2024-04-30T13:48:59.170Z

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Thorsten Junker verteidigte den früheren Finanzvorstand des TSV Aindling.  Foto: Ruth Ploessel
Thorsten Junker verteidigte den früheren Finanzvorstand des TSV Aindling. Foto: Ruth Ploessel

»Das ist kein guter Tag für das Ehrenamt«

Was die Verteidiger für ihre Mandanten ins Feld führen und das letzte Wort des aktuellen Präsidenten

David Herrmann, Verteidiger des aktuellen Präsidenten, versuchte in seinem Plädoyer mit einem Bild aus der Fußballsprache die Rolle seines Mandanten zu verdeutlichen: „Der Schiri hat abgepfiffen, bevor das Spiel zu Ende war.“ Die Übersetzung: Der Präsident habe bei seiner Amtsübernahme im April 2011 erkannt, dass das Bezahlsystem des Vereins nicht in Ordnung ist. Er habe es geändert, aber nicht sofort alles umsetzen können. Die Mannschaft von einem Tag auf den anderen nicht mehr zu bezahlen und aus dem Spielbetrieb herauszunehmen, das sei einfach nicht möglich gewesen. Ende des Jahres hat dann die Razzia sozusagen das Spiel beendet. Den ominösen Ordner mit den Zahlungen an die Spieler, der bei der Durchsuchung versteckt in seinem Haus gefunden worden sei, habe er erst aufarbeiten wollen. Und er selbst habe die Fahnder auf den Ordner hingewiesen. Für Rechtsanwalt Herrmann ist nicht nachvollziehbar, warum nur beim TSV Aindling so hart durchgegriffen worden ist. Die Spielerbezahlung in diesen Klassen „war ein Massenphänomen und ist bei vielen Vereinen so gehandhabt worden“. Bei einer Gleichbehandlung hätte die Problematik noch ganz anders auf die Fußballerszene durchgeschlagen.

Der Verein hat dies immer wieder moniert: Am TSV werde ein Exempel statuiert und die Funktionäre müssten exemplarisch den Kopf hinhalten. Herrmann betonte, dass sich der aktuelle Präsident – im Unterschied zu anderen Angeklagten – seit der Razzia 2011 mit enormen Einsatz und in unzähligen Verhandlungsgesprächen bis zu körperlichen Erschöpfung und mit gesundheitlichen Folgen für den Verein „aufgerieben hat“, um ihn zu retten. Er sei in der Verantwortung geblieben, auch als etwas „schief gelaufen ist“.

Für Rechtsanwalt Thorsten Junker ist der Knackpunkt des Verfahrens, ab welcher Summe ein Amateurspieler zum Arbeitnehmer wird. Bei einem Profi sei das klar, aber bei einem Sportler, der nach Feierabend trainiere und spiele und dafür einen hohen zeitlichen aber auch finanziellen Aufwand treibe, sei das nicht so leicht: „Wo ist die Grenze?“ Die gebe es bis heute nicht, so der Verteidiger des früheren Finanzvorstands. Er erinnerte daran, dass sein Mandant nicht nur den Löwenanteil der Wiedergutmachung (380.000 Euro) schultere, sondern auch über Jahre hinweg den Verein enorm finanziell unterstütze. Zuletzt sei er allein mit rund 40.000 Euro durch Darlehen und Nachzahlungen dabei, weil die Gemeinnützigkeit bei Spenden aberkannt wurde und die Steuer dieses Geld jetzt nachforderte. Wichtig war dem Verteidiger noch ein anderer Hinweis: Sein Mandant habe als Finanzvorstand ab 2003 das Bezahlsystem des TSV nicht entwickelt, sondern er habe ein bestehendes System übernommen.

Zwei Angeklagte verzichteten auf ihr letztes Wort. Ein früherer Präsident machte es ganz kurz: „Mir fehlen die Worte.“ Am längsten sprach der aktuelle Präsident und wandte sich auch an den Staatsanwalt und zu dessen Hinweis auf Ehrenamt und Verantwortung: „Das ist kein guter Tag für das Ehrenamt. Es werden sich nicht mehr viele Personen finden, die so etwas übernehmen.“
Aufrufe: 028.6.2016, 14:57 Uhr
Aichacher Nachrichten / cliAutor