein Wech­sel noch so frisch – da bereue ich jetzt noch nichts.

Apropos Wechsel: Hatten Sie noch andere Angebote als das der Kloste­rer? Und was hat letztlich den Aus­schlag für Seligenporten gegeben?

Hobsch: Ja, es gab auch noch ande­re Anfragen, aber ich habe mich letzt­lich für Seligenporten entschieden, weil der Trainer sich sehr um mich be­müht hat. Er hat mich schon das Jahr zuvor im Sommer angerufen, dann im Winter nochmal und jetzt im Sommer war erneut das Bemühen da. Er hat mich einfach überzeugt, wie er spie­len will und wie er drauf ist. Ein super Typ! Und es hat sich natürlich perfekt getroffen mit der Nähe von Seligen­porten zu meiner Ausbildung (Hobsch absolviert beim Logistikunternehmen Kühne + Nagel in Nürnberg eine Aus­bildung zum Speditionskaufmann, d. Red.).

Themawechsel: Was für ein Spieler­typ sind Sie und wie würden Sie ihr Spiel selbst beschreiben?

Hobsch: Am liebsten spiele ich vor­ne drin, aber ich bin sehr variabel in meinem Spiel: Ich lass mich gerne kurz anspielen, geh aber auch gerne in die Tiefe.

Was sind die größten Unterschiede zwischen Landes- und Regionalliga? Mussten Sie Ihr Spiel sehr umstellen?

Hobsch: Ich muss schon sagen, das ist nochmal ein gewaltiger Unter­schied. Vor allem im Hinblick dar­auf, auf was für Verteidiger ich in der Landesliga getroffen bin und wel­chen Verteidigern ich jetzt in der Regionalliga begegne. Auch körperlich geht’s in der Regionalliga nochmal ganz anders zu – vor allem, wenn’s da­rum geht, den Ball festzumachen. Da muss ich mich und mein Spiel etwas umstellen. Aber das dauert eben sei­ne Zeit. Mein neuer Teamkollege Pas­cal Worst ist dafür ein gutes Beispiel: Er hat jetzt zwei, drei Jahre fast nur in der zweiten Mannschaft gespielt, aber seit der letzten Winterpause hat er sich durchgesetzt und ist jetzt als absoluter Stammspieler im defensi­ven Mittelfeld nicht mehr wegzudenken. Er hat auch seine Zeit gebraucht, um sich an die höheren Aufgaben zu gewöhnen. Das geht einfach nicht von heute auf morgen.

Auch viele der älteren Mannschafts­kollegen haben zu mir gesagt, dass ich mich diesbezüglich nicht so sehr un­ter Druck setzen, sondern stattdessen einfach weiter a nmir arbeiten soll. Je­der braucht seine Eingewöhnungszeit.

Kommen wir zu Ihrem Ex-Klub, dem 1. SC Feucht. Wie intensiv ver­folgen Sie dessen Entwicklung? Sind Sie ab und zu noch bei Heimspielen im Waldstadion?

Hobsch: Ich war diese Saison schon richtig oft da, schau mir die Spiele gerne an und bin mit den Jungs nach wie vor super befreundet. Es freut mich natürlich, wie es zur Zeit läuft. Ich habe erst kürzlich beim 5:0 gegen den damals Tabellendritten aus Rös­lau zugeschaut. Einfach überragend, welche Qualität im Kader vorhanden ist!

In der Landesliga Nordost liegt der Schwerpunkt mehr auf dem Spie­lerischen – und das kommt der Feuchter Mannschaft sehr entgegen, weil sie spielerisch einfach überragend sind. Und wenn ich sehe, welche Qualität dann noch von der Bank kommt – da bin ich mir sicher, dass Feucht diese Saison aufsteigt!

Mit welchen ehemaligen Teamkol­legen haben Sie noch den meisten Kontakt?

Hobsch: Es gibt natürlich immer ein paar, mit denen man etwas mehr Kon­takt hat: Mit Jonas Marx etwa, mit dem ich schon in der A-Jugend zu­sammen gespielt habe; auch mit Tor­wart Nico Herzig, Andi Reuß, Chris­tian Schönweiß und Mario Swierkot stehe ich noch in engem und regel­mäßigem Kontakt. Ich bin auf jeden Mannschaftsabend eingeladen – bin also noch gerne gesehen, würde ich mal sagen (lacht).

Zum Abschluss noch ein paar per­sönliche Fragen, um den Menschen Patrick Hobsch besser kennenzuler­nen. Was für ein Typ sind Sie außer­halb des Platzes?

Hobsch: Ich bin ein offener Typ: Sehr locker, lerne gerne neue Leute kennen und bin für jeden Spaß zu ha­ben!

Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Haben Sie Hobbys?

Hobsch: Unter der Woche ist es mit Freizeit immer recht schwierig: Da bin ich dann auch einfach mal froh, daheim zu sein nach der Arbeit, wenn kein Training ist. Aber am Wochen­ende bin ich viel mit Freunden unter­wegs – bin also insgesamt ein sehr ge­selliger Typ.

Wie sieht es mit Träumen und Zie­len aus?

Hobsch: Der Traum vom Profi ist na­türlich immer da, ganz klar. Aber da braucht man so viel Glück. Ich kenn’s ja vonmeinem Vater, der ist jadas bes­te Beispiel! Er hat’s mir selbst so oft gesagt: Du brauchst das Talent, aber auch einfach das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Mein Vater hat selbst gemeint: Es gab viel­leicht Spieler, die besser waren als er, aber er hatte einfach das Glück, den Sprung zu schaffen. Wie gesagt: Pro­fi zu werden, ist immer ein Traum – aber ob’s zu verwirklichen ist, weiß man nie. Deswegen würde ich inmei­ner jetzigen Situation nie alles auf die Karte Fußball setzen, sondern schaffe mir mit meiner Ausbildung ein zwei­tes Standbein.

Die letzten beiden Fragen drehen sich um ihren Vater, der bekanntlich ein erfolgreicher Bundesligaprofi war. Nimmt er Sie gelegentlich noch zur Seite, um Ihnen mit all seiner Erfahrung wertvolle Tipps mit auf den Weg zu geben?

Hobsch: Wenn es mein Vater neben seiner Fußballschule, die sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, mal schafft, bei meinen Spielen vorbeizuschau­en, dann ist es schon so, dasswir nach dem Spiel über meine Leistung re­den und er mir Ratschläge gibt, was ich verbessern muss. Zu meiner jet­zigen Situation sagt er, dass einfach mal ein Tor fehlt, wenn ich in der ers­ten Mannschaft ran darf. Stürmer werden nunmal an Toren gemessen. Und wenn man in 34 Spielen null To­re schießt, dann war das einfach eine schlechte Saison – egal wie gut man sonst gespielt hat. Am meisten über Fußball spreche ich aber mit meinem Bruder, mit dem ich eine besondere Verbindung habe. Er versucht, sich jedes Spiel von mir anzusehen, ob­wohl er selbst nebenbei noch mit der zweiten Mannschaft von Ochenbruck in der Kreisklasse spielt. Gerade weil das deshalb nicht immer leicht zu ver­einbaren ist, bin ich ihm echt dank­bar, was er alles für mich macht!

Der Name Hobsch – Bürde oder Chance?

Hobsch: Ich würde sagen, es ist beides. Wenn ich mal ein paar Tore schieße, dann ist es natürlich schon so, dass über mich viel schneller ge­sprochen wird als über jemanden, der nicht solch einen bekannten Nachna­men hat. Da heißt es dann schon oft: „Oh schau, das ist der Sohn vom Bernd Hobsch!“ Aber wenn’s bei mir mal nicht läuft, dann ist es andersrumna­türlich genauso. Dann heißt es: „Was ist denn mit dem Hobsch los? Warum kommt der nicht nach seinem Vater? Was ist da schiefgelaufen?“ Manchmal werde ich sogar wegen meines Vaters beleidigt. Aber das gehört halt zum Fußball dazu – das nehme ich ganz lo­cker.

Ich kann ja eh nichts dagegen ma­chen. Das ist halt einfach so, da stehe ich drüber. Ich bin vielmehr froh, so einen Vater zu haben: Er ist National­spieler gewesen – auch wenn nur für 13 Minuten. Und Nationalspieler wird nicht jeder! Mein Vater hat viele Bun­desligaspiele gemacht, auch Bundesli­gatore, dazu war er Deutscher Meister und Pokalsieger. Da ist man als Sohn schon stolz.

Aufrufe: 017.9.2014, 11:52 Uhr
Fabian Istel (Der Bote)Autor