Vergangene Saison schoss Patrick Hobsch den 1. SC Feucht mit 25 Toren in 29 Spielen fast im Alleingang zum Klassenerhalt. In dieser Spielzeit will es für den Neuzugang des SV Seligenporten hingegen noch nicht so recht laufen: In elf Partien erst sechsmal eingesetzt, wartet er immer noch auf seinen ersten Saisontreffer. Zu allem Überfluss kassierte er am Sonntag – im Spiel der zweiten Mannschaft – wegen einer vermeintlichen Tätlichkeit auch noch eine Rote Karte. Weshalb er seinen Wechsel dennoch nicht bereut, wie er die Entwicklung seines Ex-Vereins sieht und warum sein prominenter Nachname sowohl Chance als auch Bürde ist – das alles und noch viel mehr verrät der 19-Jährige im großen Interview mit uns.
Patrick Hobsch: Die Vorbereitung ist anfangs relativ positiv für mich verlaufen: Ich bin gut reingekommen und wurde auch von der Mannschaft prima aufgenommen. Ich war auch relativ fit, da ich nach den Relegationsspielen mit dem SC gleich ins Training beim SVS ein gestiegen bin. Es ist dann auch super gelaufen – bloß gegen Ende der Vorbereitung war ich etwas platt, muss ich ehrlich zugeben. Der Trainer hat gesagt, dass man mir das anmerkt, weshalb ich im ersten Spiel nicht gleich in der Stammelf gespielt habe. Auch für uns als Mannschaft ist es zu Saisonbeginn nicht gut gelaufen. Jetzt versuche ich, mich ins Team reinzukämpfen.
Mit nur zwei Punkten aus sieben Spielen legte der SVS einen echten Fehlstart hin. Worauf sind die Startschwierigkeiten zurückzuführen?
Hobsch: Es war so, dass ein ganzes Mannschaftsgefüge den Verein verlassen hat – das verkraftet man eben nicht so leicht. Dann sind viele neue Spieler dazu gekommen: Viele junge, die noch keine Regionalliga-Erfahrung hatten, sondern zuvor in der Bayern- oder Landesliga, also unterklassig gespielt haben. Ist ja klar, dass sich die Mannschaft dann erst finden muss. Bei den Spielen haben wir teilweise auch Pech gehabt und dann kommt einfach alles zusammen: Du startest schlecht in die Saison und brauchst einfach mal ein Erfolgserlebnis, um in die Spur zu finden.
Den zwei wichtigen Siegen gegen Fürth II und in Bayreuth folgten zwei starke Auftritte beim 1:2 gegen Bayern München II sowie beim 0:1 in Schalding. Was sind die Gründe dafür, dass es jetzt besser läuft?
Hobsch: Das ist für mich schwer zu beurteilen, da ich genau in dieser Zeit krankheitsbedingt zwei Wochen lang nicht mittrainieren konnte und deshalb gegen Fürth und Bayreuth auch nicht im Kader stand. Ist für mich persönlich natürlich etwas blöd, dass ausgerechnet die zwei Spiele, in denen ich nicht mit dabei war, gewonnen werden (lacht). Aber natürlich habe ich mich trotzdem gefreut für die Mannschaft, dass wir die ersten Siege einfahren konnten. Ich denke, wir wurden auch einfach dafür belohnt, dass wir stets hart gearbeitet haben. Es war immer gute Stimmung in der Mannschaft und nie so, dass gemeckert wurde, weil’s nicht so läuft.
Kann man schon von einer Wende sprechen?
Hobsch: Ich würde es anders formulieren: Ich würde sagen, wir als Mannschaft haben uns gefunden. Die Erfolgserlebnisse sind jetzt da. Wir haben auch gegen Bayern ein gutes Spiel gezeigt, obwohl wir knapp verloren haben. Wir haben am Anfang insgesamt einfach Zeit gebraucht, aber jetzt läuft es besser.
Was ist mit Ihren neuen Teamkollegen in dieser Spielzeit möglich? Gibt es ein Saisonziel?
Hobsch: Unser Saisonziel ist natürlich, so schnell wie möglich mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben. Und dann müssen wir mal sehen, was noch so möglich ist. Aber jetzt gilt’s erstmal, in die gesicherte Zone zu kommen.
Nach elf Spielen kommen Sie auf sechs Einsätze, wurden fünfmal ein und einmal ausgewechselt. Macht 180 Minuten Spielzeit bisher. Wie zufrieden sind Sie?
Hobsch: Man darf nicht vergessen, dass ich erst 19 Jahre alt bin. Aber ich will natürlich spielen! Ich habe bisher ein Spiel von Beginn an gemacht, gegen Illertissen – hatte dort aber gegen eine gute Verteidigung einen schweren Stand. Ich habe dann auch kein wirklich gutes Spiel abgeliefert und bin zur Halbzeit ausgewechselt worden. Und in den Spielen, in denen ich eingewechselt worden bin, lag die Mannschaft oft schon in Rückstand. Da ist es dann natürlich umso schwerer, sich auszuzeichnen, wenn’s fürs Team insgesamt nicht gut läuft. Aber ich bleibe am Ball und versuche, im Training hart an mir zu arbeiten. Der Trainer sucht auch oft das Gespräch mit mir und erklärt, woran ich aktuell bei ihm bin. Aber es ist ja ganz normal und völlig logisch, dass erstmal andere Spieler vor mir stehen, wenn ich zwei Wochen lang nicht trainieren konnte und genau in diese Zeit unsere bisher beiden einzigen Siege fallen. Da muss ich mich dann natürlich erstmal hinten anstellen und mich wieder herankämpfen. Aber ich sehe das jetzt alles noch nicht so eng, sondern will mir Zeit geben. Der Trainer weiß, was ich kann. Und ich weiß auch, was ich kann.
Also spüren Sie noch das Vertrauen Ihres Trainers?
Hobsch: Ja klar, da habe ich gar keine Bedenken. Der Trainer setzt auf mich. Und bis zur Winterpause ist ja noch etwas Zeit, um mich wieder ans Team heranzukämpfen. Deshalb werde ich jetzt sicher nicht die Flinte ins Korn werfen.
Immerhin gelang Ihnen am vorletzten Sonntag bei Ihrem ersten Einsatz in der zweiten Mannschaft sofort das erste Saisontor. Ist der Knoten jetzt geplatzt?
Hobsch: Es war auf jeden Fall mal wieder gut, überhaupt neunzig Minuten zu spielen. Der Trainer hat mir auch nahegelegt, über die zweite Mannschaft Spielpraxis zu sammeln. Und mit meinem Tor hat das natürlich gleich gut geklappt. Zwar haben wir das Spiel noch verloren, aber ich war einfach froh, dass ich überhaupt mal wieder ein Tor geschossen habe. Ein gutes Gefühl!
Ihr Trainer Florian Schlicker schickte die vergangenen Spiele fast immer dieselbe Elf auf den Platz. Zudem wurde mit Marcel Mosch eine weitere Offensivkraft von den Offenbacher Kickers geholt. Droht Ihnen ein Bankdrücker-Dasein?
Hobsch: Nein, davor habe ich überhaupt keine Angst. Ich bin mir sicher, dass ich auch in der Regionalliga auf meine Einsatzzeiten kommen werde. Es liegt inmeiner Hand!
Also haben Sie den Wechsel noch keine Sekunde bereut?
Hobsch: Auf keinen Fall! Die Saison ist noch so jung und mein Wechsel noch so frisch – da bereue ich jetzt noch nichts.
Apropos Wechsel: Hatten Sie noch andere Angebote als das der Klosterer? Und was hat letztlich den Ausschlag für Seligenporten gegeben?
Hobsch: Ja, es gab auch noch andere Anfragen, aber ich habe mich letztlich für Seligenporten entschieden, weil der Trainer sich sehr um mich bemüht hat. Er hat mich schon das Jahr zuvor im Sommer angerufen, dann im Winter nochmal und jetzt im Sommer war erneut das Bemühen da. Er hat mich einfach überzeugt, wie er spielen will und wie er drauf ist. Ein super Typ! Und es hat sich natürlich perfekt getroffen mit der Nähe von Seligenporten zu meiner Ausbildung (Hobsch absolviert beim Logistikunternehmen Kühne + Nagel in Nürnberg eine Ausbildung zum Speditionskaufmann, d. Red.).
Themawechsel: Was für ein Spielertyp sind Sie und wie würden Sie ihr Spiel selbst beschreiben?
Hobsch: Am liebsten spiele ich vorne drin, aber ich bin sehr variabel in meinem Spiel: Ich lass mich gerne kurz anspielen, geh aber auch gerne in die Tiefe.
Was sind die größten Unterschiede zwischen Landes- und Regionalliga? Mussten Sie Ihr Spiel sehr umstellen?
Hobsch: Ich muss schon sagen, das ist nochmal ein gewaltiger Unterschied. Vor allem im Hinblick darauf, auf was für Verteidiger ich in der Landesliga getroffen bin und welchen Verteidigern ich jetzt in der Regionalliga begegne. Auch körperlich geht’s in der Regionalliga nochmal ganz anders zu – vor allem, wenn’s darum geht, den Ball festzumachen. Da muss ich mich und mein Spiel etwas umstellen. Aber das dauert eben seine Zeit. Mein neuer Teamkollege Pascal Worst ist dafür ein gutes Beispiel: Er hat jetzt zwei, drei Jahre fast nur in der zweiten Mannschaft gespielt, aber seit der letzten Winterpause hat er sich durchgesetzt und ist jetzt als absoluter Stammspieler im defensiven Mittelfeld nicht mehr wegzudenken. Er hat auch seine Zeit gebraucht, um sich an die höheren Aufgaben zu gewöhnen. Das geht einfach nicht von heute auf morgen.
Auch viele der älteren Mannschaftskollegen haben zu mir gesagt, dass ich mich diesbezüglich nicht so sehr unter Druck setzen, sondern stattdessen einfach weiter a nmir arbeiten soll. Jeder braucht seine Eingewöhnungszeit.
Kommen wir zu Ihrem Ex-Klub, dem 1. SC Feucht. Wie intensiv verfolgen Sie dessen Entwicklung? Sind Sie ab und zu noch bei Heimspielen im Waldstadion?
Hobsch: Ich war diese Saison schon richtig oft da, schau mir die Spiele gerne an und bin mit den Jungs nach wie vor super befreundet. Es freut mich natürlich, wie es zur Zeit läuft. Ich habe erst kürzlich beim 5:0 gegen den damals Tabellendritten aus Röslau zugeschaut. Einfach überragend, welche Qualität im Kader vorhanden ist!
In der Landesliga Nordost liegt der Schwerpunkt mehr auf dem Spielerischen – und das kommt der Feuchter Mannschaft sehr entgegen, weil sie spielerisch einfach überragend sind. Und wenn ich sehe, welche Qualität dann noch von der Bank kommt – da bin ich mir sicher, dass Feucht diese Saison aufsteigt!
Mit welchen ehemaligen Teamkollegen haben Sie noch den meisten Kontakt?
Hobsch: Es gibt natürlich immer ein paar, mit denen man etwas mehr Kontakt hat: Mit Jonas Marx etwa, mit dem ich schon in der A-Jugend zusammen gespielt habe; auch mit Torwart Nico Herzig, Andi Reuß, Christian Schönweiß und Mario Swierkot stehe ich noch in engem und regelmäßigem Kontakt. Ich bin auf jeden Mannschaftsabend eingeladen – bin also noch gerne gesehen, würde ich mal sagen (lacht).
Zum Abschluss noch ein paar persönliche Fragen, um den Menschen Patrick Hobsch besser kennenzulernen. Was für ein Typ sind Sie außerhalb des Platzes?
Hobsch: Ich bin ein offener Typ: Sehr locker, lerne gerne neue Leute kennen und bin für jeden Spaß zu haben!
Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Haben Sie Hobbys?
Hobsch: Unter der Woche ist es mit Freizeit immer recht schwierig: Da bin ich dann auch einfach mal froh, daheim zu sein nach der Arbeit, wenn kein Training ist. Aber am Wochenende bin ich viel mit Freunden unterwegs – bin also insgesamt ein sehr geselliger Typ.
Wie sieht es mit Träumen und Zielen aus?
Hobsch: Der Traum vom Profi ist natürlich immer da, ganz klar. Aber da braucht man so viel Glück. Ich kenn’s ja vonmeinem Vater, der ist jadas beste Beispiel! Er hat’s mir selbst so oft gesagt: Du brauchst das Talent, aber auch einfach das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Mein Vater hat selbst gemeint: Es gab vielleicht Spieler, die besser waren als er, aber er hatte einfach das Glück, den Sprung zu schaffen. Wie gesagt: Profi zu werden, ist immer ein Traum – aber ob’s zu verwirklichen ist, weiß man nie. Deswegen würde ich inmeiner jetzigen Situation nie alles auf die Karte Fußball setzen, sondern schaffe mir mit meiner Ausbildung ein zweites Standbein.
Die letzten beiden Fragen drehen sich um ihren Vater, der bekanntlich ein erfolgreicher Bundesligaprofi war. Nimmt er Sie gelegentlich noch zur Seite, um Ihnen mit all seiner Erfahrung wertvolle Tipps mit auf den Weg zu geben?
Hobsch: Wenn es mein Vater neben seiner Fußballschule, die sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, mal schafft, bei meinen Spielen vorbeizuschauen, dann ist es schon so, dasswir nach dem Spiel über meine Leistung reden und er mir Ratschläge gibt, was ich verbessern muss. Zu meiner jetzigen Situation sagt er, dass einfach mal ein Tor fehlt, wenn ich in der ersten Mannschaft ran darf. Stürmer werden nunmal an Toren gemessen. Und wenn man in 34 Spielen null Tore schießt, dann war das einfach eine schlechte Saison – egal wie gut man sonst gespielt hat. Am meisten über Fußball spreche ich aber mit meinem Bruder, mit dem ich eine besondere Verbindung habe. Er versucht, sich jedes Spiel von mir anzusehen, obwohl er selbst nebenbei noch mit der zweiten Mannschaft von Ochenbruck in der Kreisklasse spielt. Gerade weil das deshalb nicht immer leicht zu vereinbaren ist, bin ich ihm echt dankbar, was er alles für mich macht!
Der Name Hobsch – Bürde oder Chance?
Hobsch: Ich würde sagen, es ist beides. Wenn ich mal ein paar Tore schieße, dann ist es natürlich schon so, dass über mich viel schneller gesprochen wird als über jemanden, der nicht solch einen bekannten Nachnamen hat. Da heißt es dann schon oft: „Oh schau, das ist der Sohn vom Bernd Hobsch!“ Aber wenn’s bei mir mal nicht läuft, dann ist es andersrumnatürlich genauso. Dann heißt es: „Was ist denn mit dem Hobsch los? Warum kommt der nicht nach seinem Vater? Was ist da schiefgelaufen?“ Manchmal werde ich sogar wegen meines Vaters beleidigt. Aber das gehört halt zum Fußball dazu – das nehme ich ganz locker.
Ich kann ja eh nichts dagegen machen. Das ist halt einfach so, da stehe ich drüber. Ich bin vielmehr froh, so einen Vater zu haben: Er ist Nationalspieler gewesen – auch wenn nur für 13 Minuten. Und Nationalspieler wird nicht jeder! Mein Vater hat viele Bundesligaspiele gemacht, auch Bundesligatore, dazu war er Deutscher Meister und Pokalsieger. Da ist man als Sohn schon stolz.